Wie alt ist Hurghada?

Hier könnt ihr Einsteigerfragen zu Ägyptologie, Tempeln, Götter usw. stellen, aber auch zur gegenwärtigen Kultur, dem Land und seinen Menschen Stellung beziehen

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JürgenG
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Wie alt ist Hurghada?

Beitragvon JürgenG » Fr 22 Okt, 2004 10:47

Hallo,
Da wir im Nov/Dez. wieder nach Ägypten reisen achten meine Frau und ich etwas verstärkt auf alle möglichen Informationen zu dem Land. Gestern erzählte mir meine Frau, daß sie gelesen habe, Hurghada sei vor etwa 100 Jahren von Ölarbeitern gegründet worden. Irgendwie kann ich das aber nicht glauben.
Oder stimmt das etwa?
Wenn ja, gibt es vielleicht noch Reste alter Öltürme in der Wüste?
Viele Grüße

Jürgen

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nebtaui
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Schon möglich.

Beitragvon nebtaui » Fr 22 Okt, 2004 11:20

Salam!

Und die Erklärung für die extrem kurze Geschichte Hurghadas liegt klar auf der Hand: da is nix.

Du kannst von Hurghada aus in jede erdenkliche Richtung tippeln, du landest entweder immer in der Wüste oder im Meer.
Historisch betrachtet gibt es dort überhaupt gar keinen Grund für eine Besiedlung; selbst die Ernährung gestaltet sich extrem schwierig. Fisch kriegste. Punkt. Kein Holz, keine Vegation, kein Wasser, nichts. Würde da jemand gesiedelt haben wollen, er hätte alles herankarren und nichts vor Ort bereitstellen können. Und ewig nur Fisch .... wer will das schon.

Nun gab es gerade in Ägypten durchaus einige vergleichbar karge Orte, die trotzdem (militärisch) gehalten wurden. Aber die hatten ihren strategischen Sinn und lagen zumeist an wichtigen Punkten wie Straßen, Flussfurten oder ähnlichem. Auch diesbezüglich ist in Hurghada Fehlanzeige.
Kein Pharao hätte sich die Mühe gemacht, einen derart toten Flecken beherrschen zu wollen. Er hätte Skorpionen geboten und vielleicht noch ein paar Schlangen, sonst niemandem. Bei Hurghada handelt es sich noch nicht einmal um einen Punkt, an welchem wenigstens theoretisch Feinde hätten einfallen können, denn die hätten für einen dortigen Überfall schon ganz besonders blöd sein müssen. Die umliegende Geröllwüste ist nur von sehr erfahrenen und extrem ortskundigen Führern halbwegs gefahrlos zu durchqueren gewesen, fremde Heere wären Gefahr gelaufen, umzukommen ohne einen halben Ägypter massakriert zu haben.
Wozu riesige Festungen errichten und hunderte, tausende von Soldaten dort fesseln, wenn die Steine und die Sonne die Landesverteidigung von allein übernehmen?

Gegenüber hat es auch zu keinem Zeitpunkt einen interessanten Handelspunkt gegeben, der vielleicht noch wenigstens für die Errichtung eines Hafens gesprochen hätte.

Im modernen Zeitalter der Motorenkraft sind all diese vorgenannten Gründe gegen Hurghada selbstverständlich keine mehr ... in einem Hui sind wir mit einem kühlen Drink in der Hand und ohne die Beine zu bewegen durch die Wüste und dort angekommen. Ob durch die Luft oder zu Land. Die Pharaonen aber haben sehr wohl rechnen müssen und sie konnten es nachweislich sehr gut, sonst hätten sie ihre Machtfülle niemals erreicht. Sie waren sehr gute Betriebs- und perfekte Volkswirte und investierten immer nur dort, wo die Rendite stimmte. DAS sollten wir heute mal versuchen, nachzumachen. Man stelle sich vor, man solle ein vorchristliches Ägypten mit unserem Wissen, aber ohne unsere Hilfsmittel wie Motoren und Computern und allen anderen Maschinen beherrschen! Wir alle wären froh, unseren Leuten die Mäuler gestopft zu bekommen und keiner von uns hätte den Hauch einer Chance, eine Pyramide zu errichten!

Sie waren schlitzohrige, ausgebildete und vorausschauende Rechner, unsere Traumkönige.
Und deshalb hat Hurghada eben keine Geschichte. 8)

Gruß

Nebtaui
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Beitragvon Uli » Fr 22 Okt, 2004 11:52

Hallo Jürgen,

das scheint zu stimmen, was Deine Frau gehört hat:

"Hurghada - ursprünglich eine Gründung britischer Ölexploratoren um die Jahrhundertwende "
steht bei http://www.heissinger-aegypten.de/Hurghada.html

(lat. exploratio „Erforschung“)

Gruß
Uli

JürgenG
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Beitragvon JürgenG » Fr 22 Okt, 2004 13:14

Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Danke!
Wenn ich unten bin werde ich Samir mal danach fragen. Vielleicht weiß er ja, ob da noch eine kleine alte Geisterstadt rumsteht. :roll:
Viele Grüße



