Exitus der Riffe in Hurghada?

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Tursiops
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Exitus der Riffe in Hurghada?

Beitragvon Tursiops » Fr 17 Aug, 2007 17:24

Deprimierende Beobachtungen im Rahmen von zwei Safaris: Selbst an gut angeströmten Außenriffen ist riffbiologisch im Vergleich mit dem Zustand vor wenigen Jahren nahezu tabula rasa L
Beispiel Umm Gamar – Drifttauchgang von der Nordostspitze entlang des südlichen steilen Hanges bis zur Südwestspitze. Wenig Bewuchs in der Flachzone, der Hang darunter fast ausnahmslos kahles Gestein. Folglich sind natürlich auch nahezu keine Fische zu sehen, und die früher dort häufigen Großfische würden da heute jämmerlich verhungern. Vor 4 Jahren war der Hang bis über 50 m Tiefe ein blühendes, buntes und artenreiches Ökosystem.
Die nächstliegende Vermutung „übertaucht“ trifft nicht zu, denn auch in Tiefen deutlich unter den ortsüblichen Tiefengrenzen war das Riff tot, von großen Gorgonien nur noch Strünke übrig.
Beispiel Shaab el Erg – tote Korallenstöcke in Massen vor allem auf der Nordseite, dazu ein eigenartig gelb gefärbtes Wasser mit Sichtweiten wie mittelgute Ostseebedingungen. Die Südseite war ein wenig intakter.

Üble Vermutung: Nördlich von Hurghada sprießen Ölbohr- und Förderanlagen wie Pilze aus dem Boden. Bohren ohne diverse chemische Hilfsmittel geht nicht. Es läuft vorwiegend eine Strömung Richtung Süden. Mit Sicherheit sind die Umweltschutzmaßnahmen beim Bohren dort längst nicht auf dem Stand anderer Länder. Wenn die Vermutung stimmt, dann sind bald sämtliche Riffe dieser Region mausetot und damit auch ein Großteil der Tauchbasen, denn was dort aktuell zu sehen ist, begeistert bestenfalls Anfänger mit wenigen Tauchgängen und ohne Vergleichsmöglichkeiten.

Ölförderung dürfte eine sehr hohe nationale Priorität haben, ebenso wie die Fischerei. Von daher ist es geradezu ein Hohn, dass jeder Taucher/Schnorchler eine „Riffschutzgebühr“ zahlen muss, dass sich Orgs wie HEPCA und Red Sea Association um Riffschutz bemühen wollen und gleichzeitig andere Faktoren rasant und flächendeckend eine UW-Wüste hinterlassen. Ebenso wurde mir von einem langjährig in Hurghada arbeitenden TL berichtet, dass Safarigäste zwar 80 Euro Eintritt in die südlichen Marineparks zahlen müssen, dort aber gleichzeitig eine leistungsfähige Fischereiflotte die größeren Fische aus dem Meer regelrecht aussiebt. Wofür zahlt man dann diese 80 Euro? Seine Meinung: Nur noch Little Brothers Ostseite, Daedalus und St. Johns sind wirklich noch einigermaßen intakt.

Sinnvoll bezüglich des Riffsterbens vor Hurghada wäre eine sehr umfassende Analytik aller denkbaren Ursachen und deren Veröffentlichung. Wer macht es? Niemand, denn in Ägypten werden die Behörden jegliche derartigen Vorhaben unmittelbar und drastisch sanktionieren, also können HEPCA und RSA schon mal nicht aktiv werden und haben auch keinerlei eigene Labore. Reefcheck ist da ebenfalls absolut zahnlos: Sie kooperieren zwar z. B. mit den Labors in Bremen, aber schon heimliche Probennahme ist in Ägypten außerordentlich unerwünscht, Tiefkühl-Probentransport nach Deutschland ferner kaum unentdeckbar zu realisieren.

Also müssen wir uns vermutlich damit abfinden müssen, dass auch hier ein Ökosystem anderen Interessen geopfert wird und auf viele Jahre verloren ist. Den Hotelbesitzern wird es eher egal sein, denn inzwischen dürften mindestens 90 % ihrer Gäste nur noch an Sonne, Strand, Süßwasserpools und AI-Orgien interessiert sein, Taucher sind eine kleine Minderheit.
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Beitragvon taba » Fr 17 Aug, 2007 20:12

Hallo Jo,

vielen Dank für deinen informativen Bericht über den Zustand der Riffe in der Umgebung Hurghada.

