Aktuelle Sicherheitslage für Reisende und UrlauberInnen
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- Weltenbummler
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Hier etwas Grundsätzliches hereinkopiert, was ich gerade schon im Thema "Neustart für die Revolution?" geschrieben habe:
So, ich hab die Schnautze voll. Ab jetzt werde ich nicht mehr über Zusammenstöße, Angriffe auf Polizeistationen o.ä. berichten - solange sie keine besondere Qualität haben. Man kommt ja derzeit gar nicht nach. Vorerst deshalb bitte einfach merken:
1) Jeden Tag könnte hier stehen, dass auf dem nördlichen Sinai Polizeistationen oder andere staatliche Einrichtungen angegriffen werden. Bislang immer mit Gewehren oder Granaten, heute auch mit einer Bombe.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... ree-m.aspx
Die Lage dort wird sich wohl kaum beruhigen, der Nordsinai ist brandgefährlich.
2) Gerade im Delta ist die Lage heikel, auch dort kommt es zu Angriffen auf staatliche Einrichtungen. Besonders heikel ist, dass in Mansura jetzt offenbar eine Bombe mit Zeitzünder verwendet wurde, d.h. man kann auch in einer ganz ruhigen Situation am falschen Ort sein.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... osion.aspx
3) Insbesondere in Kairo, im Delta und in Suez kam es in den letzten Tagen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den zwei Lagern. Wie gerade in den letzten Tagen in Kairo kommt es dabei zum Schusswaffeneinsatz und es gibt Tote und Verletzte. Auch wenn die Zusammenstöße im Umfeld von Demonstrationen oder SitIns auftreten, gibt es wohl keine Garantie, dass es nur dort dazu kommen kann.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... Delta.aspx
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... d,--i.aspx
4) In Kairo kommt es teils zu Schusswaffengebrauch von Unbekannten, die Armeeführt größere Suchaktionen durch und fährt mit APCs durch Wohngebiete. Das berichtete mir gerade ein Freund aus Kairo. Über derartige Aktionen wird in den Medien gar nicht berichtet.
5) Auch in anderen Landesteilen kann es zu Sicherheitsproblemen kommen. Ich verweise nur auf die kürzlichen Berichte aus Luxor von der Westbank.
Fazit:
Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass sich Ägypten hier im Bürgerkrieg befindet. Soweit ich die Lage einschätzen kann, geht das Leben größtenteils seinen ganz gewöhnlichen Gang. Aber die Sicherheitslage ist unübersichtlich, ändert sich schnell und ist insgesamt betrachtet derzeit nicht gut. Solange die zwei großen Lager (Islamisten vs. Rest) nicht irgendwie ins Gespräch kommen, wird sich daran auch nichts ändern. Was passiert, sollte der Staat mit harter Hand gegen die Islamisten durchgreifen, das bleibt abzuwarten. Zusammenfassend ist deshalb sicher richtig, dass das AA von Reisen ins Land abrät (mit Ausnahme der Ressorts am Roten Meer). Zwar braucht das Land dringend Touristen, aber wer derzeit fliegt hat ein deutlich(!) erhöhtes Risiko. Es kann alles gutgehen, aber das Risiko zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein (darum geht es hier, Touristen sind nicht explizit ein Ziel) ist eindeutig vorhanden. Näher kann man das wohl nicht eingrenzen (im Sinne von x % Gefahr). Jedenfalls ist die Sicherheitslage schlechter als je zuvor seit den 1990ern (damals gab es Anschläge auf Touristen), wenn man von den "heißen Revolutionstagen" 2011 absieht.
Noch ein Nachsatz: Das wird nicht immer so bleiben, die Lage entwickelt sich. Wer also für den Herbst gebucht hat, sollte jetzt nicht in Panik verfallen. Man kann schlicht nicht absehen, wie es dann aussieht. Es kann sich alles geregelt haben, wenn die Politik eine Lösung findet...
