Hallo Isis,
vielleicht auch mal ne frage an dich ... in den abgelegenen ecken von ägypten .... wirst du da mit respekt behandelt ??? (mal abgesehen das die leute wissen das du ihr "getuschel" verstehst )
mir kommt es vor das man eben in den touristischen orten oft als "geldbeute" mit zwei beinen behandelt wird und je weiter weg man kommt merkt man die freundlichkeit der menschen erst so richtig.
Es herrscht definitiv ein eklatantes Gefälle zwischen den touristisch erschlossenen Gebieten und der „Provinz“. Das ist auch ein Hauptgrund, warum ich die Touristenorte meide – das hat immer etwas von Spießruten-Laufen, wenn man als Frau alleine unterwegs ist. Davon ab, gibt es natürlich auch in der „Provinz“ mal die ein oder andere unangenehme Begegnung. Vielleicht anbei ein paar Anekdoten zu unterschiedlichen Situationen.
Allgemein scheint die Vorstellung recht verbreitet zu sein, dass man, sobald man den Platz neben mir im Sammeltaxi ergattert hat, auch ein Anrecht (vor allen anderen) auf mich geltend machen könnte. Die beengten Bedingungen in diesen Gefährten bringen es ja bekanntlich mit sich, dass man wohl oder übel mit seinem Sitznachbarn Kontakt aufnimmt. Auf einer längeren Sammeltaxifahrt habe ich jedoch den Fehler begangen, allzu deutsch zu denken und Rücksicht auf meinen Sitznachbarn nehmen zu wollen. Ob der Enge im Auto und der längeren Fahrtzeit vermutete ich irgendwann, dass meine Kameratsche, die sich an meiner, dem Sitznachbarn zugewandten, Seite befand, selbigen vermutlich stören würde. Also hab ich meine Kameratasche auf die andere Seite verlagert, wo sie nur mich stören konnte. Aber das war mein (typisch deutscher) Fehler – denn diese Aktion begriff er als Einladung zur Fühlungsnahme. Die Tasche war also schnell wieder an dem Platz, wo sie vorher ausgeharrt hatte
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Und seitdem fungiert meine Kameratasche nunmehr provisorisch als Abstandshalter.
Ich habe auch schon Taxifahrer gehabt, die in den Provinzen verkehrten (womit es sich bei dem Taxi gemeinhin um einen Pickup handelte, der nur vorne neben dem Fahrer Sitzgelegenheiten bot) die es tatsächlich fertigbrachten, während der Fahrt, Hand an sich zulegen...
Es kommt auch immer mal wieder vor, dass einer meint, sich ungestrafft mit seiner Hand in Richtung (meiner gemeinhin wohlverpackten) Oberweite zu bewegen – da ich die Tricks, die dazu angewandt werden, mittlerweile sehr gut kenne, gelangen sie nur selten ans Ziel. Einer (ebenfalls irgendwo in der Provinz), der es unglücklicherweise bis zum Ziel geschafft hatte, hatte aber nicht mit meiner Reaktion gerechnet und plumpste in hohem Bogen aus der Kutsche!
In einem Hotel in Mittelägypten, war der Rezeptionist oder Manager oder was auch immer, der Meinung, da ich nun schon mehrfach sein Hotel frequentiert hatte und er mir dann auch noch das Hotelzimmer für ein angemessenen Preis überlassen hat, er würde jetzt die Gegenleistung von mir dafür bekommen. So trug er meinen schweren Rucksack auf mein Hotelzimmer und verschloss hinter sich die Tür – der konnte gar nicht so schnell gucken, wie die Tür wieder von mir geöffnet wurde. Er ist dann beleidigt von dannen gezogen. Aber mit solchen Aktionen muss man rechnen, wenn man alleine als Frau unterwegs ist.
Als ich irgendwann einmal an der Straße stand und auf ein Sammeltaxi wartete, sah mich schon von weitem ein Ägypter, der augenscheinlich anfänglich durch meine Erscheinung am Weitergehen gehindert wurde – also gucken und starren funktionierte nicht gleichzeitig. Als er dann irgendwann bei mir angelangt war, fragte er mich (ohne Begrüßung und Gesprächseinleitung): Six?, Six?, Six? – es hat echt eine Weile gedauert, bis ich wußte, was er meinen könnte!
