Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Hier Fragen und Infos die das Reisen nach bzw. in Ägypten betreffen (keine Nennung von Veranstaltern / Anbietern)

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Beitragvon Isis » Mo 14 Jul, 2014 11:56

salam

wie du selbst schreibst hat der user ja in vielen foren "gestreut" und kann sicher nicht in allen gleichzeitig lesen. das du ihm aber seine beweggründe unterstellst ... na ja ... du kannst wohl gedanken lesen.

deine ach so einfache lösung ... wie er sich verhalten MUSS (das wort stört mich schon gewaltig) grenzt schon an wahrsagerei.

am besten du schreibst das ganze auch dort wo WSAlex es auch sicher lesen und vor allem kommentieren kann.

http://www.wuestenschiff.de/phpbb/viewt ... en#p157264

viele grüße nach kairo

ma salama

... isis ...

Meretaton
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Beitragvon Meretaton » Mo 14 Jul, 2014 12:00

Hallo masry,

Als dumm und dümmer lassen wir uns hier aber nicht betiteln. Bitte richtig lesen und deuten: Nicht nur dieser Vorfall, es sind viele, viele Vorfälle und Tatsachen, die die Menschen davon abhalten nach Ägypten zu reisen. Und das hat mit dem Threaderöffner überhaupt nichts zu tun. Es ist "eine Geschichte von vielen" Dies ist eine offene Diskussion und Meinungsaustausch, wie es in einem Land wie Deutschland üblich ist. Ist Ägypten nicht fähig, Meinungen und Kritik anderer zu akzeptieren? Nein, wie die Vorgehensweise gegenüber Journalisten etc. ja zeigt.

Wir mögen das Land, vor allem seine Alterümer, die Urlaubsregionen und auch die Menschen, die dort leben. Wir respektieren Religion und Mentalität.
Aber wir sind "nur Touristen", die ihr Geld auch nicht im Keller drucken, und voller Freude immer dorthin reisen. Aber sorry, Gastfreundschaft sieht anders aus. Und auch das hat nichts mit dem Threaderöffner zu tun. Man spürt es immer deutlicher, die Devisen die mit den Touristen ins Land kommen, sind erwünscht, der Tourist dagegen immer öfter" nur geduldet."
Wir instrumentalisieren nicht das WWW, um Ägypten schlecht zu machen, wir diskutieren auf sachlicher Ebene über alle Geschehnisse im Land. Ebenso wie die gesamte hiesige Presse, Journalisten, Fernsehsender etc. Müssen die jetzt zu Kreuze kriechen, weil die Ägypter das nicht lesen wollen? Hallo, willkommen im Jahre 2014!

Es gibt auch andere schöne Urlaubsländer und alte Kulturen, die Karawane kann ganz schnell weiter ziehen.......

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Beitragvon mirena » Mo 14 Jul, 2014 12:35

möglicherweise kann man darüber diskutieren, ob es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, wenn WSAlex seinen Bericht weniger "gestreut" hätte. Aber ob er das tatsächlich getan hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Ich kann jedoch nach wie vor nicht erkennen, was er zunächst vor Ort falsch gemacht haben soll.
Die Reisewarnungen nicht genügend beachtet? Ja was will Ägypten denn von uns? Sind wir jetzt im Rahmen der Reisewarnungen willkommen oder nicht?
Für eine "Anklage", wie sie hier angekommen ist, fehlen mir Beweise.

Ich schließe mich Isis' und Meretatons Meinung an: HIER ist ein Reiseforum, in dem sich viele Leute austauschen, die Ägypten und die Ägypter lieben, die Religion und Mentalität respektieren und die alte Kultur ebenso wie die Schönheit des Landes bewundern. Einen Druck ausüben wollen wir hier sicher nicht. Aber wir wollen uns auch nicht vorschreiben lassen, was wir denken und tun MÜSSEN. Wir leben, wie schon geschrieben wurde, in einem freien Land, das wir uns im Laufe der Jahrhunderte auch erst selbst gestalten mussten. Das ging auch nicht ohne Revolutionen und Kämpfe, und Unrecht ist auch heute noch nicht völlig auszuschließen.
Das was wir heute sind, wollen wir bleiben: freie Bürger mit Meinungsfreiheit.

