Beitragvon Daniel Jackson » Do 19 Jan, 2006 11:59
Inhaltlich möchte ich mich zu Deiner Beziehung nicht äußern, die Problematik der "Urlaubsbekanntschafts-Ägypter-Heirats-Beziehungen" (ich nenne es jetzt so, weil mir kein besseres Wort einfällt; nicht abwertend/böse gemeint) ist allgemein bekannt und an dieversen Stellen schon ausreichend diskutiert. Ich möchte aber ein paar Denkanstöße zum "Auswandern" geben.
Egal was man tut, es ist immer eine Abwägung von Tatsachen, die dafür und dagegen sprechen.
Ägypten ist ein tolles Land, wurderbar zum Urlaub machen, schön warm, nette Menschen, für Allergiker gutes Klima und so weiter. Darüber muss ich sicher nicht viele Worte verlieren.
Interessanter ist aber die Gegenseite. Was hat Deutschland zu bieten, was Ägypten nicht hat?
Wir haben hier ein trotz Macken wunderbares Sozialversicherungssystem, ein echt geiles Grundgesetz (sorry für den Ausdruck), was Meinungsfreiheit, Menschenwürde und das Rechtsstaatprinzip vorschreibt, Bildung für alle, freie und faire Wahlen und doch ziemliche Sicherheit und Stabilität.
Ich kann nur für mich sprechen, aber Europa und Deutschland im Besonderen ist schon ein ziemlich guter Fleck zum Leben, ob unser Planet da was besseres zu bieten hat, weis ich nicht. Sowas schmeiße ich nicht einfach über Bord.
Natürlich ist man nicht gleich ausgebürgert, wenn man ins Ausland zieht, aber es macht einen Unterschied, ob man in einem Land Urlaub macht, oder dort lebt. Wenn alles etwas locker nach dem Motto "kommst Du heut nicht kommst Du morgen - inshallah" läuft, kann das im Urlaub entspannend sein, wenn Du aber irgendetwas fertig bekommen musst oder einen festen Zeitplan hast, kann sowas auch ziemlich nerven.
Mein Rat: Mach dich umbedingt bei Leuten schlau, die schon in Ägypten leben! Viele Fehler und Probleme lassen sich so von vorn herein vermeiden und Du kannst vielleicht rechtzeitig feststellen, ob es was für dich ist oder nicht. Suche außerdem Rat bei Leuten, die schon mit einem Ägypter verheiratet sind und lasse die mal erzählen. Ich fände es toll, wenn bei Dir alles glatt läuft, aber es gibt leider genug Negativbeispiele.
edit:
Noch vergessen: Als Ausländer bekommst Du in Ägypten nicht einfach eine Arbeitserlaubnis. Die gibt es nur, wenn Du nachweisen kannst, dass Du für eine Arbeit gebraucht wirst, die kein Ägypter übernehmen kann. Wie streng das gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Gutes Beispiel sind da aber archäologische Grabungen: Man könnte die meisten sicher mit freiwilligen Studenten und Interessierten voll kriegen, die für lau arbeiten würden. Geht aber nicht, weil Ägyptern damit Arbeitsplätze verloren gingen.