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Auf einer Zeitreise in die Vergangenheit

Verfasst: Mi 17 Sep, 2003 02:21
von Osiris
Ägypten im Zeitraffer. Dahingleiten auf dem Nilkreuzschiff, staunen bei den Pyramiden und allen anderen Wundern, die in diesem Land so üppig zu finden sind.

Und wenn Sie wieder kommen, fragen Sie nach mir. Vergessen Sie meinen Namen nicht, ich heiße Nas." Die Augen des Kellners blitzen auf, seine Zähne weiß wie in der Werbung, seine Haut tiefbraun wie türkischer Kaffee.

Versprochen, Nas, ich komme wieder. Zu dir auf das Schiff, nach Luxor, zu den Tempeln, nach Kairo, zu den Pyramiden. Ägypten, dieses Weltwunder der Antike. Wo fängt man an, wo hält einen die Erinnerung mehr als nur einen Augenblick fest, welche Farben, welche Gerüche, welche Bilder? Doch, es sind die Pyramiden. Machtvoll und gewaltig ruhen die Pharaonengräber am Stadtrand von Kairo, die höchste so hoch wie der Schloßberg in Graz. Und noch immer nur Thesen und Theorien, wie denn das alles möglich war vor viereinhalb tausend Jahren: Die Cheopspyramide aus zweieinhalb Millionen Steinquadern, jeder zweieinhalb Tonnen schwer, gebaut in etwa 25 Jahren. Alle sieben Minuten ein Block abgebaut, hingeschafft, zugeschnitten und aufgetürmt für die Ewigkeit.

Danke Cheops & Co. Das alles, weil den Pharaonen das Leben auf der Erde nicht genügte und sie derart monumental zu den Göttern strebten. Danke, Cheops, Chefren und Mykerinos. Und danke Sphinx für die verlässliche Bewachung über Jahrtausende hinweg. Heute kommen täglich tausende aus aller Welt "Pyramiden schauen" und niemand scheut sich mit offenem Mund und weit nach hinten gebeugtem Kopf diese Weltwunder zu bestaunen.

"Looki, looki", rufen die Händler und sie tun es unentwegt und hartnäckig. Und meistens, irgendwann, gibt man sich geschlagen. Auf dem Redaktionsschreibtisch steht jetzt ein Pyramidchen aus durchsichtigem Plastik, drinnen ruht die Sphinx und dreht man es um, wirbelt güldener Wüstenstaub auf. So kitschig, fast schon Kult. Hat aber unbedingt sein müssen.

Später auf dem Nilkreuzfahrtschiff "Mirjam" von Luxor nach Assuan. Du sitzt beim Essen oder tratscht lange bis in die späte Nacht oben auf dem Deck und nichts, überhaupt nichts deutet darauf hin, dass du dich auf einem Schiff befindest. Es ist so, als ob das Ufer des Nils, dieses satte Grün, wie eine Kulisse vorbeiziehen würde. Keine Welle trifft das Schiff, kein Schaukeln, nur sanftes Dahingleiten mit 15 Stundenkilometern durch diese 6000 Kilometer lange Oase. Jetzt werden die Datteln geerntet, auch die Bananen, Gemüse ohnehin ständig. Die Häuser der Bauern wie kleine Würfel mit winzigen Fenstern und die Kinder am Ufer, sie winken mit beiden Armen und rufen fröhlich "I love you". Die metallene Stimme des Muezzins schwabbt herüber zum Schiff und die Menschen in ihren bodenlangen Hemden eilen zum Gebet.

Glanzstück der Antike. Und immer wieder hält das Schiff. Die gigantische Tempelanlage Karnak bei Tag und erst recht bei Nacht: Eine Ton-Licht-Show lässt die Geschichte des alten Ägypten auf beeindruckende Weise erblühen und in Gedanken versonnen kehrt man zurück auf das Schiff. Wie damals das Leben wohl wirklich gewesen sein mag? Diese Zeitreise 4000 Jahre zurück in die Vergangenheit auch beim Tal der Könige oder beim Tempel der Pharaonin Hatschepsut, ein architektonisches Glanzstück der Antike, so modern, es hätte auch heute gebaut worden sein. Ebenso grandios die Reliefs am Tempel in Edfu.

Wieder auf dem Schiff. Die Dämmerung taucht die Wüste in ein unendlich sanftes, weiches Licht. Etwas später, wenn das Glutrot der Sonne nur noch zart schimmert, zeichnen die Palmen und Dörfer am Ufer im Gegenlicht tiefschwarze Konturen.

Versprochen, Nas, ich komme wieder.



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