Heute: ZDF Maybrit Illner zur Lage in Aegypten

Hier Hinweise und Besprechungen auf kommende und schon ausgestrahlte Sendungen im TV zum Thema "Ägypten"

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Anck-Su-Namun
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Heute: ZDF Maybrit Illner zur Lage in Aegypten

Beitragvon Anck-Su-Namun » Do 22 Aug, 2013 17:50

ZDF - Maybrit Illner , 22.08. um 22.15Uhr zur Lage in Aegypten.

Gaeste u.a. Hamed abdel-Samad, Peter Scholl-Latour und die Pfeife aus dem MoMa Mazen Okasha, der mit seinem Interview die Touristen vergrault.

Gast

Beitragvon Gast » Do 22 Aug, 2013 18:58

Ich finde, Mazen Okasha vergrault keine Touristen (das können die in Ägypten lebenden Ägypter mit ihrem Verhalten weitaus besser) und hat im Unterschied zu manch anderen keine rosarote Brille auf, die ihn die Realität ausblenden läßt. Auch seine Analyse des Miltärputsches finde ich absolut korrekt und auch ich glaube nicht daran, dass das Militär in kurzer Zeit Demokratie nach westlichen Maßsstäben nach Ägypten bringen wird. Das wird dem Großteil der Bevölkerung aber vollkommen egal sein, denn nachvollziehbarer Weise ist diesem der Bauch wichtiger als der Kopf.
Vielleicht sollte man sich auch mal über Mazen Okasha ein wenig informieren bevor man ihn als Pfeife bezeichnet.

Ramesse
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Beitragvon Ramesse » Do 22 Aug, 2013 19:31

"und auch ich glaube nicht daran, dass das Militär in kurzer Zeit Demokratie nach westlichen Maßsstäben nach Ägypten bringen wird"

Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupte das eine Demokratie nach westlicher Auffassung in den nächsten 10 Jahren überhaupt nicht möglich ist und die Ägypter auch noch lange nicht "reif" für eine parlamentarische Demokratie sind.
Wenn ich es recht bedenke fällt mir im Moment kein einziger Staat islamischer Prägung mit einer funktionierenden Demokratie ein oder täusche ich mich da?

Gast

Beitragvon Gast » Fr 23 Aug, 2013 06:07

Ich glaube nicht, dass du dich täuscht. Auch in Staaten, die zumindest ansatzweise "demokratisch" genannt werden konnten, haben mittlerweile die islamischen Bestrebungen wieder die Oberhand gewonnen. Sei es die Türkei, sei es Indonesien oder Malaysia. Vorbei die Zeiten, wo die religiösen Parteien bei den Wahlen keine Mehrheit fanden.
Ich denke mal, solange es nicht gelingt, das Bildungsniveau stetig anzuheben, wird es auch nichts damit. Und ob da 10 Jahre genügen? Und wer hat da überhaupt ein Interesse daran?

Mir gefällt beides nicht: Eine Miltärjunta oder eine vom Miltitär kontrollierte/gestützte ebensowenig, wie ein von Islamisten geprägtes Regime. Dabei muß es nicht mal fundamentalistisch sein.

Was ich auch bezweifle ist, dass der Massentourismus in seiner heutigen Form, wesentlich zur Steigerung des Demokrativerständnis einer tief religiös geprägten Gesellschaft beiträgt. Steigerung des Wohlstands muß nicht unbedingt das geistige Niveau anheben. Ein voller Bauch ist zufrieden.

Ramesse
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Beitragvon Ramesse » Fr 23 Aug, 2013 06:46

"Was ich auch bezweifle ist, dass der Massentourismus in seiner heutigen Form, wesentlich zur Steigerung des Demokrativerständnis einer tief religiös geprägten Gesellschaft beiträgt"

Ich glaube eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich sehe wie viele Idioten die aus Hurghada in Luxor einfallen, sich kleiden und benehmen schreckt das eine so religiös bestimmte Gesellschaft wie die der Ägypter eher ab.
Kann ich sogar verstehen. Das stösst ja sogar mich als "anständigen" Touristen ab.
Salamaa!
Ramesse

Gast

Beitragvon Gast » Fr 23 Aug, 2013 07:45

Tja als Gast ist man halt höflicher :grin: aber du hast natürlich vollkommen recht.

