Trip nach Bubastis ( Tell Basta )

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Trip nach Bubastis ( Tell Basta )

Beitragvon Isis » So 03 Mai, 2009 17:58

Salam

Heute geht unsere Reise nach Bubastis. Von Kairo aus nach Zagazig brauchten wir ca. 1 ½ Stunden. Zagazig ist die Stadt, in der der Tempel der Bastet heute zu finden ist. Bubastis ist auch als Tell Basta bekannt und es wird damit der Tempel der Bastet beschrieben. Bubastis ist die griechische Wiedergabe des altägyptischen Namens Per Bastet, „Haus der Bastet". Im Alten Testament wird der Ort auch als Pibeseth erwähnt (Hesekiel 30, 17).

Ich zeige euch hier erst ein mal ein Bild in dem ich die Lage der einzelnen „Bezirke“ eingezeichnet habe und gebe euch einen kleinen Einblick zu den Verscheidenden Punkten.
1887 hat Edouard Niville hier mit Grabungen begonnen und konnte hier Bauten von Osorkon I. + II. und Nektanebos II. identifizieren.
1906 wurden Gold und Silber Objekte gefunden, auch wurden 2 Gräber von Vizekönigen aus Kusch Hori I. und Hori II zu der Zeit gefunden.
1939 entdeckte Labib Habachi die Ka-Anlage (heute auf der anderen Straßenseite)
1961 / 67 arbeitete Shafik Farid am Gouverneurspalast und der Nekropole der 12. Dyn.
1991 arbeitet hier das Tell Basta Project, ein ägyptisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, getragen von der Universität Potsdamm und dem SCA

Hier wurden Funde aus dem Alten Reich bis in die Spätzeit gemacht so dass man sagen kann hier war schon immer ein heiliger Ort.

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Die Anlage also der Eingangsbereich, wird im Moment (März 2009) neu angelegt. Der alte Eingang und der Skulpturengarten werden komplett neu aufgebaut. Auch wird in Zuge der Umbau/Erneuerung ein Museum dazu gebaut, in dem die Funde von Tell Basta gezeigt werden sollen.

Hier habe ich einmal zwei Bilder die den neuen Eingangsbereich zeigen.

Neuer Eingang und links das neue Museumsgebäude.

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Blick auf den neuen Skulpturengarten, wo wir bis jetzt nur die Grundplatten sehen können.

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Das hier wird das neue Besucherzentrum und Museumsgebäude.

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Die einzige Statue die schon an ihrem Platz steht wurde bei den Grabungen 2001-2003 in Eingangshof des Osorkon I. gefunden. Die Statue war in zwei Teile zerbrochen und hat nun nach ihrer Restauration wieder 11m an Höhe. Sie ist somit die größte Königinnenstatue die bis jetzt im Delta gefunden wurde. An ihrem rechten Bein ist auch eine Tochterstatue die 1,60m hoch ist zu sehen. Als ich die Statue sah drängte sich mir gleich der Vergleich mit der Merit-Amun Statue in Achmin auf.

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Auf dem Statuenpfeiler ist im oberen Teil in Inschriftenkolumnen die königliche Titulatur zu lesen. „Horus: Starker Stier, Geliebter der Maat denn Re einsetzt zum König der beiden Länder. Dem König von Ober- und Unterägypten. Groß an Stärke, der Asien entfernt, reich an Macht und Ansehen in allen Ländern. Reich an Ma`at, ein Re, ausgewählt von Amun. Sohn des Re, Herr der Krone, Osorkon, Geliebter des Amun, Sohn der Bastet, alles Leben, Dauer und Herrschaftsglück wie Re.“

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Im unteren Drittel findet man den Text zur Königin die die Statue darstellt. „ Fürstin, die groß ist an Gunst, sie Herrin von Ober- und Unterägypten, die Herrin der Huld, angenehm an Beliebtheit, die den Horus gnädig stimmt in seinem Palast, /// Geliebte (?) des guten Gottes; Königstochter und Königsgemahlin /// das Herz des Königs, wenn er sieht die Herrin der beiden Länder, Koroama, sie möge [ewig] leben“ (Text entnommen aus „Tell Basta von Christian Tietze)
An den „Ummeisel“-Arbeiten, die nur an den Namen vorgenommen wurden, kann man erkennen das sich Osorkon einer Statue von Ramses II. oder besser eben seiner Gemahlin Nefertari bedient hatte. Ob Osorkon die Statue von wo anders hier her brachte oder ob sie Ramses II. hier schon aufstellen lies konnte noch nicht nachgewiesen werde.