Ich bin eine, die sich bereits auf eine andere Urlaubsregion eingelassen hat.
Aber mir blutet das Herz, wenn ich an das Ägypten denke, das ich liebe und das in politischen Wirren und Chaos feststeckt.

Bis einschließlich Februar 2014 konnte ich als Individual-Touristin keinerlei Anfeindungen der Ägypter mir gegenüber feststellen, aber ich bin auf der Hut. "Zu Kreuze kriechen" werde ich sicherlich nicht und auch meine Denke bleibt unabhängig von politischen Reibereien.
Ich werde nicht meine Seele verkaufen, um irgendwo "geduldet" zu sein.

Ägypten, meiner großen Reiseliebe, wünsche ich, dass es gelingen möge,
das Chaos zu überwinden und zur Normalität zurückzukehren, die nicht auf Unterdrückung und Angst begründet ist, sondern auf Freiheit für alle.

Danke, Masri, für den Glückwunsch zur WM.
Ich selbst kenne diese Art von Nationalstolz kaum, soll heißen ich würde es jedem anderen Land ebenfalls gönnen, natürlich auch Ägypten.

Mirena

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Mo 14 Jul, 2014 20:50

Analysieren wir doch einmal die Situation, die zur Festnahme und Abschiebung geführt hat:

1) Es gab vom Auswärtigen Amt und auch hier im Forum den Hinweis, in der aktuellen Lage nicht unbedingt nach Kairo zu reisen bzw. sich dort unauffällig zu verhalten und Problembereiche zu vermeiden. Ein Reisender ist dennoch nach Kairo gereist und hat sich dort sicher nicht unauffällig verhalten. Ob das klug war, darüber kann man eine Meinung haben. Verboten war es jedenfalls nicht.

2) Es gab seit Monaten u.a. hier im Forum Warnungen, in Kairo mit dem Fotografieren in der Stadt extrem vorsichtig zu sein. Die Lage ist angespannt und viele Menschen haben Angst vor Anschlägen, Spionen, Ausländern, die Chaos verbreiten wollen. Es gab viele Berichte von Ausländern, die besonders im Umfeld von Demos in Probleme kamen, deren Handys abgenommen oder zerstört wurden. Ich selbst habe mehrfach ausdrücklich gewarnt, mit Fotoausrüstung in Kairo unterwegs zu sein.
Jemand, der vielleicht zum ersten Mal länger in Kairo ist, hat diese Warnhinweise nicht beachtet und hat in der Stadt fotografiert - in einer Gegend, die normalerweise nicht für viele Touristen mit Kamera bekannt ist. Das war sicher leichtsinnig, verboten war es grundsätzlich nicht (zu Fotoobjekten später mehr).

3) Es ist hinlänglich bekannt, dass es in Ägypten viele Fotoverbote gibt. Was genau alles dazu zählt, weiß wohl niemand. Es heißt: Armee und Sicherheitskräfte (Personal in Uniform und zivil; Gebäude), kritische Infrastruktur (Brücken, Bahnhöfe, U-Bahn usw.), öffentliche Einrichtungen (Behörden etc.). Was man auch nicht gern sieht sind Fotoobjekte, die ein "schlechtes Bild" von Ägypten machen: Armut, Obdachlose, Müll, Prügeleien, Demonstrationen, Graffiti usw. Zusammenfassung: In einer Stadt wie Kairo steht man bei jedem Schnappschuss mit einem Bein im Knast.
Jahrelang war die Staatsmacht aber sehr großzügig, wenn es um Touristen ging: Im schlimmsten Fall wurde "no photo" gerufen. In äußersten Ausnahmefällen mal ein Bild gelöst - aber eigentlich nur bei Militäreinrichtungen. Das große Drama war für den Reisenden also nicht absehbar - es sei denn, er wäre gut über die aktuelle Lage informiert gewesen. Das kann man von Touristen aber nicht erwarten.

