Salam!
Nachdem ich mich bezüglich dieses Themas einige Zeit zurückgehalten habe, hier aber dennoch ein paar "Randbemerkungen", die das hohe Maß an Engagement der ED-Gegner vielleicht ein wenig besser beleuchten:
Von der Öffentlichkeit meist völlig unbemerkt, gräbt ein ganzes Heer von bestausgebildeten Archäologen rund um die Welt unter streckenweise schrecklichsten Bedingungen. Hunger bis zur Bewußtlosigkeit, Erfrierungen bis hin zu Nekrosen, Bürgerkriege, Seuchen, stechende Insekten und und und .....
Ein gerüttelt Maß von ihnen haben ihre Heimat nie wiedergesehen und gesellen ihre sterblichen Überreste gleich zu ihrem Ausgrabungsgegenstand. Und was ist für gewöhnlich ihre Ausbeute? Ein Nägelchen möglicherweise, nach Monaten härtester Arbeit die einzige Ausbeute, eine kleine Scherbe vielleicht, mehr meist nicht. Ich weiß von einer Archäologin, die ein quadratkilometergroßes Stück Wüste auf den Knien herumrutschend mit der Lupe untersucht, um winzigste Holzkohlenstückchen zwischen unendlichen Tonnen Geröll aufzufinden. Sie tut dies vier bis fünf Stunden täglich, und das seit jetzt zwei Jahren.
All diese Wissenschaftler, für große Summen Bruttosozialproduktes ausgebildet, glauben an etwas. Sie glauben an die geistige Wiedererschaffung vergangener Reiche und Kulturen und sie glauben an die Unsterblichkeit der Ideen, die die Menschen dieser Kulturen zur Welt gebracht haben.
Dabei beherzigen sie für gewöhnlich einen sehr strengen, sehr hoch angesetzten "Ehren-" Kodex bezüglich ihrer Funde und Suchstrategien und kommunizieren ihre (neuen) Erkenntnislagen sofort miteinander. Natürlich spielt auch Ruhm, Ehre und Anerkennung eine große Rolle, in der Hauptsache aber geht es nur und immer nur um eines: Wissen.
Ich persönlich habe vor all denen, die in prallster Wüstensonne Scherben suchen, hohen Respekt. Manche von ihnen sind menschlich nicht unbedingt immer auf der Höhe, sie sind kalt, abweisend und verschlossen, manchmal sehr arrogant. Die meisten von ihnen aber strahlen wie kleine Kinder über alle Backen, wenn sie jemanden Interessiertes vor sich sehen und oft kennen sie kein Halten mehr und erzählen, erzählen, erzählen .... mit dieser Sorte kann ich verständlicherweise noch am besten!
Gerade die Ägyptologie hat bis zum heutigen Tage ein kaum noch überschaubares Dickicht an Artefakten aus dem Sand befördert und es vergeht kein einziger Tag, an welchem nicht irgendwo auf der Welt irgendein neues, bis dato unbekanntes Faktum erkannt und protokolliert wird. Vielleicht mag ein Champollion noch zu recht von sich in Anspruch nehmen können,
die ganze Ägyptologie in allen Facetten zu kennen, heute ist das nicht mehr möglich. Heute hat man als Ägyptenfan zu filtern und sich zu spezialisieren und selbst dann ist es ungeheuer schwierig, sich sachkompetent zu machen.
Und eben diesen Fakt nutzen ED & Co. mehr oder weniger schamlos aus. Sie vertrauen zu recht darauf, daß kaum noch jemand einen guten Überblick über die Historie hat und sie verlassen sich darauf, daß ein guter Archäologe niemals sagen wird: "So ein Schwachsinn!", wenn er den schlagkräftigen Gegenbeweis nicht in Händen hält.
