[align=center] nm hat folgenden Bericht geschrieben:[/align]
Bericht über unsere Luxor-Reise vom Mai und Juni 2007
Allgemeiner Eindruck von unserer zweiten Ägypten-Reise nach 5 Jahren:
Ägypten ist ein faszinierendes und geheimnisvolles Land mit der ästhetischsten Malerei, die die Menschheit je geschaffen hat, großartigsten Ingenieur- und Architekturleistungen und - abgesehen von Indien - heutzutage den nervigsten Bewohnern (dies gilt zumindest für diejenigen, die überwiegend mit Touristen zu tun haben).
Abgesehen vom ägyptischen Staat, der für die Vermarktung der alten Kultur Unsummen an Eintrittsgeldern kassiert, viele Bauwerke aber dem Verfall preisgibt und sich aus Prestigegründen lieber mit der Planung eines Super-Museums in Gizeh beschäftigt, sind viele Einheimische zu recht stolz auf die noch existierenden Relikte der ägyptischen Vergangenheit. Dieser Stolz ist unserer Erfahrung nach jedoch sehr oberflächlich, denn wer Einheimische in den Anlagen selbst erlebt, registriert bei ihnen oft wenig Respekt vor diesem großartigen Erbe. Man gewinnt den Eindruck, sie verstehen - offenbar durch ihren islamischen Background bedingt - genaugenommen das dahinterstehende Weltbild ebensowenig wie seine symbolischen Zusammenhänge. Für diejenigen, die in den archäologischen Stätten arbeiten, sind die Artefakte oft lediglich nur eine willkommene Quelle, um Bakschisch zu fordern.
(vgl. Sakkara vor 5 Jahren: look mister! - cow! - 10 Dollar!)
Leider nehmen die unvorbereiteten und unbedarften Besucher auf Nilkreuzfahrt und Ballermänner, die ausufernde Gelage am Roten Meer mit einem Luxor-Besuch verbinden und sich ohne jegliches Verständnis der Kultur durch archäologische Stätten führen lassen, zu. Da beide Gruppen in der Regel von der Existenz des Gesehenen vorher keine oder kaum eine Ahnung hatten, können sie nach den Besichtigungen auch nicht viel mit nach Hause nehmen, weil sie das, was sie gesehen haben, weder verstehen, noch einordnen können.
Fall 1: Bei der Landung in Luxor stand am Immigrationschalter hinter uns ein Paar aus dem Raum Kempten und die Frau schlug zur Verkürzung der Wartezeit einen Schmalspur-Reiseführer oberflächlichster Art auf, um sich auf die anstehenden Besichtigungstouren „vorzubereiten“, als ob so etwas zwischen Tür und Angel möglich wäre.
Fall 2: So fragte mich doch allen Ernstes eine fasziniert vor einer Thutmosis IV. - Statue im Luxor-Museum stehende ältere britische Touristin...whow - is this the Mosis of the bible?
Kommentar in beiden Fällen überflüssig!
Trotz alldem ist Ägypten immer wieder eine Reise wert, wenn auch nicht jedes Jahr, denn die Welt ist voller schöner Ecken.
Diesmal haben wir uns Luxor, Theben-West, Abydos und Dendera vorgenommen, nachdem wir bereits die Region Kairo und den südlichen Bereich bis nach Dashur sowie die Gegend um die Oase Bahariya bereist haben.
Wegen der Kürze des Aufenthalts war leider kein Abstecher mehr nach Assuan und Abu Simbel möglich.
Luxor:
Taxi vom und zum Flughafen
Neuankömmlingen wird versucht, für die Fahrt in die Stadt 30 € abzuzocken. Der Normalpreis liegt bei LE 30; jedenfalls haben wir nach längerem Pallavern für die Hinfahrt LE 50 und für die Rückfahrt zum Flughafen LE 30 bezahlt.
New Pola Hotel
Die folgenden Aussagen sind nach unseren subjektiven, persönlichen Erfahrungen zusammengestellt und sollen keine generelle und objektive Bewertung darstellen.
Das Hotel ist relativ neu (im linken Bereich der Lobby wird noch gebaut) und liegt in der Khalid-bin-el-Walid-Straße südlich des Zentrums, knapp 200 m schräg gegenüber des Hotels St. George. Es verfügt über insgesamt ca. 80 Zimmer. Auf dem Dach befindet sich neben dem Pool ein Dachrestaurant, das zum Zeitpunkt unseres Besuchs nicht bewirtschaftet war. Von der Dachterrasse aus hat man einen wunderschönen Blick über den Nil und nach Theben-West. Man sieht u. a. auch Medinet Habu und den Hatschepsut-Tempel. Richtung Norden kann man den nur ca. 1 km entfernten Luxor-Tempel erblicken.