Auf welcher Grundlage schreibe ich das alles? Ich halte mich über die deutschen und ägyptischen Nachrichten auf dem Laufenden, online natürlich, kenne mich vor Ort wohl inzwischen ganz passabel aus und habe derzeit einen recht guten Draht zu Infos aus Kairo. Aber jede/r möge angesichts der Fakten zu einer eigenen Einschätzung kommen. Da für mich die Lage aber derzeit sehr eindeutig ist, möchte ich mir die erhebliche Arbeit für kleinteilige Infos zur Sicherheit sparen und die Energie lieber auf die wesentlichen Entwicklungen fokussieren.
In diesem Thema vielleicht noch der Hinweis: Ich denke nicht, dass ausreisen muss, wer sich derzeit im Land aufhält. Gerade wer arabisch spricht und sich auskennt kann die Gefahren wohl ganz gut umgehen. Aber für einen ersten Ägyptenurlaub bietet sich die Zeit gerade meiner Meinung nach nicht an. Besonders nicht Kairo.
So, ich hab die Schnautze voll. Ab jetzt werde ich nicht mehr über Zusammenstöße, Angriffe auf Polizeistationen o.ä. berichten - solange sie keine besondere Qualität haben. Man kommt ja derzeit gar nicht nach. Vorerst deshalb bitte einfach merken:
1) Jeden Tag könnte hier stehen, dass auf dem nördlichen Sinai Polizeistationen oder andere staatliche Einrichtungen angegriffen werden. Bislang immer mit Gewehren oder Granaten, heute auch mit einer Bombe.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... ree-m.aspx
Die Lage dort wird sich wohl kaum beruhigen, der Nordsinai ist brandgefährlich.
2) Gerade im Delta ist die Lage heikel, auch dort kommt es zu Angriffen auf staatliche Einrichtungen. Besonders heikel ist, dass in Mansura jetzt offenbar eine Bombe mit Zeitzünder verwendet wurde, d.h. man kann auch in einer ganz ruhigen Situation am falschen Ort sein.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... osion.aspx
3) Insbesondere in Kairo, im Delta und in Suez kam es in den letzten Tagen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den zwei Lagern. Wie gerade in den letzten Tagen in Kairo kommt es dabei zum Schusswaffeneinsatz und es gibt Tote und Verletzte. Auch wenn die Zusammenstöße im Umfeld von Demonstrationen oder SitIns auftreten, gibt es wohl keine Garantie, dass es nur dort dazu kommen kann.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... Delta.aspx
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... d,--i.aspx
4) In Kairo kommt es teils zu Schusswaffengebrauch von Unbekannten, die Armeeführt größere Suchaktionen durch und fährt mit APCs durch Wohngebiete. Das berichtete mir gerade ein Freund aus Kairo. Über derartige Aktionen wird in den Medien gar nicht berichtet.
5) Auch in anderen Landesteilen kann es zu Sicherheitsproblemen kommen. Ich verweise nur auf die kürzlichen Berichte aus Luxor von der Westbank.
Fazit:
Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass sich Ägypten hier im Bürgerkrieg befindet. Soweit ich die Lage einschätzen kann, geht das Leben größtenteils seinen ganz gewöhnlichen Gang. Aber die Sicherheitslage ist unübersichtlich, ändert sich schnell und ist insgesamt betrachtet derzeit nicht gut. Solange die zwei großen Lager (Islamisten vs. Rest) nicht irgendwie ins Gespräch kommen, wird sich daran auch nichts ändern. Was passiert, sollte der Staat mit harter Hand gegen die Islamisten durchgreifen, das bleibt abzuwarten. Zusammenfassend ist deshalb sicher richtig, dass das AA von Reisen ins Land abrät (mit Ausnahme der Ressorts am Roten Meer). Zwar braucht das Land dringend Touristen, aber wer derzeit fliegt hat ein deutlich(!) erhöhtes Risiko. Es kann alles gutgehen, aber das Risiko zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein (darum geht es hier, Touristen sind nicht explizit ein Ziel) ist eindeutig vorhanden. Näher kann man das wohl nicht eingrenzen (im Sinne von x % Gefahr). Jedenfalls ist die Sicherheitslage schlechter als je zuvor seit den 1990ern (damals gab es Anschläge auf Touristen), wenn man von den "heißen Revolutionstagen" 2011 absieht.
