Wissenschaftliches Arbeiten leicht gemacht

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Auswanderin
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Beitragvon Auswanderin » Fr 11 Mär, 2011 23:45

Die 7 Jahre dauernde Abschreiborgie ist die eine Sache. Was mich entsetzt ist der Umgang mit ihr. So verkündete zu Guttenberg sinngemäß, dass er nicht allein wegen des aberkannten Doktortitels zurücktrete, sondern auch, weil er am Ende seiner Kräfte sei.

Völlige Einsichtslosigkeit, fehlende Empfindung für Recht und Unrecht, fehlgeleitete Wahrnehmung. Das ist es, was mich so sprachlos macht.

Der Focus schrieb (Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland ... 05903.html):
Er bezeichnete dabei die Kritik an seinem Sohn in der Plagiatsaffäre als „Menschenjagd“. „Dieser Geifer und Jagdrausch der politischen Gegner macht Angst um das Verbleiben der Mitmenschlichkeit in unserem Land“, sagte der 64-Jährige. ....... Enoch zu Guttenberg kritisierte die „Häme und Selbstgerechtigkeit“, mit der über seinen Sohn hergezogen worden sei. Dies habe er seit 1945 so nicht mehr erlebt, betonte er. “

Korrigiert mich, wenn ich ein falsches Sinnverständnis habe, aber für mich ist dies eine Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches.

Ich kann nicht beurteilen, ob es wirklich die Masse ist, die zu Guttenberg zujubelt. Wenn es so ist, so wissen wir auch, dass Masse nicht immer recht hat. Auch das lehrt uns die Zeit ab 1933-1945.

Gruß!-Gast
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Beitragvon Gruß!-Gast » Do 31 Mär, 2011 14:51

Hallo,

Ach schön, die wissenschaftliche Community Deutschland demontiert sich weiter...

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/v ... dacht.html

wikipedia...

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... cac57.html

http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/VroniPlag_Wiki

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Beitragvon Sun King » Fr 01 Apr, 2011 10:06

Gruß!-Gast hat geschrieben:Ach schön, die wissenschaftliche Community Deutschland demontiert sich weiter...


Diejenigen, die aus Karrieregründen ihre Dissertation schreiben ließen, haben mit der "wissenschaftliche Community Deutschland" NICHTS zu tun. Diese Personen nutz(t)en sicherlich (wohl nicht mehr lange) bestehende Lücken im Kontrollsystem sowie das immer wieder sehr hilfreiche Vitamin B um sich einen Vorteil zu verschaffen. Ich finde es gut, daß die Internet-Community nun weitersucht und fündig wird.

Von diesen Praktiken gewußt hat doch jeder, nur im Einzelfall nachweisbar waren solche Betrügereien durch angeheuerte Ghostwriter oder eigenständiges Plagiieren bisher nicht. Ein guter Ghostwriter wird auch in Zukunft schwer zu enttarnen sein, vielleicht durch vergleichende Textanalyse seiner gesammelten Werke. Das primitive Plagiat á la Guttenberg sollte nun aber weitgehend der Vergangenheit angehören.

Enttarnte Plagiatoren sollen ruhig an den Pranger gestellt werden - Betrug darf sich nicht mehr lohnen. Ich denke z. B. der Bankencrash ist letztlich auch nur die Folge einer gesellschaftlichen Entwicklung gewesen. Banker, Wirtschaftsmanager, Juristen und Politiker verfolgen heutzutage doch oft keine hehren Ziele mehr, sondern haben eher die charakterliche Qualität von Saftpressen. Das ist sicher eine Folge ihrer Sozialisation - einmal erlernte Verhaltensmuster legt man nicht mehr so einfach ab.

Gruß!-Gast
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Beitragvon Gruß!-Gast » Fr 01 Apr, 2011 13:20

Hallo,

Sun King hat geschrieben:Diejenigen, die aus Karrieregründen ihre Dissertation schreiben ließen, haben mit der "wissenschaftliche Community Deutschland" NICHTS zu tun. Diese Personen nutz(t)en sicherlich (wohl nicht mehr lange) bestehende Lücken im Kontrollsystem sowie das immer wieder sehr hilfreiche Vitamin B um sich einen Vorteil zu verschaffen.


