Im Vorfeld habe ich ja viel gelesen von wegen … das geht nicht. Als dann eben in Luxor auch die Antwort kam das könnt ihr vergessen die lassen euch da nicht fahren und dass wir eben wieder zurück geschickt werden.
Unser Bekannter der uns unseren „Ersatzfahrer“ besorgt hatte sagte uns auch gleich … wenn er einen findet der so "Crazy" ist und das macht und wir dann auf der Polizeistation landen, dann sollen wir seinen Namen ja nicht ins Spiel bringen, denn er kennt uns dann nicht

Er fügte aber auch gleich scherzhaft hinzu … Ich werde euch dann aber im Gefängnis schon mal besuchen

na ja soooo schlimm sind wir nun auch nicht das man uns wegsperren muß. wir sind ja nicht auf Antiken-Raub spezialisiert wir wollen doch nur gucken.
Unser aller Bekannter Daniel Jackson hatte ja auch schonmal das Vergnügen nach einer langen Diskussion wieder in ein Taxi gesetzt zu werden und nach Luxor zurück geschickt zu werden. Auch N. hatte schon das Vergnügen an diesem (und auch vielen anderen

Wir also schön unauffällig und brav (ja das können wir auch) an den Checkpoint gefahren. Die Frage war wohl gleich … woher und wohin … wir hatten (wieder mal) das Glück das N. auch arabisch versteht und uns übersetzte.
Nach dem es darum ging dass wir nur nach Dendera fahren dürften hatte unser Fahrer die Idee uns als „Europäische Pilger“ hinzustellen und dass wir doch unbedingt zu den Klöstern müssten.
Uns ist ja schon fast ein Heiligenschein gewachsen


In N. Gesichtsausdruck sah man, dass sie nun schon die Felle davon schwimmen sah und wir nun die Polizeistation auch mal von innen besichtigen dürften.
Aber siehe da …. dem Polizisten war es wohl zu dumm „Alarm“ zu schlagen das hier ein Bus Touris auf Abwegen ist und die ja unbedingt Polizeischutz brauchen. *heul …. bloß nicht … denn dann können wir die Zwischenstopps gleich vergessen. Unser Fahrer sagte uns dann dass nun ein „Dankeschön“ in Form von Bakschisch erwartet wird und wir dürften weiterfahren.
Dieser Polizist hatte sicherlich nicht die Befugnis (was auch N. bestätigte) uns weiterfahren zu lassen was uns in dem Moment aber wurscht sein konnte. Wir gaben das Bakschisch mit einem obligatorischen Händedruck weiter und konnten so von dannen ziehen.
Wir wären sicher auch ohne den „Händedruck" weitergekommen, sagen wir mal auf dem normalen Dienstweg, aber das hätte gedauert und wir hätten „Schutz“ bekommen was wir ja nicht wollten.
So konnten wir (für ein paar Pfund) unbehelligt unsere Tour, die nun ja eine „Pilgerfahrt“, war fortsetzen

Mal sehen wer uns auf der Strecke noch so aufhalten will ?? Aber N. bestätigte uns, dass auf der Seite erst wieder in Nähe Luxor ein Checkpoint wartet und wie wir das dann machen/regeln sehen wir dann.
Diese Handhabung am Checkpoint bestätigte uns wieder, dass die Regel in Ägypten die ist … das es keine gibt. Was heute geht kann morgen schon wieder unmöglich und umgekehrt sein.
Unser Fahrer sagte zwar, dass er weiß wo Deir el Ballas ist, was sich bei der Suche aber als falsch herausstellte. Auf der anderen Seite des Nils kannte er sich ja aus aber auf der Dendera Seite war das wohl nicht so.
Wir hatten ja ungefähr eine Vorstellung wo es liegen mußte. Nur irgendwie hat das auf Anhieb nicht geklappt und wir fanden uns bei einem Kloster wieder (wohl doch die Pilgerfahrt) die kommt aber erst später