Es ist noch schlimmer als ich befürchtet habe!!!!

Wünsch dir aber trotzdem noch einen wunderschönen Urlaub in Ägypten. Wolltest du denn nicht noch Dahab fahren?

Viele Grüße

Taba

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Beitragvon SylviaP » Fr 17 Aug, 2007 21:34

Ich gehöre zwar nur zu den Schnorchlern, aber die Veränderungen bei Shaab el Erg sind mir auch aufgefallen. Seit 2005 hat sich dort einiges verändert.

Ein in Ägypten lebender Freund berichtete schon im Mai davon, dass verstärkt Ölbohrungen vorgenommen werden und vorgenommen werden sollen. Insbesondere für die um Shaab el Erg lebenden Delfine wäre das sehr schlecht.
Ma Salama Sylvia Bild

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Beitragvon Isis » Sa 18 Aug, 2007 10:25

salam

Den Hotelbesitzern wird es eher egal sein, denn inzwischen dürften mindestens 90 % ihrer Gäste nur noch an Sonne, Strand, Süßwasserpools und AI-Orgien interessiert sein, Taucher sind eine kleine Minderheit.


da muß ich dir widersprechen .... da wir ja auch schon jahre nach hurghada fahren und natürlich die veränderungen in den ca. 15 jahren mitbekommen haben :( ist uns es anderes aufgefallen. denk mal an die anfänge von hurghada, da wurde noch das riff weggesprängt um platz zu machen für sandstrände. (du weist schon welche hotels das waren)
heute, habe ich das gefühl, wollen doch sehr viele urlauber fische gucken ... egal ob gutes riff oder nicht. die hotels die mit hausriff werbung machen können sind meist teurer und auch schneller ausgebucht. ... das ist zumindest meine erfahrung über die jahre.
wenn also das riff weg ist, ist das hotel auch nicht mehr so viel wert.

ma salama

... isis ....

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Tursiops
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Beitragvon Tursiops » Sa 18 Aug, 2007 19:49

Hallo Taba,

ich bin jetzt in Dahab und freue mich täglich über noch ziemlich intakte und schöne Riffe! Kein Vergleich zu der Wüste in der Region Hurghada!

Hallo Isis,

ich kenne Hurghada, als außer dem ex Sheraton-Rundbau da kaum ein Hotel stand, als wir mit Rudi Kneip noch in Fischerbooten zum Tauchen fuhren, als selbst lokale Riffe noch Traumspots waren. Was 20 Jahre Massentourismus und nun vermutlich zusätzlich die Ölförderung davon hinterlassen haben, ist einfach nur grauenvoll!

Hausriff - Beispiel Arabella: Vom früheren schönen Hausriff sind 4/5 für einen Wachturm und ein Polizeigebäude zugeschüttet worden. Der Rest ist ziemlich tot.
Sprengen für Sandstrände: Das mögen doch die meisten Touristen, auch diejenigen, die hier posten. Dass auch dabei einiges an Umwelt kaputtgeht ist ihnen doch egal.
Und wenn ich neulich an Mamiya Island bei 50 Schnorchelbooten aufhörte zu zählen, kann mir keiner erzählen, dass allein die ungeklärt sonstwohin laufenden Fäkalien von pro Boot 30 Schnorchlern, also vermutlich über 2000 pro Tag, das Umfeld nicht massiv schädigen! Die schnorcheln doch da halbwegs mangels Strömung in Urin und Ka***!

Nein - wenn ich nicht muss, sieht mich wegen Tauchen Hurghada bis zu meinem eigenen Exitus nicht wieder!

Jo
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Beitragvon Isis » Sa 18 Aug, 2007 20:13

salam

Und wenn ich neulich an Mamiya Island bei 50 Schnorchelbooten aufhörte zu zählen,


du siehst aber das ja doch viele urlauber fische gucken wollen, egal ob nun taucher oder schnorchler. viele hotelbesitzer wissen das ja auch das eben ohne riff auch nicht mehr viel zu verdien ist. (das wollte ich nur mit meinen ersten post zum ausdruck bringen)

ma salama

... isis ....

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Beitragvon Tursiops » Mo 20 Aug, 2007 15:05

Hi,

nun sage ich es mal drastisch:
Der Massentourismus hat in Verbindung mit der Ölförderung vielen Riffen den Todesstoß versetzt!