4) Die Person hat ein Sateliten-Telefon dabei gehabt. Ob man dafür eine extra Lizenz benötigt, konnte ich bislang nirgendwo sicher herausfinden. Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes gibt es jedenfalls keinen entsprechenden Hinweis. Vielleicht war es dumm von ihm, nicht in Ägypten am Flughafen zu fragen. Aber muss man auf die Idee kommen, dass ein Satelliten-Telefon verboten ist? ( Hier stand vorher etwas von einem GPS. Danke für den Hinweis, ich hab den Schnitzer ausgebügelt und den Text entsprechend geändert. )

5) Der Urlauber hat also Fotos gemacht und ist von der Polizei gestoppt worden. Als der Ärger ausgestanden und die Situation geklärt war, hat er ein paar hundert Meter entfernt weiter fotografiert, nachdem er dort zuvor um Erlaubnis gefragt hatte. Das klingt erst einmal nicht verboten. In der aktuellen Atmosphäre war es sicher leichtsinnig und es wäre die klügere Entscheidung gewesen, im Wissen um die angespannte Lage sich zunächst schleunigst aus der Gegend zu entfernen.

Zwischenfazit: Der Mann war sicher nicht gut informiert oder hat die Lage schlicht falsch eingeschätzt. Man mag ihm Leichtsinn vorwerfen: Fotos, Satelliten-Telefon, keine besonders touristische Gegend, aktuell sowieso keine "normalen" Touristen in Kairo. Nach der ersten "Warnung" der Polizei weiter fotografieren. Da kann man als Ägypter auf die Idee kommen, das müsse ein Spion sein - jedenfalls kein normaler Urlauber mit Reisegruppe und kurzen Hosen. Das hätte auch dem Betroffenen klar sein können. Er hat sich in eine missliche Lage gebracht und trägt daran sicherlich eine erhebliche Mitschuld. Aber hat er einwandfrei etwas erkennbar verbotenes getan? Der Beschreibung nach nicht.

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Wie hat sich die ägyptische Staatsmacht verhalten?

1) Ihr ist eine Person aufgefallen, die irgendwie in ihren Augen "nicht normal" war. Angesichts der aktuellen Anschläge auf Sicherheitskräfte ist sie auf Nummer sicher gegangen und hat die Person festgesetzt. Sie hat die Fotos durchsucht, nichts Verbotenes entdeckt (zumindest nichts besonders Schlimmes, was über eine Brücke oder Graffiti hinaus geht). Also hat sie ihn Laufen lassen.

2) Dann hat er völlig unbeeindruckt, also nach so einer Aktion äußerst verdächtig, einfach weiter fotografiert. Jeder normale Tourist hätte schleunigst das Weite gesucht und sich im Hotel bei 5 Schnäpsen von dem Schreck erholt. Dieser Mann nicht. Wie kann ein Tourist so abgebrüht sein? Da konnte was nicht stimmen!

3) Man hat den Mann festgesetzt. Was irgendein kleiner Polizist gesagt hat über erlaubte Fotos, interessiert nicht. Man will die Sicherheit gewährleisten, kein Risiko eingehen.

4) Bei der Durchsuchung fand man erst einmal nichts Verbotenes, aber dieses Satelliten-Telefon. Entweder verboten, oder eben nicht - das muss hier offen bleiben. Jedenfalls zu verdächtig das alles. Da greift man also durch. Der Rest ist Geschichte.

Zwischenfazit: Die ägyptischen Sicherheitskräfte haben sich völlig erwartbar und "normal" verhalten. Dass es in Ägypten keine Beweise braucht, um Menschen ins Gefängnis zu sperren oder auszuweisen, das wissen wir alle. Hat die Staatsmacht also etwas Verwerfliches getan? Für ägyptische Maßstäbe nicht, sie hat sich ganz normal verhalten. Das kann man gut finden ("Sicherheit geht vor"), oder eben nicht ("Ich hab doch nichts verbrochen, zumindest nicht in böser Absicht.").

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Jetzt zur eigentlich spannenden Frage: War es eine schlaue Sache, so mit einem Urlauber umzugehen?