Noch ein Nachsatz: Das wird nicht immer so bleiben, die Lage entwickelt sich. Wer also für den Herbst gebucht hat, sollte jetzt nicht in Panik verfallen. Man kann schlicht nicht absehen, wie es dann aussieht. Es kann sich alles geregelt haben, wenn die Politik eine Lösung findet...
Auf welcher Grundlage schreibe ich das alles? Ich halte mich über die deutschen und ägyptischen Nachrichten auf dem Laufenden, online natürlich, kenne mich vor Ort wohl inzwischen ganz passabel aus und habe derzeit einen recht guten Draht zu Infos aus Kairo. Aber jede/r möge angesichts der Fakten zu einer eigenen Einschätzung kommen. Da für mich die Lage aber derzeit sehr eindeutig ist, möchte ich mir die erhebliche Arbeit für kleinteilige Infos zur Sicherheit sparen und die Energie lieber auf die wesentlichen Entwicklungen fokussieren.
In diesem Thema vielleicht noch der Hinweis: Ich denke nicht, dass ausreisen muss, wer sich derzeit im Land aufhält. Gerade wer arabisch spricht und sich auskennt kann die Gefahren wohl ganz gut umgehen. Aber für einen ersten Ägyptenurlaub bietet sich die Zeit gerade meiner Meinung nach nicht an. Besonders nicht Kairo.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com
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Bitte beachten: Heute bis Samstag ist das Eid al-Fitr, das Zuckerfest am Ende des Ramadan. Besonders der heutige Tag ist für die Übergriffe auf Frauen bekannt. Eben bekam ich die Info aus Kairo, dass es bereits zu mehreren Übergriffen auf Ausländer(innen) gekommen ist. Die Innenstadt ist fest in der Hand von ungefähr sechs bis 18 jährigen Jugendlichen, die trötend und etwas anarchisch umherziehen. Wie am Vatertag, nur mit Kindern und Jugendlichen und ohne das Bier - und eben mit sehr viel mehr Menschen. Besondere Vorsicht ist heute angesagt, wenn man sich als Ausländer dort bewegt.
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
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ACHTUNG HINWEIS FÜR LUXOR UND ASSUAN:
Die Sicherheitsbehörden haben die Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, nachdem extremistische Gruppen offenbar mit Anschlägen auf Touristen drohen. Die erhöhte Warnstufe gilt auch für weitere Bereiche Oberägyptens.
http://madamasr.com/content/state-alert ... ypt-cities
Die Sicherheitsbehörden haben die Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, nachdem extremistische Gruppen offenbar mit Anschlägen auf Touristen drohen. Die erhöhte Warnstufe gilt auch für weitere Bereiche Oberägyptens.
http://madamasr.com/content/state-alert ... ypt-cities
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Ägypten-Chaos entzweit die Deutsche Reisebranche
http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... anche.html
Einige Veranstalter fliegen weiterhin nach Misr- andere sagen die Reisen ab. Das sorgt für Zündstoff und Existenzängste bei den Agenturen und Partnern vor Ort. Deshalb gab es wohl ein Gespräch mit dem AA, entweder die Sicherheitshinweise lockern oder Reisewarnung komplett, damit alle Veranstalter gleich verfahren müssen.
