Salam!
Es geht auch anders! Einfach nur in eine Maschine krabbeln, das fragwürdige Bord-Menü herunterwürgen und kommentarlos einfach so am Zielflughafen landen .... wie laaaangweilig!
Ich habs vermutlich schon mal erzählt:
Am 08.01.00 in Kairo (für den Rückflug nach Hause) gebucht MS787, scheduled ETD für 05:30.
Also: für drei Uhr wecken lassen, duschen, letzte Klamotten packen, kleines breakfast-package abgegriffen und nach den ersten drei, vier Morgenzigarretten auch wirklich abgeholt worden.
Schlag 04:30 am Flughafen aus dem Bus gefallen, im allgemeinen Chaos doch noch irgendwie eingecheckt (Klasse! "Raucher & Fenster" ergattert!) und dann, dann geht die Tür zur Wartehalle auf .... mich trifft der Schlag.
Sicherlich mehrere hundert Passagiere sitzen herum; erste Info: alle Flüge abgesagt, Bodennebel! Ein Blick aus dem Fenster sagt mir: kooorrekt! Siehst die Hand vor Augen nicht.
Das Bodenpersonal fertigt in die Wartehalle hinein ab, als flöge man draußen lustig umeinander und alles ginge nach Plan. Gings aber nicht.
Mittlerweile stieg die Menschenzahl in der Halle auf sicherlich mehr als tausend; die Lüftungen streikten, die Toiletten liefen sprichwörtlich über und eine Frau kam mir haltlos schluchzend entgegen: "Da kann man noch nicht einmal mehr daneben machen!"
Irgendwann gegen 10 Uhr hoben die ersten Maschinen ab; so gegen 11:30 landete dann auch ich in Hurghada. Naja; Zwischenlandung. Ich dachte mir noch nichts dabei und stiefele aus der Maschine in die nächste Wartehalle. Mittlerweile haben wir mit ein paar Deutschen eine Art "Soldiargemeinschaft Rücksturz in die Heimat!" gebildet und ich schlabbere meinen Guavensaft in Gesellschaft ... da sehe ich gleich mehrere Dinge auf einmal: eine Horde rein weiß Gekleideter, schreiend, in meine Richtung rennend, einen kleinen dicken Flughafenangestellten und eine Rotte Soldaten, die ihre Kalashnikovs von der Schulter reißen und in Anschlag bringen. "Deckung!" schreie ich, reiße Mitreisende mit auf die Erde herunter, ich höre die Sicherungen der MG's schnacken und denk noch: "Getz ratterts." - doch da hatte sich der kleine Dicke in Sicherheit gebracht und die Mündungen senkten sich wieder. Die Weißgekleideten hatten den Dicken lynchen wollen, da sie sich auf Pilgerfahrt befanden und feststellten, daß nicht alle Pilger wegen der absichtsvollen Überbuchung mitfliegen konnten. Und die Soldaten
hätten geschossen.
Da ja alle Maschinen erhebliche Verspätung hatten, kamen wir auch erst nach weiteren Stunden weiter; gegen 14:30 saß ich wohlbehalten an Bord meines Heimfluges nach Düsseldorf. Setze Kopfhörer auf, dusele halb ein, wundere mich im Halbschlaf nach wenigen Stunden über das nicht enden wollende "Luftloch", mache die Augen auf und stelle fest: "Aha. Wir stürzen ab." Tragflächen heulen und rotieren, Maschine liegt auf der backbord-Seite und geht im steilen Winkel herunter. An Bord: Totenstille. Der anfängliche Ruck hatte eine Passagierin (die harmlos zum Klo wollte) von den Pinnen gerissen und gegen die Decke geschleudert. Hinter mir saß eine notmäßig angeschnallte Stewardess, die begann zu würgen. Der Höhenmesser knallte innerhalb von Sekunden auf nicht mehr 3.000 Fuß herunter ... was sich harmloser anhört als es war, wir flogen über dichte Hügel- und Bergketten. Der Kapitan fing die Maschine noch ab und schoss über die Hügel Roms hinweg, als er nach ergebnislosen Beschleunigungsversuchen per Bordlautsprecher durchgab, man müsse wegen "gewisser technischer Schwierigkeiten" in Rom "not-" landen.
Ich kalkulierte: da wir flugfähig und betankt waren, würden wir Warteschleifen zu fliegen haben; Rom ist kein Provinzflughafen und kann nicht "mal eben" fremde, nichtgemeldete Maschinen dazwischenziehen. Es sei denn, wir wären in echter Gefahr, dann würde man uns SOFORT hereinlassen. Ich machte es mir gemütlich, es würde lange dauern, bis ich mir Italien in Augenhöhe würde anschauen können.
Man ließ uns SOFORT herein.
Mit Discoleuchten in Form von zahllosen Feuerwehrwagen, die sich längs unserer Landebahn in Stellung brachten (aber denn doch nicht benötigt wurden!).
Nach stundenlangem Herumirren auf dem Flughafen Leonardo da Vinci werden wir von einem airline-Angestellten aufgesammelt, in Busse verfrachtet und nach Ostia in ein First-Class-Hotel gekarrt. Ein zugegebenermaßen göttliches Dinner verspeist, im Kreise Verwirrter und Geängstigter die halbe Nacht verbracht und luxuriös genächtigt. Morgens passend zur gemütlichen Aufnahme eines ebenso lukullischen Frühstückserlebnisses geweckt, Siebensachen an die lange Hand und wieder hinein in die Busse.
Und was sehen meine entzündeten Äuglein am Flughafen? Na? Jaaa! Flight No. MS787! In alter Frische! Ein bißchen hier am Triebwerk geschraubt, dort ein wenig am Seitenleitwerk gedreht und schon waren wir fit für Düsseldorf. Nicht wenige kriegten kleine Spiralen in den Augen und haben für hohe Summen direkt vor Ort auf air france umgebucht ....
Gegen 15 Uhr ungefähr fiel ich in Düsseldorf buchstäblich aus dem Flugzeug ... Augen klein wie Stecknadelköpfe, struppig wie ein alter Esel aber mit viiiiel Verständnis für den dahingegangenen Papst, der jedesmal bei glücklicher Heimkehr den vatikanischen Flugplatz küsste ......
Härtet ab und vermeidet Illusionen, sowas!
Nebtaui