So würde ich auch immer straflos behaupten dürfen, Moses sei von Theben nach Jerusalem geflogen und habe zwischendurch das Rote Meer ausgetrunken; nichts anderes tut ED in ähnlich haarsträubender Weise. Für diejenigen, die auf Eselsrücken in Sandstürmen dem Tod ins Auge geblickt haben, sind die Behauptungen eines ED ein Schlag ins Gesicht, geradezu eine Beleidigung. Diese "Theorien" helfen niemandem, sie bringen keine Erkenntnisse nach vorn und sie liefern uns keine schlüssigen Gedankenketten. Sie sind niemals Teil global umspannender Welterklärungsmodelle, sondern sie suggerieren nur, daß man mit Halbwissen bewaffnet behaupten darf und kann, alles besser zu wissen. Und daraus resultiert die Frechheit eines ED, der den Archäologen immer jeden Beweis schuldig blieb aber immer straflos behaupten darf, alle Wissenschaftler seien soooo blöd, blind und engstirnig.
Strabon, Herodot und Homer, heute selbst Gegenstand archäologischer Betrachtungen, würden sich im Grabe herumdrehen wenn sie mitkriegten, was aus ihren Lehren von ED & Co. gemacht wurde.
Es würde sowohl dem modernen wie auch dem alten Ägypten sehr viel mehr helfen, wenn man sich gänzlich auf Holzkohlestückchen, Scherben und Nägelchen konzentrieren und auf die Ergebnisse dieser und ähnlicher Untersuchungen verlassen würde. Was Pusch und Kollegen heute leisten, wirft doch ein sehr viel glänzenderes Licht auf die alten Reiche (gerade auch auf die der Inkas und der Azteken beispielsweise!) und ist doch um ein Vielfaches faszinierender als kleine grüne Männlein!
Auch von der Perspektive der antiken Baumeister und Ingenieure aus betrachtet sind ED & Co. nichts als Sand im Getriebe; kaum jemand der begnadeten Konstrukteure hat und hätte nicht gern seinen Namen mit seiner Schöpfung an uns Heutige weitergegeben um selbst ein Quentchen Unsterblichkeit genießen zu können.
Viele, sehr viele der heutigen Indios mit originaler Inka-Abstammung sind darüber nicht wenig traurig, daß man ihnen diese ED-Machwerke vor die Füße knallt und ihnen vermittelt, daß sie bzw. ihr Volk immer zu blöd zur Errichtung der riesigen Tempelanlagen gewesen sein sollen.
Ich persönlich empfinde alle Dänikiaden wie das Dazwischenbrabbeln eines Kleinkindes, wenn sich Erwachsene unterhalten. Ein Kleinkind ist dabei aber niedlich, kriegt seinen Keks und lutscht anschließend wieder stillvergnügt an seinem Daumen, ED aber tut dies aus pekuniärer Begehrlichkeit heraus; und das ist exakt der Haken, den ich ihm ganz persönlich übelnehme. Und da ich kein Wissenschaftler bin, gönne und genehmige ich mir meine engagierten Attacken - ich weiß, daß mir zumindest gedanklich einige Archäologen heimlich ein Auge zukneifen und grinsen, mit nach oben gerecktem Daumen.
Selbst nicht ganz unvorbelastet, habe ich vor einem hohen Maß an Fantasie allerdings ebenfalls Respekt und eine angenehme, unterhaltsame und gleichzeitig informative Schreibe ist eine Kunst für sich. Soll Däniken doch gern Romane schreiben! Ich würde sie lesen! Ich habe den halben Schrank voll mit dem fast kompletten Werk von Stanislaw Lem! Es läse sich dann wie: "Stellt euch mal vor, da käme ein Raumschiff ... " statt, so wie heute: "Wißt ihr, da kam einmal ein Raumschiff .... ".
Da nähme ich mir eine von meinen dickeren Zigarren, knipste meine Stehlampe am Sessel an und hätte Vergnügen bis zum nächsten Hahnenschrei, aber soooo ... ? Bäh!
Nebtaui