Da ist mir doch mal wieder ein kleiner Fehler der Redaktion aufgefallen (siehe den Text unter der Touristin bei den Gizeh Pyramiden)
http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... anche.html
Einige Veranstalter fliegen weiterhin nach Misr- andere sagen die Reisen ab. Das sorgt für Zündstoff und Existenzängste bei den Agenturen und Partnern vor Ort. Deshalb gab es wohl ein Gespräch mit dem AA, entweder die Sicherheitshinweise lockern oder Reisewarnung komplett, damit alle Veranstalter gleich verfahren müssen.
Da ist mir doch mal wieder ein kleiner Fehler der Redaktion aufgefallen (siehe den Text unter der Touristin bei den Gizeh Pyramiden)
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Da ich an anderer Stelle darauf angesprochen wurde, möchte ich nochmal eine aktualisierte Einschätzung der Sicherheitslage abgeben. Ich teile dafür nach Landesteilen auf.
Grundsätzlich bleibt vorwegzustellen, dass sich die Lage seit der gewaltsamen Auflösung der SitIns der Moslembrüder, der Verhängung des Ausnahmezustandes mit nächtlicher Ausgangssperre stabilisiert bzw. beruhigt hat. Größere (also über rund 10.000) Demonstrationen hat es seit zwei Wochen nicht mehr gegeben, Demos sind meist mit hunderten oder einigen Tausend Teilnehmern. Das liegt sicher auch daran, dass die Regierung zu drastischen Mitteln greift, um die Lage mit eiserner Faust in den Griff zu bekommen. Die Tatsache , dass die nächtliche Ausgangssperre inzwischen erst um 23 Uhr (statt anfangs 19 Uhr) beginnt zeigt, dass man die Lage besser im Griff zu haben glaubt.
Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es trotz einiger Hetzerei gegen Ausländer bislang keine Aktionen gegen Touristen gab (es sind aber auch de facto kaum welche da). Auch im Land lebende Ausländer scheinen derzeit keine besonderen Probleme zu haben, wenn man die Berufsgruppe der Journalisten ausklammert.
Ebenfalls muss vorweggestellt werden, dass die Lage sich nach wie vor blitzschnell ändern kann, je nach politischen Ereignissen. Die Entwicklung der letzten zwei Wochen deutet aber klar daraufhin, dass die Moslembrüder derzeit nicht in der Lage sind, größere Proteste auf die Beine zu stellen. Allerdings stehen in den nächsten Monaten ja einige wichtige Termine an: Verfassungsausarbeitung, Verfassungsreferendum, Parlamentswahl, Präsidentenwahl, Prozess gegen Mubarak, Prozess gegen die führenden Köpfe der Moslembrüder und gegen Mursi selbst. Da ist schwer vorhersehbar, wie sich die Lage entwickelt.
Jetzt zu den einzelnen Landesteilen:
Rotes Meer von Hurghada (El Gouna) bis runter in den Süden:
Mir sind keinerlei größere Probleme zu Ohren gekommen, die mich dazu bewegen, heute von einem Hurghada-Urlaub abzuraten. Aber das gilt für heute. Die Entwicklungen kann niemand absehen aber es ist wahrscheinlich, dass es ruhig bleibt. Ich sehe mitunter ein gewisses Risiko, dass sich Radikale auch ans Rote Meer aufmachen könnten, um mit einem Anschlag auf Touristen die neue Regierung zu schwächen. Wie groß das Risiko aber wirklich ist, kann wohl niemand genau einschätzen. Ich glaube aber, dass ein Hotelurlaub am Roten Meer vom Risiko durchaus überschaubar ist.
Rotes Meer am Sinai (Sharm, Dahab etc.):
Es gilt wohl ähnliches wie für das Rote Meer Hurghada. Aber aufgrund der großen räumlichen Nähe zum extrem heiklen Nordsinai sehe ich persönlich das Risiko dort als höher an. Fakten, die das belegen, kann ich aber nicht nennen. Es ist eine subjektive Einschätzung, die auf meinem Unbehagen vor der unübersichtlichen Lage auf dem Sinai beruht. Aus Kairo kam die Info, dass das Katharinenkloster zum ersten Mal seit den 1930er Jahren geschlossen ist. Wohl ein sehr eindrückliches Indiz zur Sicherheitslage dort.
