Aus dem Leben der Taxifahrer in Hurghada
Immer wieder las und liest man, dass die Taxifahrer der größten Urlaubsstadt am Roten Meer - alles Halsabschneider und Abzocker sein sollen - oder sind.
Und genau diese Aussage ließ auch mich immer wieder skeptisch und etwas verhalten an die Sache rangehen. Wenn dann doch mal eine Taxe von Nöten war, zahlte ich aus vergangen Erfahrungen, Erkundigungen und aus dem „Bauch heraus“ . Als Alleinreisende war mir folgendes immer wichtig: Wie ist die erste Begegnungmit dem Fahrer, was wollte er für die Strecke, die er fahren sollte haben. Utopische Preise kamen natürlich auch immer wieder mal vor, lösten sich sehr schnell und zu 99,9% in heiße Luft auf. Fazit: Wirklich schlechte Erfahrungen hatte ich bis dato nicht.
Bei meinem diesjährigen Ägyptenaufenthalt und einer unschönen beobachteten Begebenheit, hab ich mich mit dem Thema „Hurghada`s Taxifahrer“ etwas näher beschäftigt.
Los gehts: Als man ca. 2006 die neuen, subventionierten Blau-Orangen Taxen einführte, die alle mit Taxameter ausgestattet waren, lief es mit den überwiegend Fahren sehr gut und gab den Gästen eine Art von Sicherheit. Endlich war die „Feilscherei“ um den Fahrpreis vorbei. Denn die Fahrer waren verpflichtet die Taxameter einzuschalten.
Bei einschalten des Taxameters zeigte die Uhr eine Anfahrtspauschale von 3 LE an, jeder weitere gefahrene KM kostete 2,5 LE. Schon damals nicht wirklich viel.
FAKT: 2006 ist Jahre her und von den meisten Touristen unbemerkt stiegen und steigen die Preise für Benzin (ist inzwischen doppelt so teuer wie 2008) und Lebensmittel - um nur zwei zu nennen. Aber die Einstellung der damals eingebauten Taxametern wurde nie verändert, oder angeglichen, sie haben bis heute den Stand von 2006.
Aus diesem Grund haben sich 2013 alle Taxifahrer darauf verständigt, dass die Taxameter nicht mehr genutzt werden. Jeder kennt den Spruch: „Ist die Katze aus dem Haus – tanzen die Mäuse auf dem Tisch“. Jetzt hatten alle irgendwie freie Hand, aber - nicht alle hatten ein feines Händchen diese Situation realistisch zu nutzen.
FAKT: Vor der Revolution gab es ca. 4.800 Taxi Fahrzeuge in der Stadt und die Vergabe der Lizenzen, haben dem damaligen Gouverneur einiges an Taschengeld eingebracht.
Im Januar 2011 die Revolution, seit dem erlebt das Land eine nie da gewesene Veränderung. Wie oben schon angemerkt, steigen die Preise kontinuierlich und zu allem Unglück blieben jetzt auch noch die Touristen weg: Summasumarum: Keine Touristen, keine Fahrgäste - kein Verdienst für die Fahrer um ihren Lebensunterhalt und evtl. deren Familien zu decken.
Kommt dann doch mal ein Tourist - dann will er, weil es ja aus den alten Zeiten noch überall geschrieben und zu lesen steht, dass der Taxifahrer das Taxameter anschaltet.
Ich habe es mit „meinem Taxifahrer“ im März 2013 ausgetestet. Er schaltete es auf meine Bitte hin ein und es erschienen 3 LE und jeder gefahrene km soll immer noch 2,5 LE kosten.
Und so sieht das jetzige Leben der Taxifahrer vor Ort aus (Stand Ende März 2013). Recherchiert, mit Hilfe und fundierten Kenntnissen eines mir persönlich bekannten, sehr seriösen Taxifahrers zusammengetragen, kam folgendes heraus:
Fakten: Die allerwenigsten Fahrer besitzen ein eigenen Wagen, die meisten sind s. g. Freiberufler, ohne jegliche Absicherung. Sie „mieten“ das Fahrzeug und müssen dafür eine tägliche (Miet)Pauschale zahlen.
Nutzt ein Fahrer den Wagen allein, beträgt die abzugebende Pauschale ca. 250 LE, zudem muss er fürs Benzin aufkommen.
Diese Summe muss er erst einmal „reinfahren“, von der hat er nichts! Ist die Kundenlage sehr schlecht, geht der Taxenbesitzer ggf. etwas runter. Aber 200 LE + Benzinkosten (ca. 30-40LE) sind und waren es immer. Und noch was: Möchte der Fahrer seinen Gästen ein sauberes Fahrzeug bieten, muss er auch die Reinigungskosten aus eigener Tasche zahlen.
Wie schon erwähnt, erst wenn er diese Summe zusammen ist, kann der Fahrer, wenn er alleine fährt, an seinen Verdienst denken. Fakt ist: Viele fahren rund um die Uhr und häufig ohne einen LE verdient zu haben.
Fakt ist auch: Keiner von ihnen ist z.B. Sozial abgesichert, geregelte freie Tage, Krank oder müde sein gibt es nicht. „Auge um Auge - Zahn um Zahn“.
Manchmal teilen sich 2 Fahrer ein Auto, dann halbiert sich zwar die Stundenzahl und das Benzingeld und logischerweise auch der Verdienst, aber nicht zwangsläufig - die an den Besitzer abzugebende Pauschale, die wird sogar hin und wieder, bei 2 Fahrern elegant nach oben geschraubt. Gier kennt halt keine Grenzen!