Aber das sind – gemessen an der tatsächlichen Anzahl an Tagen, die ich im Land verbracht habe, wirklich nur Ausnahmen. Gemeinhin bringt man mir Respekt gegenüber – was aber dennoch nichts daran ändert, dass ich in deren Vorstellungswelt als „scharmuta“ gelte. Sehr bezeichnend ist hierfür folgende Begebenheit: Ich war mit 3 Polizisten und einem Ghafir el-Athar (Antikenpolizist) in mehreren Steinbrüchen unterwegs – irgendwann hatten sie einen Bekannten in die Nähe der Stelle gelotst, wo wir uns befanden – der restliche Weg wurde Letzterem mit den Rufen „Ta’ala, schuf asch-scharmuta – Beeil dich/Komm und schau’ dir die Schlampe an“ gewiesen. Und dass obwohl sie mir in ihrem Verhalten – gleichermaßen wie ich in meinem Verhalten – Respekt gegenüber gebracht haben. Allein der Umstand, dass ich als Frau allein unterwegs war, verlieh mir die Bezeichnung „scharmuta“ und nicht mein Verhalten! Ich war versucht, ihnen klar zu machen, dass sie auch nicht als „ibn-scharmuta – Sohn einer Schlampe“ von mir bezeichnet werden wollen – ich weiß aber, dass das nicht fruchtet! Ich habe auch noch nicht herausbekommen, wofür z.B. für die Polizei am anderen Ende des Funkgerätes nebst der Angabe über Nationalität, Name, Alter, Familienstand, Zielort der Reise auch noch die Angabe über meine Körbchengröße relevant ist!?!
Und um den Bogen zu spannen, dass es sich hierbei nicht um religiös-motivierte Eigenheiten handelt, vielleicht noch folgende Geschichte. Ich war in der Nähe von Assiut und ein Kopte gehobeneren Alters meinte, mich penetrant dazu drängen zu müssen, die Nacht doch mit ihm zu verbingen – er würde mich danach auch wieder zurückbringen! Dazu verlieh er seiner Fragerei („Warum denn nicht?“ etc.) mit dem Festhalten meiner Arme Ausdruck. Da ich gemeinhin einen Kopf größer bin als der Durchschnittsägypter beeindruckte mich dies, trotz des Umstandes, dass wir unglücklicherweise allein auf weiter Flur waren (ja, es gibt in Ägypten tatsächlich Gebiete, da kriecht nicht plötzlich irgendein Ägypter aus irgendeinem Loch), nicht allzu sehr. Darüber hinaus führe ich auch immer einen Taschenalarm am Körper (eigentlich mehr für den Fall gedacht, dass ich beim Klettern irgendwo runterfalle und auf mich aufmerksam machen möchte sowie auch um angreifende Hunde in die Flucht zu schlagen) – insofern fühlte ich mich nicht sonderlich gefährdet. Da ich über die Jahre gelernt habe, mit solchen Situationen umzugehen, belasten mich selbige nicht allzu sehr. Manch Anderen hätten solche Zudringlichkeiten vielleicht etwas mehr zugesetzt. Und ich will hier auch gar nicht negieren, dass man auch an anderen Orten der Welt solche Erfahrungen (und noch viel schlimmere) sammeln kann, jedoch gehen wohl nicht überall die Männer davon aus, dass das weibliche Gegenüber ein solches Verhalten regelrecht erwartet. Denn diese Vorstellung ist in den ägyptischen Männerköpfen tief verankert – wir kommen nach Ägypten, um uns endlich mal richtig beglücken zu lassen.
Eine gewisse Genugtuung ist es zumindest, dass man in den Fällen, wo man in meiner Anwesenheit eigentlich über mich reden resp. herziehen möchte, anfängt zu tuscheln oder den Raum verlässt. Diese Blöße geben sie sich dann doch nicht allzu gerne.
Gruß!