Ich wundere mich aber auch, warum die Leute blitzen wie die Wilden, obwohl es ja stockdunkel ist und die Monumente nur schwach beleuchtet werden.
Eigentlich müsste es doch klar sein, dass die Bilder nichts werden? Oder?
Der Blitz erfasst natürlich alles was in einem Umkreis von wenigen Metern ist. Daher werden in erster Linie die Leute die vor einem stehen beleuchtet. Des weiteren werden natürlich auch die bunten Farben oder Projektionen an Wänden oder Monumenten durch den Blitz eher überblendet.
Ich hab dieses Jahr auch mal ein Foto mit Blitz gemacht einfach um es mal zu zeigen, wie sowas hinterher aussehen kann.
Light & Sound in Karnak: Die Menschen bewegen sich im Dunkeln auf die beleuchteten Pylone zu:

Keine Ahnung, wo die hellen Punkte her kommen

Was kann man also tun?
Mit einer einfachen Kamera vermutlich nichts.

Mit einer Digitalkamera, die sich auch manuell einstellen lässt, kann man schon was machen. Ist aber in jedem Fall schwierig und erfordert Geduld und Speicherplatz, denn nicht jeder Versuch glückt sofort. Meistens kann man auch erst am heimischen PC richtig erkennen, ob das Bild nun gelungen ist oder nicht.
Der Nachtaufnahmemodus bringt es vermutlich nur dann, wenn man ein Stativ hat. Und dann auch nur mit Fernbedienung oder Selbstauslöser, damit die Kamera auch kein Stückchen wackelt. Eine sehr schwierige Angelegenheit besonders in Karnak. Die meiste Zeit geht man durch die Anlage und auf der Terrasse, wo man hinterher sitzt ist es meistens sehr windig.
Besser ist es im Karnaktempel, wenn man die Bilder einfach etwas dunkler knipst. Also nicht im Nachtmodus, sondern mit der automatischen Belichtungszeit, so als wäre es gar nicht dunkel. Diese dunklen Bilder sehen auf dem Display meist zu dunkel aus, aber man kann sie anschliessend in einem Bildbearbeitungsprogramm heller machen. Das gibt manchmal verblüffende Ergebnisse.
So sieht ein Foto aus dem Karnaktempel aus ohne Nachbearbeitung:

Spielt man ein wenig mit Helligkeit und Kontrast werden plötzlich Dinge sichtbar, die man vorher noch nicht mal erahnen konnte:

Dieses Foto ist leider noch ein bißchen verschwommen, da ich es aus der Hand geknippst habe (Luft angehalten

Etwas komplizierter, aber schärfer: Man könnte im Karnaktempel bei den Säulen einfach mal probieren den Fotoapparat auf den Fußboden zu legen und den Selbstauslöser zu benutzen. Dann noch die Schärfe manuell einstellen, weil die Automatik in der Dunkelheit keinen Punkt zum Scharfstellen findet. Das müsste super Fotos geben.
Leider hat man für so was zu wenig Zeit und das Scharfstellen kann man auch nur aufs geratewohl machen, es sei denn, man legt sich dabei auf den Fußboden

Noch ein Tipp zum Karnaktempel: Die zweite Hälfte der Show erlebt man auf den Zuschauertribünen am Heiligen See. Dort sollte man direkt in der ersten Reihe Platz nehmen. Dann kann man nämlich seine Kamera vorne aufs Geländer stellen, was natürlich wesentlich ruhiger ist als würde man aus der Hand knipsen. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich glaube, im Karnaktempel sind Stative nicht erlaubt!

Ganz im Gegenteil zur Light & Sound Show bei den Pyramiden!
Dort bin ich dieses Jahr mit Stativ reingekommen und habe natürlich heftig rumexperimentiert. (Wasübrigens nicht heisst, dass es nächstes Jahr auch noch erlaubt ist, je nach Laune müssen Stative am eingang abgegeben werden)
Bedauerlicherweise war allerdings der Laser kaputt, mit dem normalerweise Bilder auf die Pyramiden projeziert werden. Daher haben wir quasi nur die halbe Show gesehen

Egal! Zum knipsen hats gereicht und ich hab mich natürlich direkt mit meinem Stativ in die erste Reihe gemogelt.
Bei den Pyramiden sitzt man im Gegensatz zur Karnak-Show die ganze Zeit auf einer Tribüne. Also hat man Zeit genug das Stativ einzustellen und mit verschiedenen Einstellungen rumzuspielen.
Sowas sollte man vielleicht auch vorher zu Hause mal üben. Z.B. wenn man an einer Strasse wohnt, die nachts mit Straßenlaternen beleuchtet wird.
Es fängt damit an, dass man mit der Belichtungszeit rumexperimentiert. Je nachdem wie hell das zu fotografierende Objekt ist muss man die Belichtungszeit einstellen. Desto dunkler, desto länger.
Dieses Foto wurde z.B. mit einer Belichtungszeit von 2 Sekunden aufgenommen. Was für eine Kamera schon eine sehr lange Zeit ist:

Da sich die Kamera bei diesen Lichtverhältnissen wieder nicht eigenständig scharfstellen kann, sollte man auch das vorher manuell machen. Hier hat man ja genug Zeit dazu (Die Show dauert 50 Minuten).
Zusätzlich wurde das Foto per Selbstauslöser geknipst, so dass man nicht zum Auslösen an der Kamera rumwackeln muss. Wer eine Fernbedienung hat, ist natürlich noch besser dran!
Aber auch hier gilt: Am besten vor der Reise mit den manuellen Funktionen der Kamera vertraut machen, damit man vor Ort weiss, wo man was einstellen muss.
Und zum Abschluss noch ein besonderes Experimentier-Foto aus der Light & Sound-Show bei den Pyramiden. Es wurde vor der Show aufgenommen, als hinter mir noch die Zuschauer ihre Plätze suchten. Die Pyramiden und die Sphinx lagen komplett im Dunkeln.
Ich stellte die Belichtungszeit extrem hoch, nämlich auf 13 Sekunden!!
Am Ende der 13 Sekunden tauchte zwischen den Pyramiden ein Auto mit leuchtenden Scheinwerfern auf.
Und so sah das überraschende Ergebnis aus.
Mir gefällts


So, ich hoffe ich habe jetzt keinen eingeschläfert

und vielleicht kann der ein oder andere ja mit den Tipps was anfangen.
Es sei dabei gesagt: Ich bin auch nur Hobby-Knipser, also wenn ein Profi jetzt noch bessere Tipps hat: Immer her damit. Bei mir hats geklappt und ich hoffe den Beitrag lesen genug Leute, damit es sich langsam rumspricht, dass das Blitzen in diesen Shows absolut quatsch ist.
Sollte allerdings jemand mit Blitz super Fotos gemacht haben, dann immer her damit, vielleicht war das ein oder andere Mal geblendet-werden ja doch nicht ganz umsonst.
Gruß
Uli