Also weiter auf der Straße und den nächsten gefragt … das war dieses mal ein Mann auf einem Mopet. Mach das mal in Deutschland: einfach ein Mopet auf der Straße anhalten und nach dem Weg fragen. Dieser Mann kannte zwar die Archäologische Stätte Deir el Ballas nicht ABER er kannten den Ort el Ballas. Bis er uns das erklärt sagte er kurzerhand … folgt mir … unterbrach seinen ursprünglichen Weg, denn er wollte eigentlich in die andere Fahrtrichtung und fuhr vorraus.
Also einmal umdrehen wo wir ja schon her kamen. Unser Mopet Führer fuhr dann erst mal kurzerhand querfeldein da wir wohl auf der falschen Straße waren. Nur hatte er wohl nicht bedacht, dass wir einen Bus haben und er ein Mopet. Wir dachten schon … OK nun bleiben wir hier in der Pampa stecken und müssen den Bus wohl noch ausbuddeln. Aber irgendwie haben wir die Off-Road Strecke doch geschafft und befanden uns wie gesagt wieder auf dem Rückweg. Und siehe da, das markante Zeichen, das ich auch auf den Google Bildern gesehen hatte … die Schule … war zu sehen. Also sind wir nun auf dem richtigen Weg und in der Siedlung el Deir angekommen.
Dort haben wir zwar noch einmal eine falsche Abzweigung genommen aber den großen Schulblock hatten wir nicht mehr aus dem Auge gelassen, so das wir unser Ziel die Antiken Reste von Deir el Ballas gefunden hatten.
[align=center]Da es sich um ein Riesen Areal handelt hier am besten erst mal wieder ne Übersicht. Nord und Südpalast und die Gräberfelder.

Wir werden unsere Erkundung im Nord Palast beginnen wobei man von großer Höhe die Struktur besser erkennen kann als von hier unten auf dem Boden, deshalb hier noch eine Aufnahme von dem Nord Palast.

Wie ihr hier selbst sehen könnt kann man von „unten“ keine Struktur erkenne, es ist aber erstaunlich das doch noch so hohe Mauern vorhanden sind nach dem sie sich ja mehr oder weniger genau am Rande des Dorfes befinden. Ach ja im Hintergrund könnt ihr die Schule sehen die uns als Anhaltspunkt gedient hatte.

Hier könnt ihr auch sehen was ich meinte, denn der einstige Palast wird nun in das Dorfleben integriert und hat somit nicht gerade viele Chance … sagen wir mal … zu Überleben/Überdauern

Der Nord Palast umfasst eine Fläche von 150 x 300m der mit einer dicken Umfassungsmauer versehen ist.Was darauf schließen lässt das er eben nicht nur ein Palast sondern auch als Festung diente. George Andrew Reisner hatte hier 1900/1901 eine Grabung durchgeführt und hatte fataler weise die Rest als „koptisch“ eingestuft und lies sie ohne viel Aufhebens (für die Nachwelt) einfach abtragen um an den wie er vermutet darunter leidenden Tempel zu kommen. Dass er damit aber den Tempel „zerstörte“ war ihm nicht bewusst, denn er hatte eine komplett neue und bis dahin noch nicht gefundene Art eines Palasttypes der auf einer Plattform, gestützt von Kasematten erforscht. (dazu aber im Süd Palast mehr)

Nun Kraxeln wir mal auf eine Anhöhe von der man die Reste des Nord Palast besser erfassen kann.
Der Palast soll aus den neuen Reich stammen wie Funde bestätigten. Es wird aber davon ausgegangen das dem Standort eine älter Tempelanlange zugrunde liegt. Bei Grabungen wurden hier unter anderem auch Kartuschen von Ahmose und Amenhotep I. gefunden die hier den Palast wohl auch als Festung benutzten.

Bei näherem Betrachten kann man aber doch noch eine gewaltig Dicke der Mauern erkennen. Da fällt mir doch noch was zu Reisner ein. Er soll 1901 hier bei der Grabung von einheimischen einen Papyrus zum kauf angeboten bekommen haben der in einem Topf gefunden wurde. (ja damals war so was an der Tagesordnung) Er konnte bei diesem Angebot nicht „Nein“ sagen und erwarb den 3,50m langen Papyrus. Wie sich herausstellte handelte es sich um ein medizinisches Buch aus dem Neuen Reich, vielleicht unter der Herrschaft von Thutmosis III. Er gab dem Papyrus den Namen Hearst da Apperson Hearst die Grabung finanzierte. Der Papyrus zeigt wohl starke Parallelen zu dem Ebers Papyrus aber ich denke mal das alles auszuführen führt hier dann zu weit.


Natürlich ist unser Besuch hier nicht unentdeckt geblieben und schon kamen von überall Kinder herbei geeilt. ….
sollten die nicht in der Schule sein ??

Die Häuser hier sind auch einen Blick wert, denn wie ihr sehen könnt wurden hier Tonkrüge beim Hausbau verarbeitet. Mir ist irgendwie beim ersten Anblick gleich mal die „deutsche Statikberechnung“ eingefallen


Nun gehen wir mal in Richtung Gebärfeld weiter und finden diese Mauerreste auf dem Weg. Wie ich gelesen hatte wurden bei Grabungen eben nicht nur die Paläste gefunden, sondern auch Reste einer Siedlung. Was ja nahe liegend ist bei einem Palast ist, aber ob es sich nun bei diesen Resten um die Siedlung handelt kann ich nicht sagen, denn dazu habe ich leider nichts finden können.


