Beitragvon Sun King » Fr 11 Feb, 2011 10:01
Mubaraks gestrige Ansprache zum ägyptischen Volk ist an Scheinheiligkeit nicht mehr zu übertreffen. 30 Jahre zu fettes Essen (während der Großteil seines Volkes in Armut lebte) haben eine dicke Kalkschicht um seine Gehirnzellen wachsen lassen. Sein Realitätsverlust ist ebenso offenkundig, wie der Erich Honeckers und seiner Getreuen in der Spätphase der DDR. "Ich liebe doch alle", hat Stasi-Mielke damals seinem Volk zugerufen. Doch schon in biblischen Zeiten war bekannt: "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen." Honecker und die ganze SED haben diese Lektion erfahren müssen - ich sage nicht "gelernt", denn lernfähig waren auch die nicht mehr. Ebenso können Mubarak, Suleiman und ihr "Führungskader" das ägyptische Volk nicht mehr einlullen. Es hat 30 Jahre lang Opfer gebracht und wird lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende hinnehmen. Die Demonstrierenden brauchen sich doch nur die "Säuberungen" vorzustellen, die in den nächsten Monaten stattfinden würden, wenn Suleimanns Sicherheitsapparat so weitermachen kann. Versprechungen aller Art, wie sie gestern gemacht wurden, gab es seit 1981 immer wieder. Und Mubarak hat sie NIE eingehalten.
Ich habe immer noch die - zugegeben kleine - Hoffnung, daß die Militärs unter Tantawi das Heft in die Hand nehmen, das Regime absetzen, mit Persönlichkeiten aus dem Volk eine Übergangsregierung bilden und Schritte hin zu einer echten Demokratie mit wirklich freien Wahlen einleiten. Tantawi war wohl der Einzige aus der Führungsriege, der sich dem Volk auf dem Tahrir-Platz wenigstens gezeigt hat. Die Zeit zum Handeln ist jetzt und HEUTE, sonst wird auch das Militär unweigerlich Schaden nehmen.
Und Ägyptens Verfassung sollte von dem Herrn, der sie 30 Jahre lang per Ausnahmezustand mißachtet hat (sieht er sicher anders), nun nicht als Schild mißbraucht werden um Veränderung unmöglich zu machen!