Der Tourismusminister und andere sagen regelmäßig, Ägypten sei sicher, alle Touristen seien willkommen. Man schimpft darüber, dass europäische Länder vor Reisen auf den Sinai warnen und Ägypten in der Presse immer negativ erwähnt wird. Und jetzt sowas!

Man kann die Situation auch aus einem anderen Blickwinkel sehen: Wenn dieser Mann sich in Deutschland an die Bild-"Zeitung" wendet, dann ist der Schaden unermesslich. "Ägypten deportiert deutschen Urlauber", was für eine Schlagzeile. "Weil er eine Straße fotografierte!" Man kann von Glück sagen, dass eine solche Situation ausgeblieben ist.

Was die ägyptischen Behörden nicht begriffen haben, ist doch Folgendes: Ja, der Mann war vielleicht verdächtig. Aber wirklich etwas stichhaltiges hatte man nicht gegen ihn in der Hand. Der Mann kommt aus Deutschland, nicht gerade eine Brutstätte der Terroristen. Vor diesem Hintergrund hätte man schon einmal abwägen können, ob so ein drastisches Vorgehen wirklich der Lage angemessen war. Wohl eher eine heftige Überreaktion! Einmal seinen Namen googeln und man hätte den Admin eines bekannten Forums für Wüstenreisen entdeckt - und seine Ausrüstung vielleicht etwas anders eingeschätzt.

Aber selbst wenn man das Vorgehen "ok" findet, war es dann schlau?

In der aktuellen Lage sollte Ägypten die wenigen Besucher in Watte packen und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. "Hey, in Ägypten war alles ruhig und problemlos!" Das ist die Nachricht, die Ägypten verbreiten möchte. Damit die Urlauber zurückkehren. In Sonntagsansprachen auf heile Welt machen, dann aber einen Urlauber deportieren, weil er diesen Ansprachen geglaubt hat. Das ist - vorsichtig gesagt - kontraproduktiv.

Fazit: Beide beteiligten Seiten haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Von daher sollte man die Sache als das betrachten, was sie letztlich ist: Es ist dumm gelaufen und dazu völlig aus dem Ruder. Es war unnötig und leicht vermeidbar, wenn beide Seiten sich etwas in das gegenüber hineinversetzt hätten.

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Zwei Anmerkungen zum Schluss, damit wir auch etwas aus der Misere gelernt haben:

- Mit der aktuellen Lage in Kairo ist nicht zu spaßen. Es mag alles ruhig aussehen, aber die Nervosität der Sicherheitskräfte ist sehr groß. Wer sich also in Kairo nicht auskennt, sollte keine Abenteuer machen. Es ist aktuell nicht die Zeit, ganz normal in Kairo sorglos Urlaub zu machen. Fotografieren in der Stadt ist ein ganz heißes Eisen - Finger weg!

- Wer in einer echten Notlage ist, sollte sich auf die Deutsche Botschaft nicht verlassen. Wenn sie informiert war (was in diesem Fall für mich nicht ganz klar ist), dann hat sie nicht erkennbar geholfen. Das deckt sich mit den früheren Berichten anderer Reisender. Wer also nur einen Anruf hat, möge bitte jemanden anrufen, der keine Ruhe gibt, bis die Lage geklärt ist. Die Vertrauensperson kann dann notfalls 10x die Botschaft anrufen - und das Auswärtige Amt, die Kavallerie, die UNO…

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Ich spare mir jetzt eine lange Ansprache an ägyptische Behörden darüber, wie man diese Situation auch hätte anders lösen können, wie man Touristen wieder zurückholen kann, wie man Urlauber abschreckt und was sonst noch alles eine Überlegung wert wäre. Das wäre hier an diesem Ort und in dieser Form sicher nicht zielführend.

##########

Noch ein Wort zum Schluss:
Spekulationen darüber, ob WSAlex jemals wieder nach Ägypten einreisen darf, helfen derzeit niemandem. Viele von uns haben sicher ein Bauchgefühl. Viele von uns drücken sicher ganz fest die Daumen, dass die Einreisesperre ganz schnell aufgehoben wird. Aber wir wissen es nicht. Ende der Diskussion.