Auf dem Weg „pflasterten“ die Tonfragmente unseren Weg

Die Ägyptologen Flinders Petrie und James Edward Quibell haben schon hier 1894/95 gegraben und darüber auch ein Buch veröffentlicht. ( Naqada and Ballas 1895 By W. M. Flinders Petrie ... and J. E. Quibell ) In dem Buch sind viel Zeichnungen der Grablegung und der Grabfunde zu sehen. Die Funde aus prädynasischer Zeit lassen ihn davon aus geht das hier schon von der Lage des Standorte schon lange vor den Pharaonen eine „Festung“ stand. Die Entdeckung der prädynastischen Friedhöfe gehören zu Petrie`s bemerkenswertesten Entdeckungen.


Wir sollten uns nun wieder losreißen, denn der Süd Palast wartet ja schon auf unsere Erkundung. Ich hatte gelesen das nur ca. 800m den Nord von dem Südpalast trennten aber von hier aus sieht das viel viel weiter aus. So haben wir uns entschlossen zum Süd Palast auf der neuen Straße zu fahren anstatt auf alten Pfaden zu wandeln.


Aber auch hier vielleicht erst mal wieder eine Ansicht aus der Luft, damit man hier auch die Struktur des Palastes „erahnen“ kann.

Da wir uns dem Süd Teil eben von der Straße her näherten sah das ganze aus wie ein riesiger (Schutt) Berg. Wir haben uns entschlossen diesen natürlich zu erkunden, was sich als Steiler herausstellte als gedacht. Der Palast stand einst auf einem natürlichen Plateau auf dem dann die Kasematten errichtet wurden und darüber kam dann der eigentliche Palast. Betreten hatte man den Palast wohl in dem man in der Mitte eine Monumentale Treppe errichtetet.


Ziemlich oben angekommen sehen wir das es sich hier nicht um „normalen“ Stein handelt sondern das wir uns doch auf Resten von Ziegelsteinen die ja einst mal vermauert waren befinden, was uns dann auch bestätigte das wir hier doch richtig sind.


Oben angekommen bot sich uns dann dieser Ausblick auf den Süd Palast
…. viele denken sicher nun HÄÄÄ wo ist da was zu sehen ??
Leider habe ich keine Rekonstruktion von dem Tempel gefunden, damit man sich das große Bauwerk hätte vorstellen können. Das liegt aber auch sicher daran das hier irgendwie noch keiner ausführliche Grabungen gemacht hat.

Ich dachte ja im Vorfeld meiner Ausarbeitungen zur Tour … na ja sooo interessant ist Deir el Ballas ja nicht aber man kann ja mal vorbei schauen. Nun im Nachhinein wo ich mich hier mit dem Bericht beschäftige und viel darüber lese stelle ich fest, dass die Palastanlagen sehr sehr interessant sind alleine schon wegen dem neuen Palasttyp.

Der Süd Palast hatte einst die die Ausmaße 100 x 45m und stammte ebenfalls aus dem Neuen Reich. Er war im Gegensatz zum Nord Palast nicht so stark befestigt was eben darauf schließen lässt das er nur als Palast genutzt wurde und sicher sehr Imposant aus sah mit seiner breiten Treppenflucht, die die Stockwerke miteinander verband. Hier im Süd Palast hatte George Andrew Reisner bei seiner Grabung auch Blöcke aus der Zeit Mentuhotep Nebhepetre gefunden.
Wer sich genauer dafür interessiert kann sich hier schon mal schlau lesen.
http://www.mentuhotep.de/denkmaeler/delballas.htm

Nun sind wir wieder „unten“ angekommen und können sehen das auch hier noch stattliche Mauerreste zu sehen sind.

Und hier haben wir an Hand der Mauerreste entdeckt das es sich doch um zwei ebenen gehandelt hatte.

Dieses (gemauerte) Loch ist kein gewöhnliches Loch sondern ein Beweis für die Kasematten Bauweise die hier angewandt wurde.
Ich sage doch … je mehr ich mich hier einlese um so interessanter wird die ganze Palastanlage.
Am Anfang schrieb ich doch das dieser Palasttyp sonst nicht belegt ist …. was auch für viele Jahre stimmt. Nur hat wohl der letzte „Herrscher“ hier den Palast für gut empfunden, so dass er einen ähnlichen in Ezbet Helmi (bei Tell el-Dab'a) errichten lies wie das Österreichische Archäologischen Instituts und des Instituts für Ägyptologie der Universität Wien bei Grabungen dort feststellten.

Ich glaube wir sollten nun wieder weiter Ziehen zu unserem nächsten Stopp die Pyramide von Naqada zu suchen.
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