Salam!
Aber es ist generell ein guter Anlass, den ja zu ca. 95 % islamisch gläubigen Ägyptern unsere Solidarität zu versichern, ihren Lebensunterhalt weiterhin durch Reisen in ihr Land zu sichern und ihnen auch klarzumachen, dass wir absolut nicht hinter dieser rundum verlogenen Großmacht USA stehen!
Genau.
Was du allerdings zum Thema "Türkei" sagst, sehe ich ergreifend anders.
Zum einen, da der Beitritt ja nicht JETZT erfolgt, sondern frühestens in zehn Jahren. Zum zweiten, da die Türkei selbst nach Kräften islamistische Tenedenzen zurückdrängt (nicht islamische, wie könnte sie auch!). Und zum dritten wenn man weiß, daß der weitaus größte Teil der hiesigen Türken aus rückständigen Gebieten der Türkei stammt.
Ob ein rechter Wurzelsepp-Bazi in Anatolien wohl ähnlich anecken würde wie ein anatolischer Bauer hier ... ?
Fassen wir uns doch an den eigenen Schopf und füllen das, was wir sooo gern immer vollmundig ausführen, doch mal zur Abwechselung mit Leben! Für wie tolerant, weltoffen und integrativ halten wir uns doch; trauen wir unseren eigenen Fähigkeiten nicht über den Weg? Gemeinhin wird uns hier die türkische Strafrechtsreform als "minderwertig" verkauft, weil uns der Paragraph bezüglich des Ehebruchs ins Auge sticht. Und was ist mit dem Rest des Reformpakets?
Wem von uns ist denn schon klar, daß das hessische Landrecht beispielsweise sehr wohl eine Todesstrafe kennt? Die so gern als "islamistisch" gescholtene Türkei jedenfalls hat sie jetzt ganz abgeschafft und auch seit den 80'er Jahren nicht mehr verhängt.
Wenn wir also feststellen, daß die Situation vor 40 Jahren in der Türkei eine noch erheblich besorgniserregendere war, weshalb hat man ihr dann damals den Beitritt HEUTE in Aussicht gestellt? Um sie heute dann in Frage zu stellen! Das würde voraussetzen, daß sich die Situation dort dramatisch verschärft hätte; niemand seitens der Politik ist dumm genug, diese Behauptung aufzustellen.
Ich jedenfalls habe großes Vertrauen in die Regierung Erdogan, innerhalb von einigen Jahren den letzten Sprung auch noch zu schaffen und Europa einen Staat vorzustellen, dessen sich die Gemeinschaft wahrlich nicht zu schämen braucht. Andererseits kann Europa damit unter Beweis stellen daß es sehr wohl möglich ist, einen menschlich / wirtschaftlichen Bogen zwischen Abend- und Morgenland zu schlagen und in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Allein in den letzten Jahren trat man in der Türkei erzkonservativen Islamkräften ganz gehörig in die Seite und ich bin sicher, daß sich die Situation für (junge und ältere) Frauen beispielsweise (!) erheblich verbessern wird.
Rumsfeld hielt uns Europäer für Idioten, weil er eine friedliche und fruchtbare Koexistenz des Westens mit dem Orient für unmöglich hält. ICH halte sie nicht nur für möglich, sondern sogar für unsere einzige Chance! Für uns Europäer ist die Türkei das Tor zum Orient mit all seinen Möglichkeiten, aber auch mit seinen Problemen. Was haben wir hier nicht schon für Probleme bewältigt! DAS schaffen WIR doch auch noch! Zudem halte ich eine Achse "Orient - Europa" für ein denkbares Machtkonstrukt, welches die rasenden Durchgeknallten in Washington mit ihrem Kreischen und dem (zu) nervösen Zeigefinger auf dem "roten Knopf" wirksam am Zügel hält.
Keine Frage: viele Reformvorhaben in der Türkei bedürfen enormer Investitionsmittel; aber statt die Türkei zurückzustoßen, sollten wir ihr dabei helfen. Es wird sich einerseits in der Arbeitsmarkt-, in der Wirtschafts- und Sicherheitslage dankbar bemerkbar machen.
Versprochen. Ich habe Vertrauen in die gemäßigten und progressiven Kräfte der Türkei. Und es kommt eine Zeit, da können wir jeden Freund noch dringend brauchen ....
Gruß
Nebtaui