Biahmu, das Statuen-Heiligtum von Amenemhet III / Amenemhat III

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Biahmu, das Statuen-Heiligtum von Amenemhet III / Amenemhat III

Beitragvon Isis » Sa 08 Jun, 2024 17:53

Heute nehme ich euch einmal mit zu einem Ort in der Oase el Fayoum 
( Fayyum - Becken, auch Fajum, Fajjum oder Faijum ), der nicht sehr bekannt ist. 
 
Biahmu, das Statuen-Heiligtum von Amenemhet III / Amenemhat III  
 
Wie ihr es von mir kennt, hier erst einmal die verschiedenen Schreibformen für den Ort Biyahmu, 
der auch als Biyahmū, Bihmū, Baiamout erwähnt wird. Ich werde mich 
im Bericht an die Angabe Biahmu halten, die schon Richard Lepsius 
in seinen Aufzeichnungen benutzt hat. 
 
Die Anfahrt war nicht ganz so einfach, da die Reste des Heiligtums  
heute mitten in den Feldern liegen. Wir mussten uns durch einige 
kleinere Dörfer bzw. engen Dorfstraßen schlängeln, bis wir schließlich über 
„Feldwege“ unser Ziel erreichten. 
 
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Aber wir haben es dann doch geschafft, fanden die Statuensockel inmitten der  
Felder vor. Das Statuen-Heiligtum trägt den neuzeitlichen Namen des Dorfes,  
da es keine Aufzeichnungen gibt, wie es zur pharaonischen Zeit 
genannt wurde. Unter den Einheimischen ist der Ort auch als „Es' sanam“ –  
Höcker des Kamels - bekannt. 
 
Bild 
 
Aber vielleicht erst mal ein Bild von oben, damit man einen Überblick des ganzen  
Areals bekommt. Bei der Standortangabe der beiden Sockel werde ich mich  
nach dem Google-Bild richten. Nummer 1 ist somit der Ost-Sockel,  
noch besser erhalten als der West-Sockel mit der Nummer 2. 
 
 Bild 
 
Fangen wir aber erst einmal von „vorne“ an. 
 
Als erster schrieb Herodot (445 v. Chr.) etwas darüber: 
„nahezu in der Mitte (des Moeris-Sees) stehen zwei Pyramiden, die sich bis 
zu einer Höhe von fünfzig Klaftern über der Wasseroberfläche erheben“, 
„weiter unten krönte jede von ihnen eine kolossale Statue, 
die auf einem Thron saß“. 
 
Diodorus der Sizilianer (erstes Jahrhundert v. Chr.) 
will hier auch Pyramiden  erkannt haben. Er mutmaßte 
weiter, dass „der“ Pharao hier ein Standbild für sich 
selbst und seine Frau errichtete. 
 
Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) spricht in seiner „Histoire Naturelle“ 
auch von „zwei“ (Pyramiden) an der Stelle, an der 
sich der Moeris-See befand.   
 
Spätere Archäologen - unter anderem Flinders Petrie 1889 - 
gehen davon aus, dass die „alten“ Historiker die Statuen zur 
Überschwemmungszeit, somit nur aus der Ferne gesehen haben. 
Weshalb sie eben von weitem im See „versunkene“ 
Pyramiden gesehen haben wollen. Dazu später mehr.   
 
1245 wurde von Abu Osman el-Nabulsi el-Safadi berichtet, dass 
die Statuen schon teilweise zerstört waren. 
 
1672 wurden von Michael Wansleben sogar nur noch Reste einer Statue  
gesehen, der aber auch schon der Kopf und die Arme fehlten. 
 
Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen hier vor Ort machten 
Sir Flinders Petrie 1883 - Hawara, Biahmu, and Arsinoe (London, 1889) - und 
Labib Habachi 1935 - Annales du Service des Antiquités de l'Égypte (1940). 
Ich beziehe mich in meinem Bericht auf diese beiden Untersuchungen. 
 
Richard Lepsius hat uns diese Zeichnung vom Zustand 1843 hinterlassen 
 
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Petrie hat als erster einen detaillierten Plan angefertigt. 
Zum besseren Verständnis habe ich versucht, den Plan 
ins Bild zu übertragen. Die beiden Statuen säumten einst die Straße, die 
direkt nach  Arsinoe (Krokodilopolis, der Hauptstadt der Provinz) führte. 
Auch Richard Pococke (1737) erwähnte die alte Straße in seinen Aufzeichnungen.  
Und Labib Habachi schrieb 1935, dass die Hauptstraße, die nach  
Medmet el-Fayoum führte, erst einige Jahre zuvor (leider  
keine genauere Zeitangabe) 300 m östlich der Kolosse verlegt wurde. 
 
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Der heutige „Feldweg“ führt uns zuerst zum größeren Ost-Sockel. 
 
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Es gibt auch hier mal wieder unterschiedliche Angaben zur Gesamthöhe. 
Auch ist nicht ganz klar ersichtlich, aus welchem Material die 
Kolossalstatuen von Amenemhet III gearbeitet waren. Es wird von 
Granit / Quarzit oder Quarzit / Sandstein geschrieben. Allerdings fand ich  
am Statuensockel eine Angabe, die ihn als Kalksteinsockel ausweist. 
 
