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Das Gräberfeld von El Qarat el Muzawwaqa

Verfasst: Di 16 Dez, 2025 19:39
von Isis
Das Gräberfeld von

El Qarat el Muzawwaqa / el Qarat el Muzauwaqa / Karet el-Muzawwaqa / el Muzawaqqa /
el Mezouaqah / el-Ḳāreh el-Muzauwaḳeh, oder auch als al-Qārat al-Muzawwaqa

bekannt, war eines der Ziele bei unserer Oasentour in die
Oase el Dachla / el Dakhla.

Der Gräberberg aus griechisch-römischer Zeit gehört zu den weitläufigen Friedhöfen
der römischen Siedlung Amheida. Der italienische Forscher Bernardino Drovetti
benannte 1819 diesen Gräberberg als erster:
„Muzauwaken“ - nach dem arabischen Wort muzawwaqa, was so viel wie
„der Ausgeschmückte / Ausgemalte“ bedeutet.
Er arbeitete mit dem Briten Archibald Edmonstone zusammen.
1820 besuchte auch der Franzose Frédéric Caillaud den Berg, ebenso wie
auch 1874 der deutsche Afrikaforscher Gerhard Rohlfs.

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Der amerikanische Archäologe Herbert Eustis Winlock (Metropolitan Museum of Art)
hat hier im Jahr 1908 gearbeitet und das Grab des Petosiris gefunden. Er beschrieb
auch schon mal die erste Kammer, da die zweite noch komplett mit Sand gefüllt war.
Er war auch der erste, der die beiden Gräber von Petubastis und des Petosiris fotografisch festhielt. Irgendwie gerieten die Gräber wieder in Vergessenheit, bis 1972
der Archäologe Ahmed Fakhry sie (wieder)entdeckte und mit der
wissenschaftlichen Arbeit und der Restauration begann.

Die Gräber wurden wohl Ende der 1990er geschlossen
(leider habe ich da unterschiedliche Angaben von 1992 oder 1998 gefunden).
Als wir 2010 schon einmal hier waren, waren die beiden Gräber immer
noch geschlossen (hier zu meinem „alten“ Bericht –-> Oasen Tour: Luxor - el-Charga - Dachla - Luxor )

Erst im Oktober 2013 wurde das Gräberfeld von Qārat el-Muzawwaqa
offiziell für die Öffentlichkeit wieder freigegeben.

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Der kegelförmige Gräberfelsen hat einen Durchmesser von ca. 150m
und besteht aus Sandstein, wobei die untersten Lagen durch brüchigen Tonschiefer
gebildet werden. Es wurden hier ca. dreihundert Gräber gefunden,
die in drei Reihen rund um den Berg angelegt wurden.
Die Gräber gestalteten sich als sehr einfache Gräber bzw. Grabhöhlen;
sie wurden meist als quadratische, rechteckige oder ovale Formen in den Fels gehauen.
Die meisten bestehen nur aus einer Kammer, während einzelne
über zwei Kammern verfügten, die mit einer Tür verbunden waren. Für die Aufnahme
der Mumien wurden kleine Nischen aus dem Fels getrieben.
Da es leider nicht mehr gestattet ist, den Berg zu „erkunden“, schaut für den
Aufbau der Gräber in meinen ersten Bericht.

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2013 wurde bei der feierlichen Eröffnung auch ein Visitor Center eröffnet.
Leider war es bei unserem diesjährigen Besuch schon wieder geschlossen,
und somit kann ich dazu keinerlei Angaben machen.

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Der Eintrittspreis beträgt 100LE (2024) und beinhaltet die beiden Gräber des
Petosiris/Padiosir und Petubastis/Padibastet

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Beginnen wir mit Petosiris / Padiosir /PꜢ-dj-Wsjr (das rechte/östliche Grab)
Das Grab wurde im ersten oder zweiten Jahrhundert angelegt.
Der Archäologe Winlock weist aber darauf hin, dass es auf jeden Fall später
als das Grab von Petubastis angelegt wurde. Der Grundriss zeigt auch
auf, dass es eines der Zwei-Kammer-Gräber mit Verbindungstüre ist.

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Der erste Raum ist 3,5 Meter lang, 2,5 Meter breit und 1,75 Meter hoch und verfügt
über eine Grabnische, die wahrscheinlich für Petosiris selbst angedacht war.

