Fotogenehmigung in Kairo

Fragen zu Kameras oder Fotografiertechniken und alles sonstige was mit Bildern zu tun hat

Moderator: Uli

Fatah
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Fotogenehmigung in Kairo

Beitragvon Fatah » Do 17 Jul, 2014 11:14

Hallo,

folgende Frage. Vor einem Monat war ich in Kairo als Tourist unterwegs. Wir haben uns eine Menge angesehen und auch viele Motive fotografiert. Aber als wir vor dem Präsidentenpalast standen und die Kamera gezückt hatten, kam ein aufgeregter Wachmann, gestikulierte wild und verbat uns das Aufnehmen. Das wenig, was ich verstanden habe, war Fotogenehmigung und das wir die leider nicht haben.
Wer hat damit Erfahrung? Braucht man so was vor offiziellen oder staatlichen Gebäuden oder hatte der Mann einfach nur einen schlechten Tag?

Danke und Grüße!

Conny-BS
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Beitragvon Conny-BS » Do 17 Jul, 2014 11:31

Nein Fatah,
der Mann hatte keinen schlechten Tag.

Der Präsidentenpalast war schon immer ein absolutes Tabu. Aber es gibt noch mehr davon .....
"Al-barr yib `id `an ash-sharr"
(Die Wüste hält vom Schlechten fern - altes Beduinen Sprichwort)

Ägypten 2024 - vom 13. März - 03. Juni

Meretaton
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Beitragvon Meretaton » Do 17 Jul, 2014 11:42

Hallo Fatah,

den Präsidentenpalast, öffentliche Gebäude (Polizei und Militär), Brücken etc.,
dürfen nicht fotografiert werden!!!!!
Als Lektüre, wie so etwas enden kann, lese mal hier den aktuellen Fall
http://isis-und-osiris.de/isisosiris/ma ... 110#150110

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Fr 18 Jul, 2014 07:37

Fotoverbote gibt es offiziell für (Achtung, ohne Gewähr! Sicher nicht abschließend!):

- alle militärischen Einrichtungen, Militärfahrzeuge, Militärpersonal sowie Militärgebiet (nicht immer beschildert)
- alle Einrichtungen der diversen Polizeien (= Gebäude, Grundstücke, Absperrungen), Polizeifahrzeuge, Polizisten in Uniform und zivil (wie auch immer man Letztere erkennen soll)
- alle öffentlichen Behörden, Ministerien, Präsidentenpaläste, Gerichte usw.
- Wichtige Infrastruktur wie Brücken, Bahnanlagen (= Gleisanlagen, Bahnhöfe), Kairo Metro (= in U-Bahn-Stationen), Flughäfen (= auf dem Rollfeld, im und vor dem Terminal) usw.

Sehr unerwünscht ist das Fotografieren von:
- Müll
- Armut
- Gewalt
- Demonstrationen (und deren Überbleibsel = Tränengaskartuschen etc.)
- usw. (= alles, was Ägypten "in ein schlechtes Licht "rücken" könnte

Wie ich schon in einem anderen Thema schrieb: Ein Foto in Kairo und Du stehst mit einem Bein im Knast. Die Verbote werden unterschiedlich streng gehandhabt. Wer mit großer Fotoausrüstung herumläuft wird anders betrachtet als jemand, der mit Handykamera und Freunden vor dem Panzer ein Selfie macht. Auch Ägypter fotografieren ja mancherorts, wo es eigentlich verboten ist. Es gibt bestimmte no-gos, z.B. Militärbasen und Polizeistationen. Ein Foto vor dem Panzer ist im Einzelfall vielleicht ok. Bei Touristen ist es natürlich sehr von der Lage abhängig, wie man mit Fotos umgeht. Derzeit ist die Nervosität der Sicherheitskräfte (und der Bevölkerung) sehr groß, d.h. die Verbote werden eher sehr strikt durchgesetzt. Deshalb bitte derzeit keine Fotoabenteuer, insbesondere in Kairo.