Für den, der einen guten Fernblick haben möchte, kommen ausschließlich die Zimmer auf der Westseite in Frage, wobei die unteren Stockwerke vermieden werden sollten, da die gegenüberstehenden Bäume den Blick versperren. Die Zimmer sind geräumig, verfügen alle über Balkone und getönte Scheiben, Kühlschrank sowie eine programmierbare Air-Condition. Der Sanitärbereich in unserem Zimmer machte bereits einen betagten Eindruck. Die Armaturen waren ziemlich schlampig installiert und die Versorgung mit Warmwasser in der Dusche war oftmals Glückssache. Auch wenn die Zimmerreinigung eher oberflächlich war, legten die Zimmermädchen sehr viel wert auf exzessive Faltung der Handtücher zu allen möglichen Figuren, wobei sie auch unsere Handtücher mit einbezogen. Bei diesen überflüssigen Aktivitäten wurde auch nicht davor zurückgeschreckt, z. B. die Kopfkissen mit unseren T-Shirts und Hüten zu verkleiden.
Das im Übernachtungspreis von US$ 25 enthaltene Frühstück, wenn man es denn so nennen will, wird im Restaurant direkt hinter der Lobby in Buffetform serviert. Dieser dunkle Raum mit niedriger Decke ist angesichts seiner Lage im Parterre und einer in unmittelbarer Nähe angrenzenden Hauswand sehr dunkel und erinnert eher an eine Grabkammer. Der übliche Tut-ench-Amun-und-Co.-Kitsch schmückt die Wände. Das lieblos arrangierte Frühstück bestand aus undefinierbaren Wurst- und dubiosen Käsescheiben, ein paar aufgeschnittenen, überwiegend matschigen Tomaten, gekochten Eiern und diversen Müslis. Durch die Kaffeekanne wurden immerhin einige Bohnen handverlesen geschossen, die Milch war so mit Wasser gestreckt, dass man hindurchschauen konnte. Auf den künstlichen O-Saft haben wir verzichtet.
Ein Segen ist es, dass sich das Hotel St. George nicht weit entfernt befindet. Dort ist das Frühstücksbuffet zwar relativ teuer, dafür bekommt man aber auch etwas für sein Geld. Das Ambiente ist ansprechend, der Service aufmerksam und alles ist liebevoll arrangiert.
Das New-Pola-Personal an der Rezeption ist ägyptisch-lethargisch desinteressiert und auf Auskünfte, die man dort erhält, sollte man nicht allzu sehr vertrauen. Besonders ärgerlich war, dass wir die in der Mailbestätigung versicherte Zahlung per Kreditkarte vergessen konnten, weil das einzige vorhandene Lesegerät angeblich nicht funktionierte. So mussten wir vor dem Auschecken nochmals unter Zeitdruck Geld auf der Bank tauschen.
Nicht nur in diesem Hotel sollte man beim Herausgeben das Wechselgeld genau nachzählen, denn Betrugsversuche sind dabei eher die Regel als die Ausnahme. Auch ist uns aufgefallen, dass man in diesem Hotel immer wieder versucht hat, für eine simple Flasche Wasser verschiedene Preise zu verlangen!
Alles in allem ein Hotel in dem man für ein paar Tage nach ermüdenden Besichtigungen sein Haupt betten kann - darüber hinausgehende Ansprüche sollte man aber möglichst nicht haben.
Restaurants
Luxor
Da beide Restaurants im New Pola nicht zum Verweilen einluden, haben wir uns während unseres Aufenthalts überwiegend auf das Marriott nördlich des Luxor-Tempels an der Uferpromenade sowie das St. George verlegt.
Theben-West
Die Restaurants auf der Westseite im Bereich der Fähr-Anlegestelle haben wir nur von außen in Augenschein genommen. Bis auf eine Ausnahme machten sie einen ziemlich schmuddeligen Eindruck, so dass wir auf einen Besuch verzichtet haben.
