Enteignungen auf der Sinaihalbinsel

Hier könnt ihr Einsteigerfragen zu Ägyptologie, Tempeln, Götter usw. stellen, aber auch zur gegenwärtigen Kultur, dem Land und seinen Menschen Stellung beziehen

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Conny-BS
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Enteignungen auf der Sinaihalbinsel

Beitragvon Conny-BS » Di 04 Dez, 2012 14:53

Der seit Jahren in Dahab lebende Klaus Altensberger hat folgendes (in meinen Augen sehr beängstigendes :cry: ) Video ins Netz gestellt:

KLICKT hier
"Al-barr yib `id `an ash-sharr"
(Die Wüste hält vom Schlechten fern - altes Beduinen Sprichwort)

Ägypten 2024 - vom 13. März - 03. Juni

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Nane88
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Beitragvon Nane88 » Mi 05 Dez, 2012 10:03

Das ist wirklich eine furchtbare Entwicklung :(
Es gibt in vielen Ländern die Einschränkung, dass "Ausländer" kein Land besitzen dürfen oder alleinige Inhaber von Geschäften sein können, aber das Sinaigesetz ist ja noch viel schlimmer, denn es werden ja sogar Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft und Kinder der zweiten Generation ausgeschlossen.
FASSUNGSLOS!

Lg Nane :(

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Beitragvon Isis » Mi 05 Dez, 2012 10:51

salam

ja wo soll das hinführen ???
OK das ich als ausländer kein land kaufen kann bekomme ich mit meinen "rechts empfinden" noch auf die reihe.
ABER das ich als kind aus einer sagen wir mal mischehe mit einem ägyptischen pass, nun als kind "zweiter klasse" behandelt werden sollte ne ne das bekomme ich nicht hin.

wie schon gesagt .... wo soll das hinführen :roll:

ma salama

... isis ...

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Mi 05 Dez, 2012 11:21

Ägypten hat Angst, dass Israel den Sinai quasi zurückkauft. Trotzdem geht das natürlich überhaupt nicht, dass ich als ägyptischer Bürger mit ägyptischem Pass kein Land kaufen darf. Die Staatsbürgerschaft der Eltern ist doch da völlig egal.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com

Gast

Beitragvon Gast » Mi 05 Dez, 2012 14:30

Trotzdem geht das natürlich überhaupt nicht,
Und warum nicht? Wer soll einen souveränen Staat daran hindern, Gesetze zu machen, wie er es für richtig hält. Und der Ansatz von DJ ist schon richtig, von wegen Zurückkauf.

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Nane88
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Beitragvon Nane88 » Do 06 Dez, 2012 08:56

@ Gast
die Angst, dass Israel dem Sinai zurückkaufen könnte kann ich nachvollziehen, aber ist es denn ein Zurückkaufen, wenn Ägyptische Kinder aus "Mischehen" Land kaufen wollen in dem sie leben.
So etwas nennt sich Diskriminierung!
So als Vergleich:
Wie würdest du reagieren, wenn ein deutscher Mitbürger mit Migrationshintergrund, der in D lebt, arbeitet, Steuern zahlt keine Eigentumswohnung kaufen darf?

Wo soll das hinführen?
LG Nane :(

Jana_Luxor

Beitragvon Jana_Luxor » Do 06 Dez, 2012 14:08

Ich gehe sogar so weit, an die Nürnberger Gesetze zu denken. :(

Falls jmd auf die Schnelle damit nichts anfangen kann: Darin wurde die Rassentrennung der Deutschen und Juden festgelegt. Wer mit wieviel jüdischem Blutanteil wie zu behandeln war.

Und genau so kommt diese Regelung mir jetzt vor. Wer nicht reinrassiger Ägypter ist, wer auch nur soundsoviel Anteile Ausländerblut hat, hat keine Ansprüche. Ganz ganz schlimm.

Gast

Beitragvon Gast » Do 06 Dez, 2012 14:29

Ganz ganz schlimm
Wenn man alles durcheinander wirft. Die Nürnberger Gesetze richteten sich generell gegen eine ganz bestimmte Gruppe von Mitbürgern, nämlich die Juden. In Ägypten ist es vollkommen egal, welcher Nation man angehört und deshalb ist die Aufregung auch unter den Deutschen so groß. Im übrigen gibt es diese Beschränkungen zum Erwerb von Grund, oder auch Immobilien, in vielen Ländern. Auch in der Türkei beispielsweise war es vor nicht allzu langer Zeit sehr schwierig, ein Haus zu erwerben. Allerdings hat man dort erkannt, dass die Ausländer auch (viel) Geld bringen und deshalb die Einschränkungen sehr gelockert.