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Auf der linken (südwestlichen) Eingangswand sehen wir im oberen Register
einen Auszug aus dem Pfortenbuch, wie die Sonnenbarke des widderköpfigen
Sonnengottes Re von sechs Stundengöttinnen durch das Amduat gezogen wird.
Dahinter reiht sich der Schreibergott Thot, der hier auf einer Löwin stehend
dargestellt ist. Auch hier war ich mir nicht sicher, ob es sich um einen Löwen oder
eine Löwin handelt, aber H. Junker und Davies gehen davon aus, sobald die
Darstellung keine Löwenmähne besitzt, wird absichtlich eben eine Löwin dargestellt.

Im unteren Register sind sieben verschiedene Götter mit Natrontöpfen und
Mumienbinden zu sehen. Es folgt Anubis, der die vier Horussöhne geleitet.

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Den Abschluss des unteren Registers bildet eine
Göttin mit Sonnenscheibe und Horus-Auge
(diese Göttin war mir unbekannt, so machte ich mich in der Literatur auf die Suche nach ihr)
Ismail Ayman beschreibt in IJHTH 17(2), 2023, 106-125, nur das Aussehen,
da auch er wahrscheinlich keinen Namen parat hatte.
Auf der Metternichstele, Rückseite, Zeile 4, findet sich diese
Göttin ebenfalls; allerdings auch hier ohne beigeschriebenen Namen.
Bei Lanzone, Dizionario, tav. 364 ist zu lesen,
dass er diese Göttin mit Sachmet in Verbindung bringt. Auch S.E. Hoenes
kommt in seiner Dissertation (Bonn 1976 S. 16) zum gleichen Schluss.

Diese Göttin ehrt die kuhgestaltige Himmelsgöttin Mehet-Weret, die mit
Sonnenscheibe und Federn gekrönt dargestellt ist.
Der Verstorbene liegt in einem Schrein oder Naos, auf seiner Brust ruht
ein Falke mit Geißel, der öfter mit der Göttin Mehet-Weret in Verbindung gebracht wird
und als Symbol für „den Westen“ dienen kann.
Das Ende der Prozession bildet Ptah in einem Schrein im oberägyptischen Stil.
Ismail Ayman bringt die ganze Szene mit dem Zauberspruch 162
aus dem altägyptischen Totenbuch in Verbindung.

Die ungewöhnliche Darstellung einer männlichen Person mit rotem Bart und roten Haaren,
soll wohl einen der Feinde darstellen.
Irgendwie wirkt die Darstellung mit den Pfeilen eher wie eine Comic-Darstellung auf mich.
Wobei ich gleich dazu sagen muss: Vieles in diesem Grab erinnert mich an
Comiczeichnungen, als ob die Künstler nicht wussten, was sie wie malen sollten.

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In der Grabnische selbst wird der verstorbene Padiosir/Petosiris auf seiner Totenbarke mit
Anubis bei der Einbalsamierung präsentiert. Flankiert wird er rechts von Isis
und links von Nephthys, und an den Außenseiten sind zwei Frauen mit Natron-Töpfchen
und Mumienbinden, die helfend zur Hand gehen, dargestellt.
Bei der Darstellung eines geflügelten Mannes, soll es sich um
den Gott Schu (Gott der Luft, des Windes und des Sonnenlichts) handeln.

Rechts daneben, ist diese seltene Darstellung von Horus als Bezwinger der Tiere
zu sehen, wie er auf eine Schildkröte tritt und gleichzeitig eine Schlange und einen Fisch,
die hier die Feinde des Sonnengottes darstellen, gefangen hält.

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Auf der nördlichen Ostwand ist der Grabbesitzer Padiosir/Petosiris aufwendig
in Pallium und Tunika bekleidet im griechisch-römischen / gräko-römischen Stil gehalten.
In der Inschrift ist der Wunsch des Grabherrn, Osiris zu werden
und ins Totenreich zu gelangen, für die Ewigkeit festgehalten.
Ich zitiere hier aus „Denkmäler der Oase Dachla,
aus dem Nachlass von Ahmed Fakhry“, Seite 92:

Oh Osiris Petosiris!
Mögest du groß, stark und mächtig sein!
Mögest du hintreten zu Osiris!
Möge dein Ba Sokar folgen, mögest du
Osiris folgen alltäglich!
usw.

