Beitragvon Daniel Jackson » So 20 Feb, 2011 14:41
Danke Sissi für den sehr aufschlussreichen Link zu den Bloggervorbereitungen. Das wusste ich so bislang nicht.
Ich möchte auch nochmal meinen Senf zur Plünderungsdebatte beitragen:
Es hätte schlimmer kommen können. Der bekannte Schaden ist katastrophal, aber offenbar glücklicherweise begrenzt. Das einer höheren Macht zuzuschreiben mag berechtigt sein, z.B. weil das brennende NDP-HQ nicht auf das ägyptische Museum gestürzt ist. Andererseits ist der offenbar verhältnismäßig begrenzte Schaden vor allem auf eins zurückzuführen: Die vielen großartigen Menschen in Ägypten, die teilweise trotz bitterer Armut und schlechten Löhnen ihre Monumente beschützt und gerade nicht geplündert haben. Diese Menschen verdienen unseren höchsten Respekt!
Man kann auch ganz nüchtern feststellen, dass die Menschen u.a. dort ihre Monumente geschützt haben, wo diese zu ihrem Lebensunterhalt beitragen. Bestes Beispiel ist Luxor, was ohne den Tourismus nichts wäre. Aber das wird man kaum flächendeckend so sagen können. In Kairo hat man schön gesehen, dass viele Menschen diesen wichtigen Teil der eigenen Geschichte auch deshalb schützen, weil sie stolz darauf sind. Bei allem, was man Zahi Hawass vorwerfen kann und muss ist das als großer Verdienst anzurechnen. Da hat er gute Arbeit geleistet, denn diese Einstellung gab es ja nicht schon immer. Wie lange wurden Tempel abgebrochen, um mit den Steinen Moscheen, Klöster oder Polizeistationen zu bauen?
Klar ist aber auch, dass die Monumente dem Land viel Geld einbringen und viel zu wenig davon in ihre Erhaltung und Sicherung fließt. Das ägyptische Museum ist ein gutes Beispiel dafür. Klimaanlage, Alarmanlage, Überwachungskameras, "Forschung" im Kellergeschoss, Bezahlung des Wachpersonals usw. sind nur wenige Stichpunkte für den dringenden Handlungsbedarf. An anderer Stelle muss man nur schauen, wer die Grundwasserabsenkung in Luxor bezahlt - vor allem ausländische Geldgeber. Das Grundproblem ist einfach, dass die Geldmaschine laufen muss, um Polizei, Subventionen u.a. zu finanzieren. Das ist auch eine Frage der Staatsform. Eine Demokratie würde vielleicht auch nicht so viel Polizei brauchen und könnte sich statt dessen z.B. mehr Restauratoren oder Gafire leisten. Oder eben Tempel restaurieren, das Museum aufmotzen usw.
Ich hoffe, dass sich auch in diesem Feld die dringend benötigte Veränderung einstellt. Wenn das Museum wirklich so viel Geld am Tag abwirft, wie geschrieben wurde, dann gibt es keinen Grund, warum z.B. das neue Grand Museum in Giza nicht komplett vom ägyptischen Staat selbst finanziert wird. Gleiches gilt für alle anderen Projekte, wie z.B. das Besucherzentrum im Tal der Könige.