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Nun gehen wir weiter zur Großen Tempelanlage der Bastet. Hier habe ich euch auch mal ein Bild von „oben“ ausgesucht, denn von hier unten kann man die Struktur der Tempelanlage nicht mehr sehen :( Hier wurden ca. 4000 großformatige Architektur- und Statuenfragmente aus Rosengranit bis jetzt gefunden.

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Wie ihr hier sehen könnt kann man nichts sehen :) (habe ich mir sagen lassen) aber wir wurden eines besseren belehrt. Wenn man sich Zeit lässt und mit offenen Augen und vielleicht noch mit einem Plan „bewaffnet“ durch die Tempelreste geht findet man noch so einige wundervolle Stücke.

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Wir hatten das Glück, dass Frau Dr. Daniela Rosenow Zeit gefunden hatte uns „ihren“ geliebten Tempel zu zeigen. So hatten wir das Glück auch manches zu sehen was wir sicher übersehen hätten.
Ich / wir müssen auch hier noch mal Danke sagen dass sich Frau Dr. Daniela Rosenow und Frau (Dr.) Eva R. Lange für uns so viel Zeit genommen haben und uns mit der Begeisterung für Bubastis angesteckt haben.

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Der Eingang liegt im Osten und wurde einst von 8m hohen Statuen geschmückt. Der ganze Eingangshof soll von Statuen geschmückt gewesen sein wo auch die große Statue gefunden wurde. Nach dem Eingangshof kommt man in das Areal (60m x 20m) das Osorkon II. zugeschrieben wird. Hier wurde auch das Portal mit den Sed Fest Darstellung gefunden (Bild unten). Es hat sich auch herausgestellt dass hier die größte Anzahl an Statuenfragmenten gefunden wurde. Wahrscheinlich stammen die Statuen einst von Rames II. der sie entweder selbst hier errichten lies oder sie wurden aus Pi-Ramesse hier her gebracht und wieder verwendet da an den Statuen nur die Kartuschen verändert wurden ansonsten aber nichts.

Hier haben wir einen Block auf dem das Sedfest Relief mit Opferzuweisungen an die unterägyptischen Götter zu sehen sind.

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Man gelangt danach in eine 30m lange Säulenkolonnade (Bild unten) der sich der Zentralhof (51m x 52m) anschließt. Es wurden auch viele Statuen gefunden wie in anderen Tempeln und Heiligtümern auch. Es wurden hier Stabträger, Schreiberstatuen und Würfelhocker (Statuen) gefunden die heute in den Museen der Welt verstreut sind.
Nach dem Zentralhof gelangt man in das Sanktuar das 60m x 60m misst. Hier hatte Nektanebos II. als letzter seine „Spuren“ hinterlassen in Form von Bauarbeiten.

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Der Gebäudekomplex des Sanktuars hatte eine 8 bis 10m hohe Fassade die dieser Uräusfries einst gekrönt hatte. Es wurden auch 42 Blöcke die mit Sternen verziert waren gefunden, was darauf schließen lässt das sie einst zur Deckenkonstruktion gehört haben.

