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Die Flugzeuge des antiken Ägypten.

Verfasst: Mi 22 Jun, 2005 12:45
von nebtaui
Salam, allenthalben!

Bei einem meiner Streifzüge durch das Netz der Netze stieß ich auf eine faszinierende Veröffentlichung, von deren Inhalt und Sache ich noch nie etwas gehört oder gelesen habe.

Nun wissen wir schon lange von dem grandiosen Einfallsreichtum und von den hervorragenden Leistungen antiker Ingenieure vom Nil. Funktionierende Batterien, die Erfindung der Schraube, hochkomplexe astronomische Erkenntnisse nebst einer fortgeschrittenen Mathematik, einer wirksamen und praktisch genutzten Chemie ..... usw, usw, usw....

Und jetzt das:

Wohl schon vor längerer Zeit wurde in der Nähe von Saqqara ein Grab mit erstaunlichem Inhalt ausgegraben: einem seltsamen Vogel.
Jeder mit auch nur grundlegenden Ägyptenkenntnissen sieht dem Vogel sofort seine gravierenden Unterschiede zu wirklich allen anderen Vogeldarstellungen des alten Ägypten an. Mit Ausnahme des Torsos sind alle anderen Teile des Vogels extrem unüblich ausgeführt und allein schon die Form des Schwanzes lässt ganz schnell einen Verdacht aufkommen:
"Vielleicht ist's ja gar kein Vogel?"
Die Form der Schwingen gibt dem Zweifler den Rest und endlich versteht er, weshalb sich dieser "Vogel" so fremd zwischen all den anderen Vogeldarstellungen des alten Ägyptens ausnimmt, wo er in den letzten Jahren seinen Platz im Ägyptischen Museum gefunden hatte.


Weiterhin gab das Grab mehrere Papyri frei und an zumindest drei unterschiedlichen Stellen äußert darin der Grabherr seine größte Sehnsucht: "Ich will fliegen."
Und diesem Traum könnte er mit seinen Arbeitsmodellen bereits empfindlich nahegeommen sein. Ein zweiter Blick verrät, daß die Vorderkante der Schwingen breiter, dicker als die Hinterkante ausgeführt ist und so wundert es nicht, daß ein exakter Nachbau des Modells in Balsaholz tatsächlich flugfähig war.


Der geneigte Betrachter, Leser mag zu anderen Schlüssen kommen. Aber allein nur die völlig naturfremde Ausführung des Schwanzes lässt mir die Annahme, daß der verstorbene "Ingenieur-" Grabherr der Urvater der ersten Naturgesetze für das Fliegen war, als gesichert erscheinen.

Es darf gestaunt werden! :-D

P.S.: hier der Link zur (englischsprachigen) Fundstelle
http://www.touregypt.net/featurestories/air.htm

Nebtaui

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Verfasst: Mi 22 Jun, 2005 14:05
von Daniel Jackson
Interessante Sache, das Ding sieht echt aus wie ein Flugzeug, vor allem, wenn man von hinten guckt.
Ich erinnere mich, dass ich schonmal von so einer Insektendarstellung aus Südamerika gelesen habe, die ähnlich aussah.

Spannende Sache, denn eigentlich haben die Ägypter ja die Tiere recht naturgetreu abgebildet. Andererseits könnte der Vogel natürlich auch in die Kategorie "Sethtier" fallen.

Rein theoretisch.

Verfasst: Mi 22 Jun, 2005 14:39
von nebtaui
Salam!

Sethtier .... ? Natürlich auch nicht unmöglich! Sowieso macht der altägyptische Hang zur Abstraktion ab und zu ein wenig Kopfzerbrechen, man denke bloß an den "Kadaver, der an einer Stange hängt" für Anubis!

Doch in diesem Fall sehe ich die Sache ob der Verbindung zu den mit dem Vogel gefundenen Papyri ein wenig anders. Selbige stehen im engen Kontext zu den "Merkwürdigkeiten" in der Modellherstellung.
Schon aus der Medizin des alten Ägyptens begegnen wir ja der "trial and error-" Methode und dazu umfangreichsten Experimenten resp. therapeutisch betrachteter Anwendungen aus den Rohmaterialien des täglichen Begegnens; ich habe gar durchaus ernst von "Dreckapotheken" gehört. Dort hat man sich verfügbare Substanzen (wie sogar Kot, Urin u.ä.) prüfend mit der Frage angesehen: "Gegen was könnte dieser Stoff helfen?"

In diesem "Vogel" scheinen mir verschiedene Stadien der Untersuchung, des "trial and error" sehr schön dargestellt: aus welchem Grund auch immer, der Bastler wich von der horizontalen Schwanzform ab und entwickelte ein Seitenleitwerk im Rohzustand, als Näherungsgröße sozusagen. Die Schwingen sind einerseits der Natur abgeschaut und andererseits für einen durchzuführenden Segelflug geformt; nach den Gesetzen der Aerodynamik müsste der hier aufgebaute Flügel allerdings Auftrieb erzeugen. Und: er ist rechtwinklig abgestellt; ist in seiner Haltung also einem segelnden Vogel nachgebildet.
Ich glaube: hätte unser Bastler nur noch lang genug gelebt, so würde er vielleicht kein (personentransportierendes) Flugzeug, wohl aber eine funktionsfähige Konstruktion hergestellt haben können. Seine Modelle dürften ob des phänomenalen Gewichts bleischwer gegen die Erde geknallt sein, aber auf die Idee der Leichtigkeit wäre unser Bastler früher oder später selbstverständlich auch gekommen.

Kunst, altägyptische Kunst, soweit ich sie verstehe, wollte die Realität nicht "umbauen", sondern interpretieren. Mit Ausnahme der tierköpfigen Götter finde ich eher den Willen, auf jeden Fall in die Nähe der Perfektion zu geraten, auch wenn man perspektivistische Zugeständnisse machen musste. Auch Idealisierungen sind für mich eher Interpretation als Verzerrung. Von daher wage ich die These aufzustellen, daß hier ganz bewußt kein Kunstwerk, sondern ein arbeitsfähiges Modell erstellt werden sollte.
Vielleicht wußte unser Bastler: ein fliegender Vogel stellt seinen Schwanz nur für extreme Fluglagen fast lotrecht, niemals aber für einen geregelten Geradeausflug. Und so ist dieser Vogelschwanz für mich definitiv eine hommage an die Physik unter Hinnahme der Vermutung, daß in einem "Horizontalschwanz-" Modell niemals ein Mensch würde fliegen können. Was für mich maximal erstaunlich ist, da der Konstrukteur mit der Frage: "Wenn das originale Ausgangsmodell (der echte Vogel) mit einem Horizontalschwanz fliegen kann, warum kann dann ein Mensch innerhalb eines wirklichkeitsgetreuen (horizontalschwänzigen!) Modells NICHT fliegen?" fertigwerden mußte!

Gruß
Nebtaui