Scharmützel um irakische Internet-Domain

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Scharmützel um irakische Internet-Domain

Beitragvon Osiris » Mi 23 Apr, 2003 05:07

Kaum ist Saddam Hussein in die Flucht geschlagen, ist ein Streit über die irakische Top-Level-Domain .iq entbrannt. Eine britische Gruppe erhebt Anspruch auf die Kennung, die offiziell noch von arabischen Unternehmern kontrolliert wird - die aber hocken in George W. Bushs Heimatstaat im Knast.

London - Die britische IT-Firma Onega gibt sich selbstlos. Das von ihr initiierte Komitee für den IT-Wiederaufbau des Irak, Citri genannt, wolle die irakische Top-Level-Domain (TLD) mit dem Kürzel .iq übernehmen und versteigern, heißt es in einer Mitteilung. Die Erlöse, so die Darstellung der Gruppe, sollten für den Wiederaufbau der technischen Infrastruktur des Landes verwendet werden. Citri erwartet nach eigenen Angaben, dass mit der Auktion mehr als zehn Millionen Dollar erzielt werden könnten.
Derzeit aber liegen die Rechte an der TLD bei einer texanischen Internet-Firma, gegen deren arabischstämmigen Inhaber aber die US-Justiz wegen des Verdachts der Unterstützung von terroristischen Organisationen ermittelt. Laut Citri laufen derzeit Verhandlungen über die Rückgabe der TLD-Rechte. Der Ausgang sei noch offen.

Klar ist, dass nur wenige Iraker unter den möglichen Gewinnern der Auktionen sein werden. Citri argumentiert, dass die Versteigerungen dennoch ein legitimes Mittel seien, um dringend benötigte Hilfe für das kriegszerstörte Land zu bringen. Die Nachfrage nach attraktiven Adressen wie etwa (at)high.iq ("Hoher Intelligenzquotient") wäre sicher hoch, heißt es lakonisch von Citri.

Allerdings seien zehn Millionen Dollar nicht viel angesichts der Milliardenerlöse, die aus der Ölindustrie fließen könnten. Langfristig sei geplant, die Rechte an .iq einer akademischen nicht-profitorientierten Organisation im Irak zurückzugeben. Citri betont außerdem, dass man aus dem Projekt keinerlei Profit schlagen wolle.

Zuletzt waren Angebote unter der .iq-Domain vollkommen aus dem Netz verschwunden. Dies lag zum einen an den Uno-Sanktionen gegen das Land, zum anderen am US-Vorgehen gegen die texanische Firma InfoCom aus dem Ort Richardson.

Die US-Behörden werfen den Elashi-Brüdern, die das Unternehmen geleitet haben, finanzielle Unterstützung der palästinensischen Hamas-Miliz vor. Zugleich sollen sie illegal Computer nach Syrien exportiert haben. Drei der vier Brüder sitzen nach Informationen des US-Blattes "Wired" in einem texanischen Gefängnis.