Abgesehen von den geschilderten (sicherheitsrelevanten) Verboten und Image relevanten Unerwünschtheiten gibt es natürlich noch aus anderen Gründen diverse Fotoverbote in antiken Stätten und Museen. Siehe dazu das extra Thema.

@Mods. Vielleicht sollten wir eine solche Liste dieser Fotoverbote noch irgendwo als wichtig markiert im Forum hängen haben.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
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Beitragvon saamunra » Fr 18 Jul, 2014 15:47

Nachzutragen wäre noch das Tal der Könige, pharaonische Gräber allgemein sowie Hafenanlagen/Suezkanal usw.
Die Vorschriften am großen Staudamm in Assuan werden unterschiedlich ausgelegt.
Manchmal locker manchmal streng, die Sperren lieber nicht knipsen, in der Mitte ist ein Aussichtspunkt, da sollte es möglich sein.
Obwohl auch da manchmal Leute rumschleichen, die meckern. Situationsbedingt eben.
Dahschur ist ein Sonderfall. Westlich gleich neben der Roten Pyramide ist eine Kaserne.
Man sollte wirklich nicht in Versuchung geraten, das Objektiv in diese Richtung zu halten.
Auf dem Flughafen Luxor Militärflugzeuge und deren Hangars zu knipsen, ist auch keine gute Idee.
Auch die Ferienanlagen des Militärs sollte man nicht fotografieren. So eine gibt es auch mitten in Luxor.
Ach, und Menschen insbesondere sehr religiöse sollten man nur nach Erlaubnis ablichten.

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Beitragvon Isis » Fr 18 Jul, 2014 15:57

salam

zu den pharaonischen objekten haben wir ja hier in der rubrik gaaaanz oben das post -- Fotografierverbote in Ägypten http://isis-und-osiris.de/isisosiris/ma ... m.php?f=22

wir werden das post mal wieder auf den "neuesten" stand bringen unter anderem eben auch mit nicht pharaonischen dingen wie eben Fatah fragte.

ma salama

... isis ....

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schlimm

Beitragvon utti » So 20 Jul, 2014 11:10

Hat jemand eine Ahnung was passiert wenn man trotzdem fotografiert?

Meretaton
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Beitragvon Meretaton » So 20 Jul, 2014 11:18

Hallo utti,

schau doch mal in den Link von oben. Hier gerne noch einmal, was passieren kann:
http://isis-und-osiris.de/isisosiris/ma ... sc&start=0

Fatah
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Beitragvon Fatah » Mi 23 Jul, 2014 10:10

Hallo ins Forum,

vielen Dank für eure ausführlichen Antworten. Ja, wir hatten und irgendwie auch danach gedacht, dass es nicht nur der schlechte Tag sein kann. Vom Verbot, keine Militäranlagen zu fotografieren, wusste ich. Aber ich hätte nicht erwartet, dass dies auch den Präsidentenpalast umfasst. Gut, dass das relativ reibungslos vonstatten ging. Denn ich möchte nicht unbedingt mit den Ordnungsorganen in einem Vernehmungsraum Vorlieb nehmen.

LG
Fatah

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Beitragvon Isis96 » Sa 20 Sep, 2014 04:03

Das Fotografieren von offiziellen Gebäuden und militärischen Anlagen ist nicht nur für Touristen verboten, sondern für jedermann. Ansonsten (Müll, Armut...) ist das Fotografieren recht frei, allerdings sollte man bei Demonstrationen und Polizeieingriffen wirklich eher vorsichtig sein. Als Europäer passiert einem zwar nichts, aber lange auf einer Polizeistation aufgehalten zu werden ist auch nicht gerade erfreulich. ;)

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Sa 20 Sep, 2014 10:59

Die Aussage, dass einem als Europäer nichts passiert, ist nicht mehr aktuell. Es gibt genug Gegenbeispiele seit der Revolution - insbesondere seit letztem Jahr.
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