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Zu seinen Füßen sieht man die Vermischung zweier Stile sehr gut:
Während der Grabherr und ein Mann mit Opfergaben im griechisch-römischen Stil
gehalten sind, wird versucht, den Nilgott mit Brot und Wein als Opfergabe
im altägyptischen Stil darzustellen.
Links oben kann man noch ganz gut das Gesicht des Ba-Vogels erkennen.

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Neben dem Durchgang findet man diese Szene mit dem Totengericht.
Bei dieser Darstellung führt die Göttin Maat den Verstorbenen zur Waage, die von
Horus und Anubis gehalten wird, während Thot einmal als Pavian und einmal als
Ibis dargestellt ist, der das positive Ergebnis dokumentiert, damit der verstorbene
zu Osiris weiter ziehen kann.
Wie die Göttin Ammit, die große Fresserin / Totenfresserin des Herzens,
hier dargestellt ist, ist für mich auch ungewöhnlich.
Hier erkenne ich eher nur einen Löwen … und nicht ein Mischwesen mit dem Kopf
eines Krokodils, der Mähne eines Löwen, dem Vorderkörper einer
Raubkatze (Löwe oder Gepard) und dem Hinterkörper eines Nilpferds.
Sie spuckt auch in einen glühenden Kessel, um die Flammen zu löschen;
damit symbolisiert sie, dass der Verstorbene dem Feuerkessel entkommen ist.
Thot ist hier auch mit einem Dattelpalmenzweig mit Einkerbungen dargestellt.
Dieser Zweig wurde zum Messen der Dauer der Herrschaft eines Königs verwendet.
Der Verstorbene stellt somit seine Dauer für das Jenseits in Szene.
(Wilkinson, 2003, S. 2017)

An der Wand rechts befinden sich Horus und Thot, welche auf einem Sphinx stehen.
Es wird sich hier um Tutu (griech. Tithoes, „der die Feinde abhält“),
den Sonnen- und Schöpfergott, handeln, der erst seit der Spätzeit (26. Dyn.)
belegt ist. Wobei mir einfällt, dass der einzig bekannte Haupttempel für Tutu
ebenfalls sich in der Oase Dachla, und zwar
in Kellis (modern: Ismant el-Kharab), befindet.

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Die Tierkreisdarstellung wird von einer Schlange (südliche Hälfte)
und einem Krokodil (nördliche Hälfte) umrahmt.
Die Köpfe treffen sind in der Mitte der Westwand. Da die Ostwand leider nicht mehr
erhalten ist, könnte man davon ausgehen, dass es sich hier um ein Mischwesen handelt, aber
Ahmed Fakhry geht eher von zwei einzelnen Tieren aus, deren Schwänze sich
in der Mitte der Ostwand treffen müssten.


Die vier Himmelsrichtungen (in den Ecken) werden je von einer
geflügelten Göttin und Stierköpfen gehalten.
In der Mitte sieht man die Büste eines Mannes (Saturn),
die Büste einer Frau (Venus) – beide bilden
die nördliche Konstellation – und darunter die Büsten zweier
weiterer Männer (Jupiter, Merkur).

Ahmed Fakhry schreibt dazu:
A – Saturn
B – Venus
C – Jupiter
D – Merkur
E – ???
F – Mond

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Nun gehen wir in den zweiten Raum, der ca. 2 Meter breit,
4,5 Meter lang und 1,65 Meter hoch ist. Diese Grabkammer verfügt über zwei
Grabnischen, die wahrscheinlich für die Angehörigen von Petosiris ausgearbeitet wurden.

Auf der Türlaibung befinden sich links und rechts Papyrusstängel mit Schlangen, wobei
eine die Krone von Unterägypten trägt, während die andere mit der Krone für
Oberägypten dargestellt wurde.

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Auf der Innenseite (Westwand) fällt der Skarabäus mit der Sonnenscheibe als
Symbol der Wiedergeburt gleich in das Blickfeld. Im unteren Register
ist nochmals der Sonnen- und Schöpfergott Tutu / Tithoes in Löwengestalt
mit Doppelkrone dargestellt.

