Wer jedoch etwas Zeit in Assuan übrig hat und dem üblichen touristischen Treiben entgehen will, dem möchte ich einen Spaziergang über die Insel nahebringen.
Mit der öffentlichen Fähre geht es an die Südspitze. Kostenpunkt 1 LE. Die Fähre findet man in der Nähe des Anlegers des Isis Islands im Süden der Corniche etwa gegenüber des Egypt Air Büros. Auf der Insel angekommen, kann man wenige Schritte nach links gehen zu den Ausgrabungen.
Sollte man mit einer Reisegruppe gekommen sein, wird man unten an der Treppe ausgeladen und steigt diese hoch bis zum Tickethäuschen, besichtigt zuerst das Museum und anschließend das Ausgrabungsareal.
Spätestens hier kann sich auch der Gruppenreisende aus dem Programm ausklinken und ein wenig auf eigene Faust losziehen.

Hat man Alles besichtigt, wendet man sich auf den Treppen, direkt hinter dem Tickethäuschen, nach links. Es befindet sich dort im grünen Zaun ein Törchen, durch das man zu den nubischen Dörfern, die die Insel bevölkern, gelangt.

Der Spaziergang über die Insel Elephantine ist denkbar einfach: man hält sich immer in nördlicher Richtung, den Turm des ehemaligen Oberois und jetzigen Mövenpick-Hotels als Anhaltspunkt im Blick, kann nichts schief gehen.
Auf der Insel befinden sich zwei nubische Dörfer, Koti und Siou, mit zusammen etwa 3000 Einwohner.

Koti liegt nahe der Ausgrabungen am südlichen Ende und Siou liegt nördlich, vor den Mauern des Mövenpicks.
Getrennt werden die beiden Dörfer durch Felder und Gärten, die einen Einblick in das nubische Leben geben, wie es seit Jahrhunderten schon geführt wird. Lediglich die Satelliten-Schüsseln auf den Häusern verraten, daß hier die Zeit auch nicht vollständig still steht.

Was für eine Ruhe!!! Die Menschen sind zurückhaltend und grüßen freundlich. Kein Vergleich zu dem lebhaften Treiben in der Stadt.
Die bunten Häuser sind dekoriert mit Bildern des täglichen Lebens, der Reise nach Mekka oder auch gerne mal ein Krokodils-Kopf.


Zwischendurch findet man immer Amphoren mit Bechern, aus denen Durstige trinken können. Wir haben allerdings darauf verzichtet und dem guten, alten Baraka aus der Flasche vertraut.
Plötzliche rufen Kinder: "Donkey!!! Donkey!!!"
Wir pressen uns an eine Hauswand, als ein Esel im Galopp um die Ecke prescht, beladen mit Lehmziegeln und mit einem Jungen.


"Aha", sagt mein Mann, "da wird gebaut!!!"
Wir laufen immer weiter nach Norden, bis zum Dorf Siou. Dort hat man nun die Möglichkeit, mit der zweiten öffentlichen Fähre, östlich gelegen, zurück zur Corniche nach Assuan zu fahren.
Wir entscheiden uns für die westliche Seite, um noch einen Blick auf die Kitchener-Insel zu werfen. Vorbei an Ziegenställen laufen wir weiter.

Plötzlich stehen wir vor einem mehrstöckigen, nubischen, bunten Haus: Ein neues Guesthouse!!! Das war vor einigen Jahren noch nicht hier. Da stand hier noch der alte, schäbige, grüne Zaun, der das Dorf vom Hotelkomplex trennte.

Wie schön, daß der verschwunden ist!
Also nix wie hin zu dem neuen Guesthouse. Der Besitzer sitzt unten am Ufer auf einem Stuhl und wartet auf Fahrgäste, die übersetzen wollen zur Kitchener-Insel.


Nein, wollen wir nicht. Wir wollen das Haus sehen und fotografieren. Kein Problem. Er schreitet voran: Treppen über Treppen, bis wir auf dem Dach ankommen. Dort bietet er uns einen Platz an: was für ein toller Ausblick!!!



Ob wir etwas trinken möchten, fragt er. Wir entscheiden uns für zwei Flaschen Wasser, da wir uns die Zunge inzwischen als Schlips um den Hals binden könnten. Kostenpunkt: man glaubt es kaum - nur 5 LE.

Da hätten wir jetzt wesentlich mehr erwartet!
Nachdem wir uns ein wenig erholt und ausgetrunken, sowie ein Rauchopfer dargebracht haben, lassen wir uns noch das Haus zeigen. Es gibt allerlei nubisches Kunsthandwerk, das man zu relativ günstigen Preisen erwerben kann. Erst als wir fragen, gibt er zu, daß man die Dinge, die dort an der Wand hängen, auch kaufen kann.

Er geht weg, damit wir uns in Ruhe umschauen können. Aufdrängen will er uns Nichts. Nach einer Weile kommt er wieder, wir haben uns für einige Ketten entschieden. Kostenpunkt 5 LE - ohne Verhandlungen. Das erscheint mir günstig, so feilsche ich nicht um das letzte Pfund!
In den Bastkörben nisten Vögel. Der freundliche, zurückhaltende Nubier erklärt uns, daß bei ihm im Haus Spatzen, Stare und Tauben nisten, die gerade Junge aufziehen. Trotz der vielen Vögel, die umherschwirren, ist das Haus blitzblank und überall mit Teppichen ausgelegt. Wir kommen uns, mit unseren staubigen Schuhen, schmutzig und etwas fehlt am Platze vor.

In einer Ecke steht eine Art Terrarium, in dem ein kleines Krokodil hockt.
Wir wundern uns nicht, da wir wissen, daß viele Nubier zu Hause Krokodile halten. Allerdings werden sie, wenn sie zu groß sind, um als Haustier gehalten zu werden, gerne mal in die Freiheit entlassen - sprich in den Nil geworfen. Das führt natürlich zu Problemen, da diese sich prächtig entwickeln und dann zur Gefahr werden.

Darüber diskutieren wir natürlich, aus Höflichkeit, mit dem Hausherren nicht!

Nachdem wir unsere neu erworbenen Ketten verstaut haben, verabschieden wir uns, mit dem Versprechen, sein Guesthouse lobend zu erwähnen. Am Ufer wieder angekommen, stellen wir fest, daß um die neue Mauer ein Pfad auf das Gelände des Mövenpick führt.
Wir entscheiden uns dazu nicht mit der öffentlichen Fähre zurückzufahren, sondern noch etwas auf dem Hotelgelände herumzustromern, um zu sehen, was es Neues gibt und dann mit der kostenlosen Hotelfähre zur Corniche überzusetzen.

edit by isis
Vielen Dank für deinen Bericht. Ich habe Deinen Bericht gleich mal in die ---> Erfahrungsberichte und Beschreibungen Sammlung kopiert. Februar 2010