Zu den Maßangaben verwende ich die Angaben von Petrie. 
(Auch in seiner Zeichnung eingefügt) 
 
Statuen =  35 Fuß hoch (10,6 m) 
Statuenplatte = 4 Fuß dick (1,40 m) hoch, 
Statuensockel =  21 Fuß hoch  (6,4 m) 
 Insgesamt = 60 Fuß (18,2 m) 
 
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Jede der beiden Kolossalstatuen verfügte über einen Hof, der von einer 
geböschten Mauer umgeben war. Zwischen den beiden 70 m voneinander  
entfernten Höfen führte einst die Straße hindurch.   
 
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 Die beiden Höfe um die Statuen hatten jeweils ein Innenmaß 
von 24 m Breite und 30 m Länge (Petrie gibt an 80 Fuß x 97 Fuß). 
Er gibt als Dicke der Mauer 5 m (16,5 Fuß) bei 
einer Höhe von 4 m (13,5 Fuß) an. 
Die Außenmauern waren leicht geböscht aufgebaut, was uns wieder 
zum Aussehen einer Pyramide bringt. Denn von weitem und zur  
Überschwemmungszeit auch noch umspült von Wasser - wie es Herodot, 
Diodorus der Sizilianer und selbst Plinius der Ältere gesehen haben -, 
 mag es schon den Anschein einer verfallenen Pyramide gehabt haben. 
 
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Wir haben uns auch auf die Suche nach dem „Eingangstor“ gemacht, sind  
aber leider nicht so recht fündig geworden. Petrie schrieb, dass er 
noch mehrere Fragmente aus rotem Granitstein gefunden hat, 
 die seiner Ansicht nach zum Tor gehört haben sollen (Bild links). 
Auch hatte er das Fragment mit der Kartusche des Thronnamens 
von Amenemhet III. ( Amenemhat III ) gefunden: 
Ni-maat-Re 
Nj-mˁ3t-Rˁ 
Der zur Maat Gehörige, ein Re (Bild rechts) 
 
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Einige Stücke und zwei Abgüsse von Fragmenten brachte Petrie mit 
nach England ins Ashmolean Museum, Oxford, wo sie noch heute 
zu bestaunen sind. 
 
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Damit war nach Jahrzehnten oder eben Jahrhunderten endlich der 
Schriftbeweis gefunden. Viele Forscher vor ihm hatten schon immer 
gemutmaßt, dass (nur) Amenemhet III als Erbauer in Frage kommen würde. 
Sie bezogen sich eben auf seine rege Bautätigkeit hier im Fayoum. 
 
1940 entdeckte auch Labib Habachi ein Fragment, das ihm - im Vergleich zu 
 anderen Inschriften - zeigte, dass er ein Stück des Namens gefunden hatte. 
Um genauer zu sein, den Nebti-Namen (einen der fünf Namen, die ein 
Pharao trägt). Er ist sich auch „sicher“, dass sein Fundstück von der 
Größe her eher zu einem großen Tor passte, das hier einst gestanden 
 haben muß. Das von Petrie würde - seiner Ansicht nach - zu klein sein  
für eine Inschrift an einem Tor dieses Ausmaßes. 
 
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Habachi machte auch im Dorf selbst noch einige Funde. 
Ein Dorfvorsteher machte ihn wohl darauf „aufmerksam“, dass sich in 
zwei Häusern noch weiter Stücke bzw. Fragmente befinden würden. 
 
Bild   
 
Von dem West-Sockel ist leider nur noch weniger erhalten geblieben. 
Schatzsucher haben neben den Sockeln Löcher gegraben, um vermeintliche 
Schätze zu finden. Dadurch haben sie aber die Sockel unterhöhlt, was 
zur Instabilität führte. In den Schächten wurden Fragmente 
der Statuen gefunden, was uns sagt, dass die Löcher schon gegraben 
wurden, als von den Statuen noch Reste vorhanden waren. 
 
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Auf den Sockeln waren Nil-Götter sowie die alten 42 Gaue abgebildet. Das führte zur  
Annahme, dass hier die Zugehörigkeit des Moeris-Sees und des hier angelegten  
Deiches, auf den die Statuen einst blickten, gezeigt werden sollte. 
Der Pharao selbst liess sich hier wohl 
als Schöpfer- und Fruchtbarkeitsgott verehren. 
 
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 Richard Pococke (1737) ging sogar davon aus das Biahmu zur 
Hauptstadt Arsinoe gehören würde. Er fand zur Namensgebung des 
Ortes heraus, dass die Einwohner den Ort  Al-Harem Baiamout oder  
Haram Biyahmu nennen, was soviel bedeutet wie „Pyramide von Biyahmu“.  
Die von ihm erkannten geböschten Ecken und Mauern, sowie die  
Tatsache, dass der Ort von den Bewohnern eben als Pyramide 
bezeichnet wurde, bekräftigten noch seine Annahne. 
 
Auf seiner Zeichnung hat er Biahmu also auch als Pyramide  
wiedergegeben. Wie schon erwähnt geht man heute davon aus,  
dass er das ganze eben aus der Ferne betrachtet hatte, wie auch auf der  
Zeichnung von Richard Lepsius oben zu sehen. Es zeigt uns aber auch,  
dass zu seiner Zeit keine Statuen mehr vorhanden waren.  
Denn dazu schreibt er kein Wort. 

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Wie ihr sehen konntet, ist Biahmu durchaus auch einmal einen 
Besuch wert.  
 
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