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Zugeordnet werden die heute sichtbaren Bauten Osorkon I. und II. und Nektanebos II. Es wurden hier aber auch Steine von Cheops, Chefren, Pepi I. Amenemhet I. Sesostris I und II. und Ramses II. nachgewiesen. 2004 wurde auch das bekannte „Kanopus Dekret“ (das in demotischer Schrift und in Altgriechisch verfasst wurde) aus dem 9. Regierungsjahr Ptolemaios III. Euergetes gefunden, was belegt dass selbst zu seiner Zeit der Tempel noch als Heiligtum in Benutzung war.
Hier haben wir z.B. die Krönung und Huldigung für Pharao Osorkon II. dargestellt.

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Diesen Brunnen hat wohl 1991 Dr. Mahmoud Omar „gefunden“ und datierte ihn auf das 1. Jahrhundert. Es wird aber davon ausgegangen dass ein älterer Brunnen als Fundament diente.
Bei meinen Recherchearbeiten habe ich auch herausgefunden dass dieser Brunnen den Christen noch heilig sein soll. Laut Überlieferung soll hier die heilige Familie bei ihrer Wanderung durch Ägypten Rast gemacht haben. Es wurde dem Brunnen (mal wieder) Fruchtbarkeit zugeschrieben. Die Frauen sollten Tontöpfe zum Schöpfen des Wasser benutzen, sich dann mit dem Wasser übergießen und anschließend mussten die Töpfe an einer Bastet Statue zerschlagen werden ... und schon sollte es mit dem Nachwuchs klappen.

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Hier noch mal ein Überblick über den Bastet Tempel den wir nun mit anderen Augen sehen als nur ein „Trümmerfeld“

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Hier sehen wir die laufenden Grabungen und das Neue Besucherzentrum im Hintergrund um das wir nun marschieren müssen um zum Gouverneurspalast zu kommen.

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Ich zeige euch auch erst mal wieder eine Übersicht zu dem Areal, denn auch hier ist von unten die Struktur nicht so einfach zu erkennen.

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Der Gouverneurspalast ist aus Lehmziegeln erbaut worden. Er hat ein Abmaß von 120m x 90m und bestand aus zwei großen Komplexen dem Magazine und Verwaltungsgebäude angeschlossen waren. (Heute sind die Reste max. noch 2m hoch erhalten) Auch hier wären wir ohne unseren Plan wieder einmal aufgeschmissen gewesen und wir hätten nicht gewusst wo wir uns denn gerade befinden. An dieser Stelle vielleicht mal einen Hinweis auf das Buch: Tell Basta – Ein Führer über das Grabungsgelände von der Universität Potsdam das ihr hier beziehen könnt. -> http://info.ub.uni-potsdam.de/cgi-bin/p ... .pl?id=177

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Hier stehen wir nun mitten im Thronsaal des Gouverneurspalastes. Er besteht aus einer dreischiffigen Halle die mit einer 4m dicken Mauer umgeben ist. Im Thronsaal wurden drei Statuen aus Kalkstein und Quarzit gefunden. Eine davon war beschriftet mit, „Iri-Pat, Hati-a, Vorsteher der Bastet – Prister, Cha-kau-Ra-seneb“ dessen Grab sich auch in der anschließenden Nekropole befindet. Hier im Thronsaal wurde auch ein Türsturz mit dem Namen von Amen-em-hat III. gefunden.

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Leider geht uns schon wieder die Zeit verloren :( und es ist schon recht spät geworden, so dass wir das Gelände nicht ausführlich erkunden können. Auch haben wir es dieses mal nicht geschafft die Ka-Anlage zu besichtigen, aber wie heißt es so schön ... wir brauchen ja auch einen Grund um wieder zu kommen.
Ach ja vielleicht noch mal was zu dem laufenden Grabungsprojekt des Tell Basta Project. Wir haben vor Ort ja so einiges erfahren unter anderem auch dass die Anlage noch bis zu der Baumgruppe die man auf dem Bild sieht ausgedehnt ist und dass sich die Ägyptologen bis dort hinter „vorarbeiten“ wollen. Wie man unweigerlich sieht ist das eine Lebensaufgabe die da vor ihnen liegt. Wir haben auch in Erfahrung gebracht dass die Ägyptologen die momentan hier arbeiten um jeden Cent kämpfen müssen um weiter hier zu arbeiten. Vielleicht hat mein Bericht euch ja auch neugierig gemacht und ihr wollt den Tempel der Bastet mal besichtigen, dann vergesst die Ägyptologen die die ganze Arbeit hatten damit wir das heute so sehen können nicht ganz.
Das Tell Basta Project hat auch einen Förderverein „Förderprojekt des Aegypten Forum Berlin e.V. „ der sich auch über Spenden freut :)
http://www.aefobe.de/html/rechts/aktiv/tellbasta.html