Die Leute wollen natürlich, weil 14 Tage Liege mal langweilig wird, mal was anderes machen. Aber auch hier in Dahab latschen gerade die für 12 Stunden per Landcruiser hingefahrenen Touris gnadenlos aus Riffdächern rum. Und allein die Urinmengen bei Mamiya killen jedes Riff!

Was die Leute wollen, ist die eine Seite, was sie als totes Ökosydstem hinterlassen die andere Seite. Noch um 1995 waren die meisten Riffe intakt und voller Leben, wo heute Wüste ist.

Hotelbesitzer und fast alle Urlauber sehen die Riffe leider as kurzlebiges Verbrauchsgut an.

Jo
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Beitragvon Silvie » Mo 20 Aug, 2007 20:45

Hi @all,
wir waren letztes Jahr schon in Hurghada an einigen Riffen tauchen und sind heuer wieder dort gelandet, leider hat sich alles zum schlechten verändert, habe erlebt wie sich bei einem Kurs die Teilnehmer auf den Boden rund um den Tauchguide gesetzt haben. Unter ihnen waren lauter Korallen, z.T. schon abgebrochen. Wenn ich die Fotos, die ich vor 2 Jahren gemacht habe mit denen von heute vergleiche, bin ich nur noch entsetzt über die Ausmaße der Zerstörung.
Ma salama
Silvie

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Beitragvon Uli » So 26 Aug, 2007 00:30

Dass auch dabei einiges an Umwelt kaputtgeht ist ihnen doch egal.
Und wenn ich neulich an Mamiya Island bei 50 Schnorchelbooten aufhörte zu zählen, kann mir keiner erzählen, dass allein die ungeklärt sonstwohin laufenden Fäkalien von pro Boot 30 Schnorchlern, also vermutlich über 2000 pro Tag, das Umfeld nicht massiv schädigen!


Und allein die Urinmengen bei Mamiya killen jedes Riff!


Ach... und Du meinst, wenn Du als Taucher Deine Fäkalien in Dahab hinterlässt, wäre das besser als wenn Du zusammen mit den anderern Massen in Mamya pinkelst.

Die Logik ist mir echt zu hoch.
Bin eben doch blond.
Vermutlich liegt es daran, dass ich von Tauchen keine Ahnung habe.

Sprengen für Sandstrände: Das mögen doch die meisten Touristen, auch diejenigen, die hier posten.


Bild Meinste nicht, dass Du Dich da ein wenig falsch ausgedrückt hast???

Gruß
Uli

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Beitragvon Tursiops » So 26 Aug, 2007 15:08

Hallo Uli,

die Südlagune bei Mamiya ist nahezu ohne jeden strömungsbedingten Wasseraustausch. Das Rote Meer ist von Natur aus extrem arm an Phosphat und Stickstoffverbindungen, daher u. a. die guten Sichtweiten und intakten Riffe.
Wenn dort jeden Tag garantiert jeder Schnorchler einmal reinpinkelt - und wir reden über mindestens 1000 von ihnen - dann wird das Wasser ein wenig zur Kloake und vor allem mit Phosphat und Stickstoffverbindungen angereichert. Das mögen Fische nicht, aber die Algen. Und Algenwachstum wiederum erstickt Korallen.
Wenn ich dagegen in Dahab reinpinkle, sind da erstens nicht 1000 andere, die es genau so machen, außerdem gibt es erhebliche Verdünnungseffekte durch die stetige Südwestströmung.

Wegen Sprengen (oder meinetwegen auch Baggern/Aufschütten): Willst du mal sehen, wie glatt und schier die Hurghada-Küste vor 20 Jahren war? Keine Lagunen, keine Halbinseln! Kann leider die entsprechende digitale Seekarte von 1999 nicht reinkopieren. Die heutigen Minibuchten und vorgebauten Halbinseln mit Sandstrand sind doch sämtlich auf Kosten der Umwelt entstanden! Geh mal beim Shedwan Golden Beach ins Flachwasser: In weniger als 1 m Wassertiefe siehst du deine Füße nicht mehr.

Es wäre schön, wenn sich jeder Rotmeer-Urlauber etwas mehr für Riffökologie interessieren würde, anstatt kenntnis- und gedankenlos ruinierte Umwelt zu konsumieren und weiter zu zerstören.
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Beitragvon Uli » So 26 Aug, 2007 15:31

Tursiops hat geschrieben:.
Wenn ich dagegen in Dahab reinpinkle, sind da erstens nicht 1000 andere, die es genau so machen, außerdem gibt es erhebliche Verdünnungseffekte durch die stetige Südwestströmung.