Ob es hilft, den Vorfall öffentlich zu schildern? Es kommt auf die Sichtweise an. Ist es angebracht, die fraglichen Fotos zu dem veröffentlichten Bericht hochzuladen? Wenn man sich für die Schilderung der Ereignisse entscheidet: Auf jeden Fall, sie helfen, dass wir uns ein Bild machen können. Daraus jetzt eine Geschichte zu machen "Urlauber widersetzt sich Polizei und veröffentlicht illegale Fotos", das finde ich schon etwas hanebüchen. Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
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Beitragvon Isis » Di 15 Jul, 2014 09:04

salam

borrrr DJ :daumen: da hast du ja ewig in die tasten gehauen :)
ABER ich muß sagen du hast es mal wieder auf den punkt gebracht.

ma salama

... isis ...

masry

Beitragvon masry » Di 15 Jul, 2014 15:22

hoffen wir, dass der Betroffene liest und endlich gewissenhaft und richtig handelt. zu seinem Wohlbefinden, und zu unserer Ruuuuuuuhe!!!

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Di 15 Jul, 2014 16:10

@masry: Bitte versteh mich nicht falsch. Ich sage ganz und gar nicht, der Bericht sollte wieder offline genommen werden. Ich sage auch nicht, dass der Betroffene "falsch" gehandelt hat. "Gewissenhaft", das ist ein schwieriges Wort in diesem Zusammenhang. Was soll das denn bedeuten? Und Du sprichst "unsere Ruhe" an - das verstehe ich schlicht und ergreifend nicht. Ich möchte hier keine Ruhe, sondern ich möchte Erfahrungen, Hinweise und Fragen von Reisenden hier lesen. Vielleicht magst Du dich nochmal näher erklären. Worum geht es Dir genau?

Eine Bitte habe ich zum Schluss: Du äußerst dich sehr kritisch über den Betroffenen. Das ist dein gutes Recht. Aber ich vermisse sehr eine ausgewogene Betrachtung. Es ist nicht so, als hätte der ägyptische Staat alles richtig gemacht. Diesen Aspekt vermisse ich in deinen Ausführungen. Ich habe das Fass absichtlich nicht aufgemacht, aber man könnte hier sehr ausführlich und detailliert über rechtsstaatliche Verfahren und ägyptische Sicherheitsbehörden sprechen. Ich denke nur, es führt zu nichts. Aber wenn hier einseitig ein Urlauber "gedisst" wird, dann halte ich das für sehr ungerecht.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"

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Meretaton
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Beitragvon Meretaton » Di 15 Jul, 2014 20:26

Ruhe oder Zensur :-D masry?
Bist Du die Stimme Ägyptens? Ein "Tourist" hat Fehler gemacht und ist nun Staatsfeind Nr. 1. Was diesen Fall betrifft, möge der TE aus freien Stücken entscheiden, was für ihn gut ist.
Was andere Vorfälle betrifft, werden wir (ich) weiter darüber berichten. Du erreichst damit gerade genau das Gegenteil, machst die Geschichte brandheiß und es wird vermehrt darüber diskutiert...anstatt sich in der Mitte zu treffen, um beiderseitige Fehler einzugestehen.
Die Tourismusbranche kommt gerade erst ganz langsam wieder auf die Füße. Solche Geschichten und solche Kommentare können in den Sensationsgazetten dafür sorgen, daß die Branche sich auf lange Sicht nicht mehr erholt.