Ganz im Gegenteil: Das Plagiieren ist nichts weiter als die logische Fortsetzung eines überhandnehmenden positivistischen Trends in der Wissenschaftswelt. Heutzutage kann doch wirklich jeder promovieren – da gehört doch keine besondere Eignung mehr dazu. Es ist teilweise wirklich beschämend, womit einige Leute ihre zwei Buchstaben vor dem Namen verdienen. Da ist es nur noch ein recht kleiner Schritt vom allgegenwärtigen Paraphrasieren fremder Gedanken zum Plagiieren. Eine formvollendete Scheinwelt - nicht mehr und nicht weniger...

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Beitragvon Sun King » Fr 01 Apr, 2011 17:15

Warten wir doch mal ab was bei den "Recherchen" herauskommen wird. Vielleicht schauen wir uns in einem Jahr die statistische Verteilung der Plagiatoren nach Studienfächern an. Ich wette, daß in harten (naturwissenschaftlichen) Fächern kaum Plagiate gefunden werden, andere Fachbereiche dagegen von Plagiatoren geradezu heimgesucht werden. BWL, Jura und anderes - man möge mir verzeihen - rechne ich eher dem Bereich der weichen Grenzwissenschaften zu, vergleichbar vielleicht mit der Theologie. Natürlich gibt es auch im naturwissenschaftlich-technischen Bereich Betrug und Täuschung. Jagd nach Forschungsgeldern und Anerkennung, oder gar Selbsttäuschung haben schon manche Wissenschafts-Ente hervorgebracht. Aber im Bereich der harten Wissenschaften werden Arbeitsergebnisse publiziert und von anderen Gruppen, die auf gleichen Gebiet forschen, sehr genau gelesen und ggf. verifiziert oder falsifiziert. In den weichen Fächern kann man aus einem Sachverhalt durchaus unterschiedliche, aber gleichberechtigte (gleichgültige) Erkenntnisse ziehen. Am schönen Spruch "zwei Juristen, drei Meinungen" kann man ungefähr erkennen, was ich unter weichen Wissenschaften verstehe. Insofern zähle ich solche Grenzwissenschaftler nicht wirklich zur "wissenschaftlichen Community", andere sehen dies sicher anders.

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Beitragvon Gruß!-Gast » Fr 01 Apr, 2011 18:03

Hallo,

Sun King hat geschrieben: Warten wir doch mal ab was bei den "Recherchen" herauskommen wird. Vielleicht schauen wir uns in einem Jahr die statistische Verteilung der Plagiatoren nach Studienfächern an. Ich wette, daß in harten (naturwissenschaftlichen) Fächern kaum Plagiate gefunden werden, andere Fachbereiche dagegen von Plagiatoren geradezu heimgesucht werden.


Das stimmt ohne Zweifel, wobei dann ihrerseits Geisteswissenschaftler gerne mal die Nase über empirisch-gewonnene Doktortitel rümpfen (manch einer sähe das „empirisch“ dabei auch lieber durch „motorisch“ ersetzt)... Da haben die unterschiedlichen Zöglinge der einzelnen Wissenschaftstraditionen augenscheinlich alle eine recht eindeutige Vorstellung über das wissenschaftliche Gegenüber anderer Disziplinen. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. 8)

Sun King hat geschrieben: Aber im Bereich der harten Wissenschaften werden Arbeitsergebnisse publiziert und von anderen Gruppen, die auf gleichen Gebiet forschen sehr genau gelesen und ggf. verifiziert oder falsifiziert.


Oh, das Procedere ist in allen anderen Disziplinen genau das gleiche. Popper rules.

Sun King hat geschrieben: In den weichen Fächern, kann man zu einem Sachverhalt durchaus unterschiedliche Erkenntnisse ziehen.


Erkenntnisse, die aber gleichermaßen wie empirische Ergebnisse anfechtbar sind resp. es sein sollten.

Ich bin immer noch der Meinung, dass unserer wissenschaftlichen Community weit mehr gedient wäre, wenn schon vor der Promotion vernünftig selektiert werden würde. Das dürfte aber leider weiterhin eine Utopie sein.

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Beitragvon Sun King » Sa 02 Apr, 2011 02:58

Gruß!-Gast hat geschrieben:Oh, das Procedere ist in allen anderen Disziplinen genau das gleiche.

Im Prinzip sicher, aber in der Praxis wohl nicht. Ein Visitenkarten-Dr. hat für mich nicht wirklich mit Wissenschaft zu tun, auch wenn er eine Zeitlang so tut als ob. Der stellt doch nur eine Karrierestufe dar, bei der es um ganz anderes geht, als Wissen zu schaffen.