Geheimtipp Al Moudira: Dieses wunderschön gestaltete Restaurant liegt leider unheimlich weit im „Outback“ und wenn man den Taxifahrer nicht warten lässt, hat man kaum eine Chance nachts wieder zurück zu kommen. Die Qualität der dort angebotenen pseudo-französischen Cusine ist gut und das Preisniveau liegt auf gleicher Höhe wie in Europa. Ob es sich lohnt, den Ausflug dorthin zu machen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir jedenfalls haben es bei einem Besuch bewenden lassen. In Luxor konnten wir mit weniger Aufwand und wesentlich preisgünstiger insgesamt gesehen besser essen.
Archäologische Sites
Luxor
Der Luxor-Tempel und die riesige Anlage in Karnak lohnen mehrere Aufenthalte; wegen des unterschiedlichen Lichts auch zu verschiedenen Tageszeiten.
Theben-West
Das Tal der Könige ist trotz der ungläubig staunenden Massen, die dort durchgepeitscht werden, ebenfalls mehrere Besuche wert, vor allem die frühen Gräber lohnen sich, wie z. B. Amenophis II. (KV 35), Thutmosis III. (KV 34) und Thutmosis IV. (KV 43). Zum Vergleich der sich verändernden symbolischen Ausgestaltung und der Entwicklung im Grabbau, bieten sich einige der Gräber aus späteren Epochen an. Bedauerlicherweise ist das Sethos I.-Grab bis auf weiteres geschlossen.
Das vom Eintrittspreis her gesehen unverhältnismäßig überteuerte Tut-Grab muss man nicht unbedingt gesehen haben und das Tal der Königinnen lohnt ebenfalls kaum; vor allem, weil das dortige Highlight, das „Never“tari-Grab wahrscheinlich „never again“ geöffnet wird. Das West-Valley haben wir aus Zeitgründen nicht besucht.
Gräber der Noblen
Die Grabanlagen in Kurna sind entweder überhaupt nicht oder nur äußerst dürftig ausgeschildert und oftmals ohne die bakschischgeifernden Kinder der Grabräuber überhaupt nicht zu finden. Sie bilden jedoch einen sehenswerten Kontrast zur meist steifen Symbolik im Kings Valley. Vor allem das Grab von Ramose, wo viele Stilelemente der Echnaton-Zeit und unheimlich feine Arbeiten an den Perücken zu bewundern sind, sollte man nicht versäumen sowie die einzigartigen und wunderschönen Malereien im Menina-, Sennefer- und Nacht-Grab. Beeindruckt hat uns u. a. auch die geheimnisvolle Akustik im Rechmire-Grab.
Hatschepsut-Tempel
Der gesamtarchitektonische Eindruck der Anlage beeindruckt trotz des teilweise jämmerlichen Zustands der Bausubstanz auch heute noch. Leider hat die Punt-Wand aber mittlerweile derart gelitten, dass man darauf nur noch mit Mühe die einzelnen Szenen erahnen kann, die man so schön in alten Bildbänden sieht.
Deir-el-Medina
Diese wenig besuchte Anlage ist auf jeden Fall einen Besuch wert; vor allem die drei Gräber, die derzeit dort geöffnet sind (Paschedu, Inherkau und Sennedjem). Sie sind zwar kleiner als die Gräber in Kurna, bieten jedoch hinsichtlich der Malerei ebenfalls einiges, auch wenn die Qualität der Arbeiten nicht an die Anlagen von Nacht, Sennefer oder Menina heranreicht. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren wir die einzigen Interessenten vor Ort und es musste wie bei den Gräbern von Roy und Schuroy extra für uns aufgeschlossen werden.
Medinet Habu
Sehenswert neben der eigentlichen Tempelanlage sind die südlich anschließenden Ruinen des Palasts von Ramses III. Sie vermitteln mit etwas Fantasie einen guten Eindruck von den damaligen Wohnverhältnissen der oberen Zehntausend.
Malkata + Birket Habu
Offenbar gehörten wir zu den Exoten (oder aus Sicht der Ägypter Verrückten), die sich für diese Anlage ernsthaft interessierten. Jedenfalls fand unser Driver erst nach längerem Fragen den Weg dorthin, da er angeblich in den letzten 25 Jahren noch niemanden dorthin fahren musste!
Bedauerlicherweise sind außer den Grundmauern nur noch kleine und kleinste Scherben und Stuckbröckchen vom Palast Amenophis III. übrig, aber die flächenmäßige Ausdehnung der Gesamtanlage beeindruckt immer noch. Sehr gut ist noch der künstliche, heute wasserlose und früher durch einen Kanal mit dem Nil verbundene See östlich der Palastanlage zu sehen, auf dem sich einst Teje herumschippern ließ.