Die Grabnische breitet sich über die ganze rückwärtige Wand (Nordwand) aus.
Die Darstellungen ähneln denen im ersten Raum; auch hier ist Anubis
vor der Totenbahre, die (wahrscheinlich) von den Göttinnen Nephthys und Isis
flankiert wird, zu sehen, hier sind die beiden Göttinnen aber mit Flügeln dargestellt.

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An der Ostwand befindet sich eine zweite Grabnische, die bildlich fast gleich
aufgebaut ist. Auf der Höhe der Nische, also im oberen Register, sind
Isis und Nephthys mit Anubis bei der aufgebahrten Mumie zu sehen. Zwei Frauen
stehen den beiden Göttinnen mit Natron-Töpfchen und Mumienbinden helfend zu Seite.
Auf der linken Seite ist das Symbol des Isisknotens / Tit-Knoten und auf der rechten Seite
ein Djed-Pfeiler für Osiris dargestellt. Im unteren Register fällt auch wieder
ein Feind auf, der von einem Pfeil durchbohrt wird.

Auf dem zweiten Bild sehen wir die Südwand und somit die gegenüberliegende
Wand der großen Grabnische. Im oberen Register findet sich ein Geier (da bin ich mir nicht sicher: vielleicht Nechbet?), wie er von zwei Ba-Vögeln angebetet wird. Im unteren Register ist
das Wiegen des Herzens dargestellt, mit Thot, der Osiris berichtet, dass der
Verstorbene reinen Herzens ist und somit in die Unterwelt weiterreisen darf.

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Nun sind wir schon auf der Westwand angekommen. Hier erhält der
Ba-Vogel ein Trinkopfer von Isis.

Im unteren Register steht rechts der Nilgott Hapi und links eine Göttin der
Felder ?? (Früchte oder eben Fruchtbarkeit … Leider kenne ich die nicht
und konnte es auch nicht herausfinden. Gerne könnt ihr mir den Namen
nennen, wenn ihr ihn wisst.) In der Mitte erkennt man einen Weinstock,
eine Dattelpalme, einen Ölbaum, Getreide und Lotusblüten.

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Ein weiteres Highlight ist die Decke,
auf der auch ein Tierkreis dargestellt ist.

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Den Mittelpunkt der Darstellungen bildet der Gott Horus – hier mit Sonnenscheibe und
Mondsichel auf dem Kopf, mit zwei Schlangen in
den Händen, während er auf zwei Krokodilen steht. Auf der linken Seite
befindet sich ein Mann, der Saturn darstellen soll, und auf der rechten Seite
ein Porträt einer Frau, die Venus verkörpert.

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Der ganze Tierkreis und somit die Verkörperung des Nachthimmels
wird von je zwei geflügelten Göttinnen rechts und links gehalten.
Auf dem linken Bild ist ein Ibis mit sichelförmigem Schnabel zu sehen, während
auf dem rechten Bild noch ein Falke oder Geier (so richtig erkennen kann ich es leider
auch nicht mehr) zu sehen ist.

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Im Tierkreis wurden die Morgenbarke und ein Skarabäus
(man verzeihe mir - aber das ist eine seltsame Mischung mit Amun),
zur Trennung der Darstellung in einen südlichen und einen östlichen Teil, genutzt.
Im südlichen Teil sollen sich Jupiter, Merkur, Mars und Mond befinden.
Da ich mich mit den Tierkreiszeichen nicht so auskenne, übernehme ich mal
die Angaben, die ich dazu gefunden habe, ohne es genau bestimmen zu können.

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Im Ostteil wieder für mich zumindest eine „Mischung“:
ein geflügeltes Udjat-Auge mit Beinen und Uräen, das als Symbol für den
Mond gelten soll.

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Noch ein Wort zu den Funden, die Ahmed Fakhry hier im Grab gemacht hatte.
Die Totenmaske ist aus Ton gefertigt, wobei das Gesicht ockerfarben und die
Haar schwarz bemalt wurden. Die Maske ist 23cm hoch und 21cm breit.
Die Köpfe der Widdermumien waren entweder nur mit Stuck oder eben die
Mumienbinden mit Stuck überzogen worden und Ocker oder hellgelb bemalt.
Die Stücke befinden sich heute im Magazin von Muzawwaqa und Charga Museum.