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Nun müssen wir wieder zurück nach Kairo, aber nicht ohne das Versprechen das ich / wir wieder kommen da wir nun von Frau Dr. Daniela Rosenow und Frau Dr. Eva R. Lange mit der Begeisterung für den Bastet Tempel angesteckt wurden :)
Es ging mal wieder nicht ohne Polizeischutz obwohl wir von Kairo aus „alleine“ fahren durften. Vielleicht hatten die Jungs Angst wir finden den Weg zurück nicht mehr :)

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Vielleicht noch was allgemeines zur Anreise. Ihr seht dass man ohne Probleme mit dem Taxi selbst anreisen kann. Man kann aber auch mit dem Zug von Kairo aus nach Zagazig fahren und vom Bahnhof ein Taxi nehmen da die Tempelanlage doch ein ganzes Stück vom Bahnhof weg liegt.
Der Eintritt zur Tempelanlage der Bastet kostet (März 2009) 20 LE.

Habe ich etwas vergessen *grübel* wenn ja dann fragt einfach.

ma salama

... isis ....

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » So 03 Mai, 2009 20:46

Schöner Bericht, Isis! :)

Kann man denn mit dem Eintritt alles angucken oder gibts Beschränkungen, wenn man ohne Doktores unterwegs ist?
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com

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Beitragvon Isis » Mo 04 Mai, 2009 11:58

salam

du kannst alles angucken, denn es waren ja auch noch andere leute auf dem gelände unterwegs dich sich (mehr oder weniger) alles angesehen haben.
nur weis ich nicht so genau wie es mit der Ka-Anlage die ja durch die straße getrennt gegenüber liegt ist. da kann uns vielleicht auch einer der anderen "Bubastis" reisenden (die hier ja mitlesen :) ) weiter helfen.

ma salama

... isis ...

Gast

Beitragvon Gast » Mo 04 Mai, 2009 19:05

Hallo,

nur weis ich nicht so genau wie es mit der Ka-Anlage die ja durch die straße getrennt gegenüber liegt ist. da kann uns vielleicht auch einer der anderen "Bubastis" reisenden (die hier ja mitlesen ) weiter helfen.


Das Gelände mit der Ka-Anlage Pepi I. ist zwar durch einen Metallzaun von der Straße abgetrennt, kann aber, wenn ich mich recht erinnere, durch ein Tor betreten werden.

Gruß!

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Krümelchen
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Beitragvon Krümelchen » Do 14 Mai, 2009 10:01

Danke Isis für den tollen bericht!
Kann mir vorstellen, das ihr bei den vielen rumliegenden Steinen ohne Plan aufgeschmissen gewesen wärt. Aber es ist doch immer wieder erstaunlich, was man bei genauem hinsehen doch noch an Sturkturen erkennen kann.
Grüße Pepe
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Beitragvon Isis » Mo 05 Mär, 2018 19:18

salam

ich krame mal den alten bericht wieder hervor, denn es hat sich dann doch was getan auf dem gelände.
nach dem die revolution den "umbau" arbeiten dazwischen kam (wie bei vielen projekten) ist es nun doch geschafft.

am 3.3.2018 hat der antikenminister Khaled el-Anany das museum und das gelände (freilichtmuseum) nun wieder "eröffnet"

nach dem ich nun die bilder gesehen habe muss ich sagen ... da hat sich richtig viel getan. :shock:

https://blog.selket.de/tourismus-aegypt ... deroeffnet

ma salama

... isis ...