Bild
Alles klar, dann verschmutzen wir am besten in Zukunft dort die Umwelt, wo sie noch keiner verschmutzt hat. Wegen den Verdünnungseffekten.
Das ist doch ne Milchmädchenrechnung.

Mich stört auch, dass Du immer so tust, als wenn das alle Hurghada-Urlauber extra machen. Nach dem Motto: Lass uns nach Mamya fahren und dort die Umwelt vergiften.
Meinst Du nicht, dass da eher mal den Ägyptern mehr Umweltbewustsein eingebleut werden müsste? Ich war auch schon in Mamya. Da hab ich aufm Schiff aufm Klo mein Geschäft gemacht. Dass die das hinterher ins Meer kippen war mir persönlich seinerzeit nicht klar. Und ich denke mal, das geht den meisten Urlaubern so. Schliesslich sieht man da nirgendwo die Scheiße rumschwimmen.
Was ich gesehen habe war, dass die Altöl vom Schiff und Essensreste ins Meer gekippt haben. Und die Urlauber die das gesehen haben waren empört. Also wer macht da das Meer kaputt? Der AI-Urlauber oder die Ägypter selber? Natürlich der AI-Urlauber wirst Du jetzt sagen. Weil er da hin fährt und die Ägypter zu den Schweinereien animiert. Andererseits wirbst Du dafür, dass man hinfährt (z.B. in diversen Beiträgen, wo es um die Anschläge ging) weil die Menschen dort vom Tourismus leben.
Aufklärung ist gut, aber die ewigen Schuldzuweisungen, nach dem Motto: Wer in Dahab als Taucher ins Meer pinkelt ist besser als jemand der das als AI-Touri in Hurghada tut, das find ich sowas von daneben.

Wegen Sprengen (oder meinetwegen auch Baggern/Aufschütten): Willst du mal sehen, wie glatt und schier die Hurghada-Küste vor 20 Jahren war?

Ich weiss was da passiert ist, aber Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass sich die User hier diese Sprengungen gewünscht haben.
Hier noch mal Deine Behauptung:
Sprengen für Sandstrände: Das mögen doch die meisten Touristen, auch diejenigen, die hier posten.
Das mag hier mit Sicherheit keiner!!!
Das wollte ich damit sagen!

Gruß
Uli

billbo
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Beitragvon billbo » So 26 Aug, 2007 16:24

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Beitragvon susanna » So 26 Aug, 2007 18:54

sorry mach mir jetzt sicher einen feind
aber du sprichst von riffökologie und verkaufst selber als taucher was mir unverständlich ist korallenstücke ??????
egal ob man sie selber abbricht oder sie so irgendwo ganz zufälling findet verstehe ich das nicht
erstens ist es mir unbegreiflich das sich ein freund des meeres was man ja als taucher sein sollte an korallen zu schaffen macht und dann so auf der schützt das riff welle schwimmt und eigentlci sollte man auch wissen das die ausfuhr bzw einfuhrverboten ist

lg
susanna

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Beitragvon Tursiops » So 26 Aug, 2007 21:57

Oh je, nun wird es schwierig, das ganze verständlich darzustellen!

Wenn z. B. in Dahab (mit strömungsbedingtem Wasseraustausch) 100 Leute ins Meer pinkeln, verteilt sich diese algenfütternde Belastung in den freien Waserkörper, wo ihn überwiegend Phytoplankton aufnimmt, das wiederum von Fischlarven, Fischen etc. gefressen wird.
Passiert das gleiche an einem austauscharmen Ort, folgt so etwas ähnliches wie in städtischen Teichen mit Enten drin. Stichwort Eutrophierung.

Sorry, ich kann hier keine meeresökologische Grundvorlesung reinschreiben, auch wenn ich es dank entsprechendem Studium könnte.

Das "Altöl" war wohl eher öliges Bilgenwasser. Dennoch gehört sowas nicht ins Meer, ebenso ist das Wegkippen von Essensresten strikt untersagt. Hinweis: Fotos machen und Mitteilung an Red Sea Association sowie HEPCA. Solchen Booten gehört die Lizenz entzogen!