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Da das Museum in Charga leider geschlossen war und wir es somit
nicht besuchen konnten, habe ich hier mal ein Bild, das wir 2008
vor Ort in einem anderen Grab machen konnten,
hier mal als Beispiel dazu genommen.

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Nun gehen wir das Grab des Petubastis besuchen.

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Die Grabanlage des Petubastis/Pa-di-Bastet ( PꜢ-dj-BꜢstt ) ist die ältere der beiden und stammt
aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. Diese Grabkammer besteht nur aus einem
Raum und verfügt für die Verstorbenen über zwei Nischen, die seitlich in die
Seitenwände eingearbeitet wurden. Die Kammer für den Verstorbenen Petubastis
- und vermutlich für seine Frau - ist ca. 4m lang, max. 3,5m breit
sowie 1,75m hoch.

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Die Eingangswände sind rechts und links mit Udjat-Augen
zur Abwehr von bösen Dämonen geschmückt. Auf der südöstlichen Wand
erscheint Tithoes / Tutu auf einem Podest, gefolgt von einen Affen mit Bogen,
der vielleicht Atum verkörpern soll. Darunter erscheinen Anubis und Bes mit Messern
zur Abwehr der Dämonen. Auf der südwestlichen Wand findet man wieder
Anubis und Bes, die mit Messern zur Abwehr bereit stehen.
Darunter sieht man Chons, den Mondgott, wie er ein Tier ersticht; um welches
es sich gehandelt hat, ist nicht mehr ersichtlich. Beim genauen Hinsehen
bemerkt man auch, dass er einen Falken auf bzw. in seinem Rücken hat.
Gefolgt wird er von einem Jungen mit zwei Gesichtern, der mir unbekannt war.
Ahmed Fakhry schreibt bzw. will hier einen Horusknaben erkennen.
(Denkmäler des Oase Dachla, Seite 74)

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Wie man sehen kann, ist die Decke hier nicht ganz so gut erhalten geblieben.
Man kann aber gut die Einteilung in zwölf Felder, die die 12 Monate und somit auch
die zwölf Sternzeichen darstellen sollen, erkennen.
Als Mittelpunkt sieht man einen Mann, bei dem man sich nicht sicher ist, ob er
Jupiter oder Saturn darstellen soll.

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Auch hat Petubastis seinen Wunsch, dass er gut das Totenreich durchqueren
kann und somit bei Osiris ankommen möge, im Hieroglyphentext anbringen lassen.
z.B. ich zitiere hier mal aus dem Buch
„Denkmäler des Oase Dachla, aus dem Nachlass von Ahmed Fakhry“, Seite 80:

Mögest du groß, stark und mächtig sein!
Mögest du zu Osiris herantreten!
Möge dein Ba Sokar geleiten!
Mögest du Wasser ausschütten auf den Boden von Busiris
und des Abydos-Gaues!
Mögest du in den Himmel eintreten zusammen mit den Göttern,
die Sokar-Osiris geleiten (,) alltäglich!
usw.

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In der Nische hier an der Ostwand ist am vermeintlichen Kopfende auch ein
Porträt des Grabherren zu sehen. Leider ist es nicht mehr so gut erhalten.

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Im Register direkt unter der Nische ist eine Darstellung der Göttin Hathor, die hier als
„Herrin der südlichen Sykomore“, also als Baumgöttin, zu sehen ist.
Sie begrüßt den Verstorbenen mit geweihtem Wasser, das zur rituellen Reinigung
und Erfrischung diente, sowie mit Speisen auf dem Tisch vor ihr.

Rechts neben der Nische im oberen Register ist eine Darstellung
von 5 der eigentlich 13 Götter mit einem Papyrusstängel oder Zepter.
Darunter im mittleren Register sehen wir, wie Anubis den Grabherrn Petubastis
zu Osiris führt, gefolgt von Maat und Thot.

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Im unteren Register befindet sich die Szene mit der Totenprozession von Petubastis.
Auf dem „Leichenwagen“ (würden wir heute sagen) wurden die Mumie und
die Kanopen für die Eingeweide aufgebahrt. Davor schreiten zwei Priester,
die die rituelle Reinigung der Luft in Form von Weihrauch und des Bodens
in Form von geweihtem Wasser vollziehen.