Gast

Beitragvon Gast » Mi 16 Jul, 2014 11:22

@Daniel Jackson
• Ich habe deinen Beitrag schon richtig gelesen und verstanden, keine Sorge.
• Das "wir und unsere" in meinem Kommentar beziehen sich auf die Ägypter, die hier auch mitlesen.
• Gewissenhaft und richtig: na ja, so handeln wir alle normalerweise, oder versuchen es möglichst immer.
• Aus Spanien werden jedes Jahr viele Deutsche ausgewiesen, Randalierer, Besoffenen, Verbrecher und Landstreicher. Deswegen macht aber keiner so ein Theater.
• Auch aus Israel, USA und Australien werden Deutsche abgeschoben, die sogar dort Familien und Eheleute haben, welche auch Auswanderer und Gastarbeiter sind. Da sagt aber Niemand was.
• Die Bundesrepublik schreibt einen rechtswidrigen "Deutschsprachtest" für Ausländer als Voraussetzung für die Familienzusammenführung vor. Ein klarer Verstoß gegen internationales Recht. So hat der europäische Gerichtshof entschieden. Auch jede Menge Ausländer werden rechtswidrig aus Deutschland abgeschoben. Eine normale Praktik der deutschen Polizei. Gut, ein souveräner Statt handelt nach eigenem Recht. Schon OK.
• Die Abschiebung ist also eine Sache, die allein nach Ermessen der jeweiligen Sicherheitsbehörden des jeweiligen Landes stattfindet. Passt es den Abgeschobenen nicht, bleibt ihm nur der Rechtsweg. Also eine Klage gegen die Abschiebung beim Gericht einzureichen.
• Jede souveräne Regierung hat ein Recht darauf, einen Ausländer aus dem Staatsgebiet in seiner Heimat auszuweisen, der ein Sicherheitsrisiko fürs Land darstellt. In unserem Fall hat der Mann – nach Ermessen der ägyptischen Polizei - ein Sicherheitsrisiko dargestellt, was auch immer die Bedrohung war. Er könnte entführt oder getötet werden dort im Niemandsland wo er zu Fuß ginge, er wäre ein Spion, er wäre eine Belastung für die diplomatischen Beziehungen beider Länder …..od. Ä. Nur die ägyptische Polizei hat das zu entscheiden. Passt es ihm nicht, kann er dagegen Klage einreichen. Alleine die Tatsache, dass er die erste Warnung der Polizisten missachtete und weiter gemacht wie gehabt ist ein Grund für eine Festnahme, ja sogar für ein Strafverfahren gegen ihn.
• Der ägyptische Staat hat den türkischen Botschafter 24 Stunden – Frist gelassen, um das Land zu verlassen. Der Botschafter Katars schon am Flughafen abgeschoben. Es liegt allein im Ermessen der hiesigen Sicherheitsorgane, sonst bitte den Rechtsweg bestreiten.
• Bitte beachtet folgendes: Es ist nur das verflüchte Mubarak - System, das sein Volk 30 Jahre lang versklavt hat, und euch zu verstehen gab, dass ein Tourist unantastbar in Ägypten bleibt, egal wie er sich verhält, oder welche Straftat er begeht.
• Ich habe schon Mitleid mit dem Herrn, weshalb auch versucht, ihm einen Rat zu geben, wie er sich am besten verhalten soll, um die Sache hinter sich zu haben, und die Atmosphäre zu verbessern. Das hat euch anscheinend nicht gut gefallen. So halte ich mich dann lieber daraus. Mit besten Wünschen für ihn und für euch.

Danke schön, Ramadan Karim

masry

Beitragvon masry » Mi 16 Jul, 2014 12:53

Noch eine kurze Bemerkung zur Moderation in diesem Forum.

Ich muss ein Lob aussprechen, richtig professionelle Arbeit, schön zurückhaltend und unparteiisch. In vielen anderen Fören habe ich anderes gesehen z.B. die Moderatorin schreibt ihre Meinung zu einem Thema – in ihrer Funktion als Moderatorin noch -, dann nimmt sie Partei zur Meinung eines Mitglieds. Sie löscht oder korrigiert willkürlich ganze Sätze, wenn es ihr nicht passt, dann macht sie das Thema einfach dicht für alle. Gesperrt! Fertig!! Sehr lustig, nicht?! Das gibt's wirklich.