Abydos
Konvoibedingt kommt man aus Luxor um ca. 10:00 Uhr an und hat dann nur lächerliche 2 Stunden für den Tempel von Sethos I. Zeit, obwohl man für eine intensive Besichtigung wesentlich mehr bräuchte. Offenbar waren aber die übrigen Mitankömmlinge aus dem Konvoi anderer Ansicht, denn nach etwa einer halben Stunde waren wir so ziemlich alleine in der Anlage, die eine wunderbare Ausstrahlung besitzt. Der Umstand allerdings, dass einige Gruppen von Einheimischen in verschiedenen Bereichen herumgelungert sind und sich lautstark unterhalten haben, hat viel von der Atmosphäre dieses spirituellen Ortes kaputt gemacht. Dass man uns die Königsliste nicht in Ruhe anschauen ließ, versteht sich fast schon von selbst. Einzig in den Kapellen hinter dem Säulensaal fanden wir etwas Ruhe und Besinnung. Trotz der auf Kopten und islamische Vandalen zurückzuführenden Beschädigungen der Malereien, sind noch viele sehenswerte Wandbildnisse vorhanden, die einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würden, aber der Konvoi um 12:00 Uhr nach Dendera ruft und wir sind eh schon wieder mal die letzten...
Dendera
Nach 1 ½ Stunden ist Dendera erreicht und wir erleben eine ähnliche Situation wie in Abydos. Nach gut 20 Minuten sind wir - von ein paar herumkrakeelenden Einheimischen abgesehen - alleine; die übrigen Besichtiger warten bereits wieder gelangweilt im Cafe auf die Rückfahrt.
Der Hathor-Tempel mit seiner gewaltigen Säulenhalle lässt in künstlerischer Hinsicht erkennen, dass zum Zeitpunkt seiner Errichtung bereits viele Grundlagen der alten Kultur nicht mehr verstanden wurden. Dies machen besonders die bildlichen Darstellungen deutlich. Hinzu kommt, dass die Reliefs und Malereien derart systematisch zerstört worden sind, wie wir es kaum anderenorts gesehen haben. Außerdem haben offene Feuerstellen während der jahrhundertelangen Bewohnung der Anlage eine dicke Rußschicht an Wänden und Decken hinterlassen, die kaum noch zu entfernen ist. Der Vorteil dieses Tempels ist allerdings, dass das Dach noch intakt ist und man es auch betreten kann.
Auch hier reicht die Zeit definitiv nicht, um sich in Ruhe alles ansehen und den Raum auf sich wirken lassen zu können, denn um 15:30 Uhr fährt der Konvoi ja bereits wieder zurück. Von unserem Fahrer über die Uhrzeit falsch informiert waren wir natürlich auch hier wieder mal die letzten.
Ein abschließendes Wort zum Thema Alabaster
Finger weg vom Alabaster, der in dem kleinen Kaff zwischen Roy-/Schuroy-Grab und der Abzweigung zum Hatschepsut-Tempel angeboten wird! Die Qualität des Materials ist jenseits von gut und böse und die angebotenen Stücke sind hoffnungslos überteuert. Fehler bei der Herstellung von Schüsseln oder Schalen werden prinzipiell mit Wachs ausgebessert. Wir haben kein einwandfreies Stück gefunden! In mehreren Fällen wurden uns auch Schalen angeboten, die praktisch nur aus Steinsplittern bestanden, die durch Wachs zusammengehalten werden. Legt man so ein Teil zuhause dann in die Spülmaschine, liegen nachher nur noch einzelne Stückchen unten am Auffangsieb, denn das Wachs dürfte sich bereits bei relativ geringen Temperaturen auflösen.
Offenbar halten die Einheimischen jeden Ausländer für unterbelichtet und glauben deshalb, dass sie ihm selbst noch den schlimmsten Schund zu exorbitanten Preisen verkaufen können. Wir haben in diesem Räubernest genügend unbedarfte Touristen gesehen, die sich von den Überredungskünsten der Verkäufer einlullen ließen.
Persönlicher Tipp: Wer Alabaster in erstklassiger Qualität kaufen will, sollte das in Europa tun, nämlich in der nördlichen Toskana, vor allem im Bereich Volterra. Dort stimmt nicht nur die Qualität, sondern auch der Preis und außerdem ist der feine, weiße Alabaster der Toskana im Vergleich zum in Ägypten angebotenen auch optisch eine Augenweide.
Den Beitrag für Kommentare und Fragen zu diesem Bericht findet ihr hier:
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