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Nun sind wir schon auf der Rückwand, vom Eingang aus gesehen.
Die kleine Nische in der Mitte springt als erstes ins Auge.
Ob sie nun für eine Götterstatue oder ähnliches verwendet wurde, konnte ich
leider nicht herausfinden. In der Nische findet man eine große Lotosblüte,
auf der der jugendliche Sonnengott dargestellt ist (den man leider fast nicht mehr
erkennen kann), wie er ganz von Weinreben mit roten Trauben umringt ist.
Auf der ganzen Wandlänge befindet sich die Darstellung des Totengerichtes
aus dem Totenbuch. Rechts neben der Nische wird als erstes das Herz
von Horus und Anubis gegen die Wahrheit aufgewogen. Das Ganze wird von den
insgesamt 12 Totenrichtern überwacht.

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Weiter geht das Ganze dann links neben der Nische, als der Grabherr von
Anubis, dem Totengott, und Thot, hier in der Funktion des Schreibergottes, vor
Osiris geführt wird … und nicht zu vergessen: Ammit, die große Fresserin der Seelen,
die vor Osiris wartet. Auch sind hier die Hieroglyphentexte
noch zu erkennen, die uns sagen:
Wsjr nTr aA xntj jmnt.jw – Osiris, großer Gott, Erster der Westlichen
DHwtj nTr aA – Thot, großer Gott
Jnpw nTr aA nb pt – Anubis, großer Gott, Herr des Himmels
(Übersetzung dankenderweise von „Astrodoc“ bekommen.)

Nachdem er diese Prüfung bestanden hat, sieht man im
unteren Register, wie der Verstorbene auf dem Leichenwagen von
Priestern weiterbegleitet wird.

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Auch hier auf der rechten Seite, also der Westwand dominiert die Grabnische.

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Oben in der Eröffnungsszene sind zwei Sonnenboote zu erkennen,
die der Verstorbene selbst lenkt.
Das erste mit dem Djed-Pfeiler in dem Schrein symbolisiert die Fahrt nach Westen,
was leider ziemlich stark zerstört ist.
Das zweite Boot, mit dem Phönix (laut Ismail Ayman .. den ich leider so nicht
identifizieren konnte) im Schrein und Thot am Ende des Bootes,
stellt die Fahrt nach Osten dar. (Totenbuch Sprüche 100 & 129)

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Weiter geht es mit der Mumifizierung, wo dem Verstorbenen Mumienbinden
dargebracht werden, während er von Anubis geschützt wird. Den Abschluss der oberen Zeile machen zwei Ba-Vögel, die einen Djed Pfeiler flankieren. Was der Gabenträger
als Schlussbild hier zu bedeuten hat, erschließt sich mir nicht so ganz.

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Das untere Register besteht aus sechs einzelnen Szenen, zu Beginn der geflügelte Horus,
der den Grabherren schützend zu Hathor geleitet, die wiederum schützend vor einem Gott
mit zwei Messern steht. (leider kann ich diesen Gott nicht identifizieren)
Dahinter sitzt der Verstorbene, der das Schriftzeichen Segel (das auch für Luft steht)
in der Hand hält. (aus dem Totenbuch Spruch 38)

Erwähnenswert ist zudem die Szene, in der Petubastis (so wird angenommen)
selbständig Getreide oder Mais erntet, was er aufgrund seines Standes
im realen Leben sicher nicht machen musste. Aber das spiegelt den Spruch
110 aus dem Totenbuch wieder, in dem der Verstorbene bestätigt, dass er
lebenswichtige Fähigkeiten wie Ernten, Essen, Trinken, Fühlen, Pflügen,
und Fortpflanzung wiedererlangt hat.

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Petubastis steht verehrend vor der Sonnenbarke, die von einem Schakal gezogen
und von seinem Ba-Vogel geleitet wird. In der Barke im Kreis
(der wohl die Sonne symbolisieren soll) sitzt
der falkenköpfige Sonnengott, der von Sternen umgeben ist,
was auf den Spruch aus dem Totenbuch Nr. 17 schließen lässt.

In der letzten und somit sechsten Szene
stehen Horus, Anubis, Nephthys, Isis und Osiris.

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Mit der Darstellung der Götter verlassen wir nun
wieder das Grab und kehren in die Welt der Lebenden zurück.
Ihr seht, diese beiden Gräber sind eine Reise hierher
nach el Muzawwaqa wert.

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