Der Gesamteindruck war, dass es zu aller erst in den touristischen Bereichen absolut leer und ausgestorben ist. In den Wohngebieten der Ägypter ist die Lage natürlich anders, denn die Menschen sind ja nicht verschwunden. Aber dort, wo man sich als Tourist normalerweise aufhält, war es erschreckend menschenleer. Hier die Corniche als Beispiel. Wer schonmal zu normalen Zeiten in Luxor war der weiß, dass es so unglaublich leer nur in Ausnahmefällen (z.B. nach dem Hatshepsutmassaker) war.
 
 
 
 
In den Sehenswürdigkeiten sah es nicht anders aus. Überall waren ganz vereinzelt Besucher, wenn überhaupt. Das ist natürlich für den Besuch eine ziemlich tolle Sache, weil man weniger Disneyland und Trubel hat und mehr Ruhe und Platz, den Ort auf sich wirken zu lassen. Auch die Gafire waren relativ zurückhaltend bzw. sehr freundlich und erlaubten auch, den ein oder anderen Bereich anzuschauen, der sonst nicht zugänglich ist (z.B. in Karnak). An dieser Stelle vielleicht auch ein Hinweis zum Bakschisch, welches wieder auf einem vernünftigen Niveau angekommen ist. Wo sonst Geschrei ist, wenn man keine 50 Pfund geben will, war man mit 5 Pfund sehr zufrieden und glücklich. Entgegen der Vermutung war es nicht ganz furchtbar, wenn man nicht in der Touristenmasse untergehen kann und sich alle Gafire auf einen stürzen. Es war eigentlich sehr entspannt, die Gafire schienen eher gar nicht auf Besucher eingestellt.
Ein paar Beispielbilder von Memnon, Medinet Habu, Hatschepsut, Tal der Könige (Parkplatz und Besucherzentrum) und dann Karnak - damit ihr euch die Besuchermengen vorstellen könnt. Alles natürlich zu normalen Besuchszeiten aufgenommen und repräsentativ für den ganzen Tag.
 
 
 
 
Da so wenige Besucher in Luxor sind, ist natürlich die Haupteinnahmequelle der Menschen quasi weggefallen. Ich konnte nicht feststellen, dass Hotels ganz geschlossen sind (habe natürlich auch keinen Rundgang gemacht). Aber die kleinen Hotels fahren mit der Minimalstbesetzung, d.h. viele Leute haben derzeit schlicht keine Einnahmen weil keine Arbeit. Felukken, Motorboote und Nilkreuzfahrtschiffe liegen größtenteils fest vertäut am Ufer. Ich sah ein Nilkreuzfahrtschiff fahren - ein einziges und ich konnte an Deck bei der Abfahrt keine Menschen sehen.
 
 
Dramatisch ist die Lage natürlich für die Pferde der Kaleschenfahrer. Weil die keine Einnahmen haben, ist bei vielen Tieren deutlich zu erkennen, dass die abgemagert sind. Viele Tiere bekommen also zu wenig Futter, weil die Fahrer es sich schlicht nicht leisten können (das sagen sie zumindest). Ein besonders krasses Beispiel im folgenden Bild - allerdings war das schon ein ziemlicher Extremfall. Normal war es nicht so schlimm.
 
Entgegen der Erwartung, dass sich die Bootskapitäne und Kaleshenfahrer und Taxifahrer jetzt auf die Besucher stürzen, war es im Vergleich zu normalerweise eher ruhig. Natürlich gab es das übliche Generve, aber viele Leute waren meiner Beobachtung nach gleich zu hause geblieben. D.h. die Zahl der nervenden Personen war deutlich geringer als sonst. Und der Ton war ein anderer, es war eher bettelnd und nicht so aggressiv wie früher. Natürlich gab es einige unschöne Situationen in dem Sinne, dass man nicht überall helfen kann. Einmal Kaleshe fahren um dem Tier Futter zu beschaffen kann man ja machen, aber nicht den ganzen Tag hin und her fahren. Ich musste manchmal aufpassen, nicht ein schlechtes Gefühl zu bekommen, wenn ich den Nächsten abwimmeln musste. Man will ja helfen, aber niemand kann allein die Lage für alle retten. Das musste ich mir immer wieder sagen. Denn das Leid ist schon groß.
Da wenig Leute derzeit zu tun haben, fährt auch die Fähre seltener als normal. Alle halbe Stunde ist schon eine gute Frequenz, die Überfahrt kann mitunter 45 Minuten dauern.
 
In Restaurants war teils nicht mal eine Flasche Wasser vorhanden, es musste erst jemand losgeschickt werden, um eine zu kaufen. Die Preise waren völlig in Ordnung (was natürlich nicht heißt, dass niemand übers Ohr gehauen werden kann.) Das galt übrigens auch bei Taxis, die endlich mal wieder auf ein normales Preisniveau herunter sind. Beispiele:
Luxortempel - Passportoffice oder Karnak 5 LE
Fähre - Ticketoffice 5 LE
Fähre - Tal der Könige 10 LE
Ein paar Worte noch zur Sicherheitslage: Ich hatte ja schon in anderem Thema geschrieben, dass alles absolut ruhig war und ich mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt habe. Ich denke, man kann derzeit ohne Bedenken nach Luxor fahren. Ausflüge in die Umgebung und insbesondere nach Abydos kann ich nicht recht beurteilen, aber zumindest in Luxor und auf der Westbank scheint es derzeit keine Probleme zu geben. An wichtigen Punkten sind die Sicherheitskräfte vertreten, so z.B. am Ende der Corniche am Iberotel mit einem Panzer. Auch vor dem Winter Palace steht einer und passt auf, dass es zu keinen Problemen kommt.
 
Die Soldaten waren sehr höflich und freundlich, man braucht keine Bedenken zu haben. Allerdings sollte man natürlich den Anweisungen ggf. Folge leisten und fragen, ob man ein Foto machen darf.
An den Sehenswürdigkeiten war wie gewohnt Touristenpolizei, am Polizeicheckpoint auf der Westbank die übliche Besetzung - sie hat wieder begonnen zu arbeiten. Eine positive Entwicklung nach den letzten 2 Jahren.
Luxor gibt sich derzeit alle Mühe, Touristen wieder anzulocken. So gab es ein Event vor dem Karnaktempel, zu dem ich auch gegangen bin. Es ging natürlich darum zu sagen, dass Luxor sicher ist und die Touristen zurückkommen sollen.
 
 
 
Bei der Veranstaltung gab es Folkloretänze und verschiedene Gruppen führten kleinere Acts auf. So gab es Breakdance, der Karateclub zeigte sein Können.
 
 
Natürlich gab es auch verschiedene Reden, u.a. vom Gouverneur. Der sagte kurz zusammengefasst: Luxor ist die Wiege der Zivilisation, Luxor ist sicher, Luxor wartet auf Touristen, Touristen welcome back, Luxor tut alles, um den Aufenthalt für seine Besucher zum Erlebnis zu machen. Und Luxor sendet die Botschaft von Liebe und Frieden in die Welt. Dann wollte sich der Gouverneur gern noch mit den Karatekindern fotografieren lassen...
 
 
Auch da war ein (angeblich) bekannter Sänger aus Kairo, der kurz sang und erklärte, Al Sisi sei cool - das brachte ihm den größten Applaus des Tages ein. Zum Abschluss konnte man dem Sänger (Mitte) und dem Gouverneur (links) Fragen stellen.
 
Fazit: Wer möchte, kann meiner Meinung nach derzeit unbesorgt nach Luxor fahren und wird mit leeren Sehenswürdigkeiten belohnt.