Und wenn dann zu allem Übel auch noch vereinzelt Touristen kommen, die einen Fahrer samt Auto für einen Tag mieten, sich durch die Gegend kutschieren lassen und ihn dann am Abend auf nimmer Wiedersehen in irgendeinem Hotel, weil sie Geld vom Zimmer holen wollen verschwinden, ohne ihm seinen Lohn zu geben, spricht sich das sehr schnell rum, auch wenn es sich nur um Einzelfälle handelt.
Bei diesem Hintergrund darf es eigentlich nicht wirklich verwundern, wenn viele Fahrer - inzwischen im dritten Jahr - (fast) ohne, oder einem minimalem Verdienst, resignieren, mürrisch und auch aggressiv sind.
So machten und machen sich einige „unseriöse Fahrer“ das Unwissen der Touristen zunutze und verlangen Phantasiepreise, die von den seriösen Taxifahrer selbstverständlich verurteilt werden, da sie dieses Mafia ähnliche Handeln mit in die „Tiefe“ reißt.
Denn – es ist nun mal wie es ist ... in einer Schafherde fallen schwarzen Exemplare schneller und um einiges heftiger auf - als die große Masse - der weißen. Oder anders ausgedrückt: Schublade auf – rein damit und Schublade zu.
Aus diesem Grund und da es so nicht weiter gehen kann, haben sich vor einiger Zeit etliche Fahrer zusammengetan, um die zunehmenden Missstände, unter denen auch die Ehrlichen leiden und die Gegebenheiten selbst schon „Mafiös“ nennen, vor zugehen. Denn die beste Werbung für ihre „Zunft“ ist - Ehrlich zu den Gästen zu sein.
Im März 2013 hatte ich, wie oben schon angesprochen, die Möglichkeit so einen ehrlichen Fahrer kennenzulernen und wollte nie wieder einen Anderen.
Ahmed fährt das Orange-BlaueTaxi mit der Nr. 615 und steht meist bei MC in Sekalla.
Zu erreichen ist er unter: 0109 219 2760.
Wenn ihr allso einen Fahrer braucht und Ahmed zu tun hat, dann kennt und nennt er euch bei Bedarf ganz sicher einen anderen seiner ehrlichen und zuverlässigen Kollegen.
PS: Ich hoffe, dass das oben geschriebene einigermaßen verständlich ist und das erklärt, was ich so gerne rüberbringen möchte.
Es darf auf keinen Fall als Entschuldigung für die gesehen werden, die betrügen wollen.
Aber es ist ein Plädoyer für die ehrlichen Taxifahrer der Stadt am Roten Meer - denn es gibt sie tatsächlich!!
"In diesem Sinne möchte ich euch ganz herzlich ins wunderschöne Ägypten und zu einer Taxifahrt in Hurghada einladen."
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Danke für den Bericht. Ich kann aus zuverlässiger Quelle berichten, dass im März diesen Jahres noch mit Taxameter gefahren wurde.
Aus Kairo kann ich aus dem April berichten, dass man dort natürlich weiterhin mit Taxameter fährt. Dessen Preisangaben sind auch höher, als es früher die normalen Preise der schwarz-weißen Taxen waren. So zahlte man früher Zamalek - Tahrir 3 LE, heute sind es mit Taxameter je nach Verkehr ca. 5-7 LE. Aber natürlich ist alles teurer geworden, so dass diese Steigerung für den Fahrer de facto keinen höheren Verdienst bedeutet. Vermutlich verdient er tatsächlich weniger, wenn man das in Kaufkraft umrechnet. Trotzdem ist das Taxameter eine gute Sache, denn die endlose Feilscherei und der Beschiss von Unwissenden haben ein Ende. Nur müssten die Tarife eben wieder etwas angehoben werden. Bei den Minibussen passiert das, einzelne Strecken sind in den letzten 2 Jahren von 1 LE auf 1,75 LE gestiegen. Die Taxifahrer wissen sich derweil anders zu helfen: Kennt man die Strecke nicht, fahren sie gern einen Umweg um den Fahrtpreis in die Höhe zu treiben. Das gilt natürlich nicht für alle.
Aus Kairo kann ich aus dem April berichten, dass man dort natürlich weiterhin mit Taxameter fährt. Dessen Preisangaben sind auch höher, als es früher die normalen Preise der schwarz-weißen Taxen waren. So zahlte man früher Zamalek - Tahrir 3 LE, heute sind es mit Taxameter je nach Verkehr ca. 5-7 LE. Aber natürlich ist alles teurer geworden, so dass diese Steigerung für den Fahrer de facto keinen höheren Verdienst bedeutet. Vermutlich verdient er tatsächlich weniger, wenn man das in Kaufkraft umrechnet. Trotzdem ist das Taxameter eine gute Sache, denn die endlose Feilscherei und der Beschiss von Unwissenden haben ein Ende. Nur müssten die Tarife eben wieder etwas angehoben werden. Bei den Minibussen passiert das, einzelne Strecken sind in den letzten 2 Jahren von 1 LE auf 1,75 LE gestiegen. Die Taxifahrer wissen sich derweil anders zu helfen: Kennt man die Strecke nicht, fahren sie gern einen Umweg um den Fahrtpreis in die Höhe zu treiben. Das gilt natürlich nicht für alle.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com
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Hallo DJ,
Danke - in dem Bericht geht es NUR um Hurghada.
Wenn du dort einen gefunden hast, war das sicher Zufall.
Danke - in dem Bericht geht es NUR um Hurghada.
Daniel Jackson hat geschrieben:Danke für den Bericht. Ich kann aus zuverlässiger Quelle berichten, dass im März diesen Jahres noch mit Taxameter gefahren wurde.
Wenn du dort einen gefunden hast, war das sicher Zufall.
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