Neuer Technologiepark in Ägypten

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Karnak
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Neuer Technologiepark in Ägypten

Beitragvon Karnak » Fr 12 Mär, 2004 23:40

Ägypten
High Tech in Sichtweite der Pyramiden

"Smart Village": Nahe Kairo entsteht der größte Technologiepark Nordafrikas

Kairo - Wer von der berühmten Cheops-Pyramide in Richtung Alexandria fährt, sieht nach rund 25 Kilometern rechts von der Straße im Wüstensand eine Gruppe großer neuer futuristisch anmutender Gebäude aus weiß getünchtem Beton mit blauen Glas-Fassaden. Hier, vor den Toren der vom Smog geplagten 17-Millionen-Stadt Kairo entsteht auf einer Fläche von mehr als 121 Hektar der größte Technologiepark Nordafrikas. Microsoft ist mit einem kleinen Telefon-Beratungszentrum für Software-Entwickler bereits eingezogen. Auch die Telekommunikationskonzerne Alcatel und Vodafone wollen hier ihre Firmenschilder anbringen.

Die Direktmarketing-Firma Merkur, eine Tochter der Deutschen Post AG, lässt hier in einem Call-Center der ägyptischen Firma Xceed seit vergangenem Dienstag Adressenlisten überprüfen. Insgesamt sechs Männer und Frauen sitzen hier für Merkur am Telefon. Einige der Frauen tragen Kopftuch und lange Gewänder, andere Jeans. Sie haben deutsche Schulen in Kairo besucht und sprechen akzentfrei Deutsch. "Das ist nur ein kleiner Auftrag, aber wir verhandeln mit Xceed auch über ein großes Projekt, bei dem Arabisch gefragt ist", sagt Jens Reichenbach, bei Merkur verantwortlich für Call-Center. Neben den Deutsch sprechenden Mitarbeitern sitzen im Großraumbüro Ägypter, die Anfragen von Kunden der staatlichen ägyptischen Telefongesellschaft beantworten. Andere versuchen am Telefon auf Englisch, Waren an Menschen in den USA zu verkaufen.

"Ein Call-Center-Mitarbeiter bekommt in Ägypten umgerechnet zwischen 400 und 550 Euro pro Monat, das ist ungefähr ein Drittel der Lohnkosten, die man in Deutschland hätte", sagt der Xceed-Vorsitzende Adel Danisch. "Außerdem bekommen sie für dieses Geld in Kairo nicht eine studentische Aushilfe, sondern einen Universitätsabsolventen".

Das "Smart Village" gehört zu 20 Prozent dem ägyptischen Staat und zu 80 Prozent privaten Investoren. Damit ist der Technologiepark, in dem nach der Vorstellung der Regierung eines Tages 30.000 Menschen arbeiten sollen, das erste Großprojekt des Landes, bei dem Staat und Wirtschaft als Partner auftreten. Firmen, die sich hier zwischen künstlichen Mini-Seen, Palmen und stark bewässertem Rasen ansiedeln wollen, können entweder selbst bauen, ein Gebäude kaufen oder einfach nur Büroflächen mieten. Direkt nebenan baut das Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie, das zusammen mit seinen untergeordneten Behörden von der Innenstadt hierher umziehen soll.

Doch so eindrucksvoll das "Smart Village" auch aussieht mit seiner pharaonisch angehauchten Architektur, der Wettbewerb ist hart. Denn während in Ägypten noch Kabel verlegt wurde, hatten sich zahlreiche Weltkonzerne bereits in der Dubai Internet City, einer E-Business-Freihandelszone in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) niedergelassen. Die Ägypter wissen auch, dass ihre ausufernde Bürokratie und der berüchtigte Filz auf Investoren abschreckend wirkt. Deshalb versprechen Vertreter des Technologieministeriums nun jedem Ausländer, der Interesse am "Smart Village" bekundet, Hilfe beim Weg durch den Genehmigungsdschungel.

dpa
12.03.2004 - aktualisiert: 12.03.2004, 12:24 Uhr

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