Was ins Schiffsklo geht, landet prompt außenbords, oft durch Pump-WC zerhackt. Die Tagesboote haben gar keinen Schwarzwassertank, es gibt auch an Land keine Entsorgungsstationen.

Sprengen/Aufschütten: Natürlich will es keiner, aber viele buchen Hotels, wo es gemacht wurde, freuen sich über "flach abfallenden kindgerechten Strand" und machen sich keinen Kopp drum, was dafür geopfert wurde.

@ susanna

Lesen! Ich bot 100.000 Jahre alte, an Land gesammelte Fossilien an! Sowas findest du auch u. a. LKW-ladungsweise im Hinterland von Sharm el Sheik, als Müll weggebaggert beim Hotelbau, denn die Plateaus in Sharm, auf denen etliche Hotels stehen, sind ebenfalls, noch ältere, fossile Riffe. Aus dem Riff nehme ich nicht mal einen Krümel Koralle mit!

Jo
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Beitragvon Uli » So 26 Aug, 2007 23:46

Ok, verständlich.
Aber ich bleibe immer noch dabei, dass das ncht unbedingt nur die Schuld der Urlauber ist, sondern dass die Einheimischen, die die Touris da hin schleppen und die Fäkalien ins Meer schütten eine nicht unerhebliche Mitschuld tragen.
Ich bin der Affassung man muss als Urlauber nicht erst Biologie studiert haben um einen Schnorchelausflug zu machen.
Dafür gibt es Behörden, die sowas überwachen sollten.
Bei den Altertümern merken sie es schließlich auch langsam und lassen z.B. nur eine bestimmte Anzahl Personen in besonders schützenswerte Gräber oder setzen die Malereien, die früher von dummen Touris begrabscht wurden hinter Glas. Genauso muss eben auch bei der Natur erst mal bei der eigenen Bevölkerung ein gewisses Verständnis geweckt werden. Es kann nicht sein, dass die Ausfluganbieter da 1000 Touris an einen Ort schleppen und dann auch noch die Fäkalien da verkippen. Wenn ich so einen Ausflug angeboten bekomme gehe ich davon aus, dass das für die Natur ok ist, wenn ich da nur rumschnorchele, mein Geschäft an Bord mache und nicht die Fische füttere. Ich käme nie auf die Idee, dass ich durch mein bloße Anwesenheit der Natur schade.

Auch bei den Gräbern ist es die Unwissenheit der Ägypter. Grabräuber, die geplündert haben, Wächter, die für Bakschisch die Touris alles machen lassen, Müll der von den Einheimischen in die Gräber geschüttet wurde, und und und. Auch wenn man heute in die Gräber geht sieht man dämliche Touris, die an den alten Farben rumwischen um zu gucken ob sie echt sind.
Aber du glaubst doch nicht, dass die Wächter dann rummeckern. Nee. Meckern tun dann andere Touristen, die wissen was die da anrichten. Die Wächter haben zum Aufpassen keine Zeit, die drücken den Touris lieber Pappen zum Windzufächern in die Hand, um ihnen dann wegen Bakschisch hinterherzujagen.

Wenn die Bevölkerung ihre Schätze, und dazu zähle ich auch die Natur, mehr zu schätzen wüssten, könnte all das gar nicht passieren.

Es gibt betimmt auch Touris, denen das alles am Arsch vorbei geht, die Korallen abbrechen, die auf dem Riff rumklettern, etc.
ABER DAS IST NICHT DIE MEHRHEIT!
Und es hat auch nix mit AI, Schnorchler, Taucher oder sonstwas zu tun.
Ich finde es gut, dass Du hier versuchst aufzuklären. Aber glaube auch mal ein wenig an das Gute im Menschen. Ich denke, hier sind viele, die die Zerstörung der Riffe verurteilen und sich vorbildlich im Urlaub verhalten.
Ich traue mich mal, mich auch dazu zu zählen (zumindest gebe ich mir Mühe). Aber ich mache auch AI-Urlaub! Und ich bin auch nur ein einfacher Anfänger-Schnorchler. Genauso wie viele andere hier.

Also versuchs mal ohne ständige Vorwürfe.
Klär uns auf, wie wir uns verhalten sollten, klär auch die Ägypter auf, die Du triffst, und wenn Du nur ein paar von uns überzeugst, dann freu Dich und hör auf zu fluchen.

Gruß
Uli