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Wolfgang1954
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Beitragvon Wolfgang1954 » Fr 23 Aug, 2013 08:51

Anonymous hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass du dich täuscht. Auch in Staaten, die zumindest ansatzweise "demokratisch" genannt werden konnten, haben mittlerweile die islamischen Bestrebungen wieder die Oberhand gewonnen. Sei es die Türkei, sei es Indonesien oder Malaysia. Vorbei die Zeiten, wo die religiösen Parteien bei den Wahlen keine Mehrheit fanden.
Ich denke mal, solange es nicht gelingt, das Bildungsniveau stetig anzuheben, wird es auch nichts damit. Und ob da 10 Jahre genügen? Und wer hat da überhaupt ein Interesse daran?

Mir gefällt beides nicht: Eine Miltärjunta oder eine vom Miltitär kontrollierte/gestützte ebensowenig, wie ein von Islamisten geprägtes Regime. Dabei muß es nicht mal fundamentalistisch sein.

Was ich auch bezweifle ist, dass der Massentourismus in seiner heutigen Form, wesentlich zur Steigerung des Demokrativerständnis einer tief religiös geprägten Gesellschaft beiträgt. Steigerung des Wohlstands muß nicht unbedingt das geistige Niveau anheben. Ein voller Bauch ist zufrieden.


Ein sehr, sehr guter Ansatz. Ich bin auch mit beiden Lösungen nicht wirklich zufrieden. Sowohl die religiös als auch die miltärisch durchgesetzte "Demokratie" widerspricht doch allen Aspekten, die eine Demokratie ausmacht.

Sehr interessant finde ich auch den Aspekt mit dem Massentourismus. Ich glaube auch, dass der Tourismus eine intellektuelle Weiterbildung der breiten Masse bremst. Dies ist ja nicht nur in Ägypten zu sehen, sondern auch in anderen Ländern, die einzig und allein vom Tourismus abhängig sind. Man wird durch den Tourismus halt leicht unterwürfig, lernt zu akzeptieren und vergisst das Hinterfragen.

Auch wenn natürlich einige geschichtliche Schritte übersprungen werden, möchte ich mal anregen:

"Die antike Supermacht entlang des Nils, der das Wüstenland fruchtbar macht, siedelten schon früh erste Menschen. Ägypten konnte so zu einer der ersten Hochkulturen der Frühgeschichte aufsteigen. Bereits um 3000 v. Chr. war Ägypten eine Großmacht im Mittelmeerraum." Quelle

Ich denke, dass zur Entwicklung dieses Vorreiters in allen Belangen zum Anschluss verlierenden Land zum einen die Fremdherrschaften und zum anderen aber auch der Tourismus beigetragen hat. Dass das Land unglaublich Potenzial hat, zeigt sich ja in der Vergangenheit. Wie oben beschrieben wurde das Denken und eigenständige Handeln jedoch immer unerwünschter und schließlich abgestellt.

Viele Grüße

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Beitragvon Isis » Fr 23 Aug, 2013 18:02

salam

für alle die es nicht gesehen haben (wie ich auch) hier der link
zur mediatek

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanalueb ... rsicht/414

und hier ein was aus der presse dazu

http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kr ... 94380.html

Auch den beinahe 90 Jahre alten Peter Scholl-Latour, den Dauerfernsehgast zum Thema Nahost, attackierte Abdel-Samad, warf ihm vor, „demokratiemüde“ zu sein und „Unsinn“ zu reden, sowie „im kalten Krieg steckengeblieben“ zu sein. Das ist etwas barsch formuliert, aber Scholl-Latour lieferte ihm die Steilvorlage, als er bei seinem Lagebericht von der ägyptischen Front bei Oberst Nasser ansetzte, den er selbstverständlich persönlich kannte, und über den Jom-Kippur-Krieg schließlich bei Gaddafi landete, in dessen Beduinenzelt er einst saß. Scholl-Latour gab aber dankenswerterweise den Realo, der weder die Welt noch die Lage in Ägypten in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse teilen wollte, weil er weiß, dass es ganz so einfach nicht ist. Mit unserer Vorstellung von Demokratie komme man in Ägypten nicht weit, mahnte Scholl-Latour.


durch diese worte wurde mir mal wieder bewusst welche leute der gute man doch persönlich kennt/kannte.

ma salama

... isis ...

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Beitragvon flori » Sa 24 Aug, 2013 17:07

" Mit unserer Vorstellung von Demokratie komme man in Ägypten nicht weit, mahnte Scholl-Latour. " ... und mit dem letzten Satz aus dem Zitat hat er recht - Flori