Danke, und viele liebe Grüße

GittaW
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Beitragvon GittaW » Mi 16 Jul, 2014 13:31

Hallo zusammen,

ich will kein Öl ins Feuer gießen, möchte aber trotzdem meine Meinung zu dem Vorfall mit all seinen bösen Folgen äußern:

Beim Umgang mit so einem Fall, der für den Betroffenen wirklich bitter ist, sollte man sich überlegen, welches Ziel man erreichen will. Möchte man gern wieder nach Ägypten reisen, dann gibt es m.E. nur den Weg, hinter den Kulissen (also nicht öffentlich!) diplomatisch zu "arbeiten", z.B. wie hier geschehen über die ägyptischen und/oder die deutschen Behörden. Nichts spricht gegen einen nochmaligen eindringlichen, aber neutralen öffentlichen Hinweis an alle Reisenden, z.B. beim Fotografieren besonders vorsichtig zu sein und sich an bestimmte Regeln zu halten (sowas gibt es hier im Forum in Abständen ja auch immer wieder). Wenn man aber das Ziel hat, ohnehin nie wieder nach Ägypten zu reisen, dann ist es kein Problem, den ganzen Fall detailliert mit Fotos, Schriftverkehr usw. als Warnung zu veröffentlichen.

Wir müssten eigentlich alle wissen, dass das Netz transparent ist und das nicht erst seit heute. Aber spätestens seit der NSA-Affäre sollte es jeder begreifen und, was noch wichtiger ist, auch verinnerlichen. Alle Dienste durchforsten das Netz nach bestimmten Kriterien, und in diesem speziellen Fall kostete es nicht mal viel Mühe, an Informationen zu kommen. Es sind nicht nur die sprichwörtlichen Chinesen, die auf Gesichtsverlust heftig reagieren.

Wenn diese Geschichte ein Gutes hat, dann dieses: Sie zeigt, wie dringend jeder auf der Hut sein und sich umfassend über das Land informieren muss, in das er reisen möchte - egal ob es Ägypten oder ein anderes Reiseziel ist. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht allzu überheblich; so soll es eigentlich nicht rüberkommen.

Für den Betroffenen tut mir die ganze Sache wirklich sehr leid und eine gute Werbung für den Ägyptentourismus ist sie beileibe nicht. Das hilft ihm aber leider auch nicht.

LG
Gitta

mirena
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Beitragvon mirena » Mi 16 Jul, 2014 15:56

"Praktik der deutschen Polizei. Gut, ein souveräner Statt handelt nach eigenem Recht. Schon OK." Zitat von Gast Ramadan Karim

Ich finde es nicht generell okay und in Deutschland gibt es tatsächlich immer
wieder private Initiatien gegen Behördenwillkür. DAS finde ich okay. Steter Tropfen höhlt den Stein. Eine funktionierende Demokratie entsteht nicht über Nacht. Es kann Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte dauern.
Kann auch sein, dass es von einem Volk nicht gewünscht ist. Was dann?
Einmischung von außen- wenn überhaupt - ist nur dann vertretbar, wenn es um die Verletzung grundlegender Menschenrechte oder um eindeutige Verbrechen gegen das Volk geht.

Wenn deutsche Randalierer irgendwo in der Welt ausgewiesen werden, ist das meines Erachtens durchaus okay und ich glaube nicht, dass jemand hier im Ägypten-Reiseforum dagegen ernsthaft etwas einzuwenden hätte.
Dass es sich im hier diskutierten Fall um einen "Randalierer" gehandelt haben könnte, kann ich mir nicht vorstellen. Schlimmstenfalls, denke ich, verhielt er sich etwas ungeschickt, was man von den beteiligten Ägyptern ebenfalls behaupten könnte. Fehler auf beiden Seiten - so ist es vermutlich am passendsten. Mildernde Umstände kann man ebenfalls für beide Seiten finden, vorausgesetzt man möchte es. Und als Beispiel dafür, dass es sich empfielt, besonders vorsichtig zu sein, ist diese Geschichte bestens geeignet. Wäre schön, wenn ALLE Seiten etwas daraus lernen könnten.

wie ich weiter oben bereits erwähnte, gibt es auch in Deutschland Gesetze und Gepflogenheiten, die nicht die Zustimmung aller Bürger finden.
Und es gibt Deutsche, die sich im Ausland ungebührend verhalten.
Das darf dann auch von außen kritisiert und thematisiert werden, finde ich.

Insgesamt: ja, es kommt darauf an, was man "erreichen" will. Ein Bedauern über die Eskalation in diesem Falle würde m.E. beiden "Parteien" gut zu Gesicht stehen und zur Entspannung beitragen.

Mirena