Jürgen

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Beitragvon Osiris » Fr 22 Okt, 2004 14:36

hi,

das mit dem öl hab ich noch nie gehört :shock:

kenne es nur so, dass es früher ein kleines fischerdorf war und sowas
steht auch auf der englischen hurghada seite:

Hurghada was founded in the early 20th century, and until a few years ago, remained a small fishing village. But today, it has gone on to become the foremost tourist resort of the Red Sea coast and an international center for aquatic sports.


mfg
osiris

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Visionär am Roten Meer

Beitragvon Conny-BS » Sa 23 Okt, 2004 12:24

Hallo, wer über die Entstehnungsgeschichte Hurghadas mehr wissen will der sollte sich das o.g. Buch vornehmen. Es erzählt die Geschichte von Mohamada Hwaidak (auch der Gründervater genannt) und die des mordernen Hurghada. Geschrieben hat es der Berliner Peter S. Kaspar. Ein klasse Buch.
ISBN-Nr. 3-937343-17-12, Direktbestellung unter www.psk.books.de
Schönes Wochenende an alle
Gruß Conny

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Re: Visionär am Roten Meer

Beitragvon Uli » Sa 23 Okt, 2004 13:48

Conny-BS hat geschrieben:ISBN-Nr. 3-937343-17-12, Direktbestellung unter www.psk.books.de


Hi Conny, Dein Link geht leider nicht :(

Aber hier gibts das Buch auch bei Amazon:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 86-4824558

Gruß
Uli

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Schade

Beitragvon Conny-BS » Sa 23 Okt, 2004 14:26

Hallo Uli, danke für die Rückmeldung, kennst du die Bücher von Herrn Kaspar??

LG Conny

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Beitragvon Uli » Sa 23 Okt, 2004 18:07

Hallo Conny,

ne, kenn ich nicht.
Ist aber auch nicht so mein Thema. Mich interessieren da eher die gaaanz alten Ägypter. Die, die Tempel und Pyramiden gebaut haben.

Gruß
Uli

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Ist auch gut und wichtig

Beitragvon Conny-BS » Sa 23 Okt, 2004 19:56

Liebe/r Uli, ich finde das "uralte Ägypten" auch sehr, sehr spannend, es war meine erste Liebe zu Ägypten :-D . Doch ab und zu, -meine ich, dass man auch über die Gegenwart zu wenig weiß, das zeigt u.a. diese Frage im Forum.
P. Kaspar ist jemand der die Menschen, ihre Kultur und ihr Wesen "erforscht" hat und m. E. liebt, vorallem aber irre viel Hintergrundwissen hat. Seine Bücher haben mir sehr viel, auf sehr verständliche Weise erklärt, auf was man (ich) zu achten hat /habe. Einige Jahre bin ich als "normalo" Touri dagewesen. Bin zwar nie als Grobholz durch die Gegend gelaufen, den ich bin im sozialen multikuturem Bereich berufstätig, glaube aber es hätte einiges besser sein können. Inzwischen mache ich mir noch mehr Gedanken und möchte über die Menschen von heute mehr wissen und ihnen mit Respekt gegenübertreten. :wink: Genau so, wie ich es gern hätte.
Bis bald, ich denke wir lesen uns noch öfters
Liebe Grüße Conny

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Beitragvon Uli » Sa 23 Okt, 2004 20:55

Uli hat geschrieben:Ist aber auch nicht so mein Thema.


Was nicht heißen soll, dass die Menschen von heute mich gar nicht interessieren. :wink: Ich verschlinge nur nicht alle möglichen Bücher zu dem Thema :-D

Gruß
die Uli

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OK, sicher nicht

Beitragvon Conny-BS » Sa 23 Okt, 2004 21:37

Das habe ich auch nicht angenommen. :lol:
Bis bald
LG Conny

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Beitragvon JürgenG » Mo 25 Okt, 2004 08:24

Prima, das Buch werde ich mir mal holen. Vielleicht verstehe ich dann besser, warum ich Hurghada als Stadt eigentlich nur als schmutzig empfunden habe. Aber das ist ein anderes Thema...
Viele Grüße



Jürgen

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Nachschlag

Beitragvon Conny-BS » Mo 25 Okt, 2004 14:37

Hallo Jürgen, wenn es dich interessiert und du mehr wissen willst. Herr Kaspar hat noch 2 andere Bücher über Äfypten geschrieben. Ich mach nicht gern Werbung :oops: , aber hier lohnt es sich. Das eine heißt "Kamel und Spätzle". Es erzählt die Geschichte von Thomas u. Barbara Bordiehn, die beiden erlebten den rasanten Aufstieg von Hurghada, sozusagen als Entwicklungshelfer. Heute haben sie eines der besten Restaurands in Hurghada, die Villa Kunterbunt. Das andere heißt "Mafish Mushkella- Ein Einblick in die arabische Seele" ich habe selten so lachen :laughing5: müssen und habe doch so viel gelernt über die Menschen, wie beim lesen dieses Buches. HERRLICH!!
Mein Verständnis ist ein anderes geworden, in dem ich einige neue Ratschläge befolgt hatte.
Bis dahin, :70: viele Frühlingsgrüße an alle aus Niedersachsen.
Conny