Jana_Luxor

Beitragvon Jana_Luxor » Do 06 Dez, 2012 14:41

Gast, ich fürchte, ich habe mich nicht klarer ausgedrückt.

Ich habe keineswegs gesagt, dass es hier auf dem Sinai gegen die Juden geht. Ich habe den Vergleich gezogen: So wie in Deutschland die Juden mittels neu geschaffener Gesetze ausgegrenzt wurden. Und zwar detailiert alle je nach reinrassiger oder gemischter Zugehörigkeit. Und dass sie aufgrund dieser Zugehörigkeit als Deutsche und damit ihrer Rechte aberkannt wurden.

Hier sehe ich eine klare Parallele: Alle nicht reinrassigen Ägypter, also jene mit ausländischen Vorfahren und sei es nur ein Eltern- oder gar Großelternteil erfahren mittels dieser neuen Regelung auch diese Ausgrenzung.

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Beitragvon WSAlex » So 09 Dez, 2012 09:40

Eventuell sollte man diese Pressemeldungen lesen, um zu verstehen, was dahinter steckt.

http://www.egyptindependent.com/news/pr ... sale-sinai
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... -new-.aspx
http://www.acus.org/egyptsource/sinai-l ... conditions

Mit diesem Gesetz erhalten die Beduinen das Recht, Grund zu erwerben. Das Paradoxe ist, dass der Grund den Beduinen eigentlich schon gehört. Immobilien durften bisher nur durch Ausländer erworben werden, die dort dann ihre Geschäfte errichteten. z.B. Tourismus, wobei die Beduinen vollkommen ausgeklammert wurden. Zu Mubaraks Zeiten wurde diese Massnahmen mit "Security Reasons" begründet. Die Beduinen müssen nun nachweissen, dass sie Ägypter sind, damit sie Land kaufen können, dass ihnen eigentlich schon gehört. Das sorgte für Unmut unter den "Locals" und hat zu heftigen Ausschreitungen geführt.

Die davon betroffenen Ausländer erkennen darin natürlich Rassismus. Ich meine, dass die Beduinen endlich das Recht bekommen, das ihnen zusteht. Auch wenn die Art und Weise, wie den Beduinen ihre Rechte zugesprochen werden suboptimal ist.

Grüsse
Alexander
The one who follows the crowd will usually go no further than the crowd. Those who walk alone are likely to find themselves in places no one has ever been before.
http://www.wuestenschiff.de/

Gast

Beitragvon Gast » So 09 Dez, 2012 10:36

Danke Alexander für diese Hintergrundinfo. Bezeichnend ist ja auch, dass am lautesten diejenigen aufheulen, die am wenigsten dazu berechtigt sind. Vermutlich hat von jetzt betroffenen Nichtägyptern noch nie einer ernsthaft darüber nachgedacht, wer eigentlich Eigentümer dieses Landes ist.
Da frage ich mich auch ghanzu leise. ob nicht die, welche jetzt so lautstark "Rassismus" rufen" nicht in Wahrheit selbst welche sind, da ihnen bislang die rechtmäßigen und immer unterdrückten Eigentümer so ziemlich egal waren.
Und unseren "Betroffenheitsmoralisten" der gute Rat, sich immer zu fragen, aus welcher Quelle man welche Info bezieht und welcher Eigennutz hinter der Botschaft steckt.

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Beitragvon Isis » So 09 Dez, 2012 15:56

salam

@gast

wen du so anfängst, dann kannst du überall auf der welt so argumentieren. am besten gleich mal im großen amerika und den indianern aber das lassen wir mal denn das ist ja nicht das thema.

ich bin trotzdem immer noch der gleichen meinung, wenn ich ein ägpter wäre mit pass und allem drum und dran und will mir ein haus kaufen für meine fam. dann ist es doch wurscht ob ein elternteil eben keinen ägyptischen pass hatte.

ma salama

.... isis ...