Freunde von mir sind vor ein paar Tagen von Kairo nach Sharm mit dem öffentlichen Bus gefahren und hatten keine Probleme. Ich halte das aber für sehr problematisch angesichts der Überlandfahrt durch den zentralen Sinai, wo es zu einigen Problemen in den letzten Wochen und Monaten kam.
Nord-Sinai:
Täglich kommt es zu Angriffen auf Polizeicheckpoints, die Armee, öffentliche Einrichtungen und Minibusse, die Sicherheitskräfte auf Heimurlaubsfahrt transportieren. Von Bomben über Handgranaten, Maschinengewehre und Ähnliches ist alles dabei. Es kann derzeit nur ein Fazit geben: Umbedingt Finger weg! Wegen der unmittelbaren Nähre würde ich das auch für den zentralen Sinai dringend raten.
Luxor:
Aus Luxor höre ich, dass es seit der Auflösung der MB-SitIns ziemlich ruhig ist. Es gab kleinere Demos und eine größere Schießerei auf der Westbank in Gezira an der Tankstelle. Jetzt ist die Lage wohl wieder ruhig, wie mir von dort berichtet wird. Ich denke, man kann derzeit eine Reise nach Luxor wagen. Es ist sicherlich ein gewisses Risiko, weil niemand weiß, wie sich die Lage entwickelt. Ausflüge in das Umland (Esna, Qena etc.) sind aber nochmal was anderes, dazu gleich. Vielleicht können zu Luxor ja andere noch beitragen?
Aswan:
Aus Aswan habe ich kaum Infos, aber vermutlich ist die Lage in etwa mit Luxor zu vergleichen. Allerdings kam es gestern zu einem drive-by-Shooting auf einen Polizeiposten, bei dem ein Polizist und einer der Angreifer getötet wurden. Aufgrund der unklaren Informationslage möchte ich keine Aussage zu Aswan abgeben.
Mittelägypten:
Die Gegend von Mallawi / el-Minya vermeldet derzeit reihenweise Negativschlagzeilen. Es wurden zahlreiche Kirchen angegriffen, es kommt zu Schießereien etc. Die Devise kann derzeit nur lauten: Finger weg. Auch in Beni Suef kommt es immer wieder zu ähnlichen Problemen.
Aus Qena hörte ich hingegen, dass es dort vor kurzem sehr ruhig war und auch der Tempel in Dendera geöffnet. Ein Freund von mir hatte beim Besuch keine Probleme. Aber ist das eine Garantie? Sicher nicht. Die Lage ist aufgrund des schlechten Informationsflusses (wie aus ganz Mittelägypten) derzeit schwer einzuschätzen.
Rest von Mittelägypten und Fayoum? Schwer einzuschätzen, eher unübersichtlich und unruhig. Ich rate ab.
Oberägypten / Nilkreuzfahrten:
Ich höre keinerlei Infos von dort. Das kann heißen: alles ruhig. Oder eben nicht. Ich mag mich dazu nicht äußern und rate lieber zur Vorsicht. Ich würde derzeit dort nicht hinfahren. Was die Nilkreuzfahrt betrifft, fährt man eben durch diesen Bereich. Schwer, eine Einschätzung abzugeben.
Kairo:
Tagsüber ist die Lage ruhig. Nachts ist Ausgangssperre, es kommt zu einzelnen Angriffen auf die Sicherheitskräfte. Vorgestern bspw. eine Handgranate auf eine Polizeiwache in Giza, vor drei Tagen nachts eine Schüsse auf dem Midan Abdel Moneim Riad am Ägyptischen Museum, wie ich aus sicherer Quelle weiß. Darüber wurde gar nicht berichtet. Entsprechend ist davon auszugehen, dass man viele kleinere Zwischenfälle nicht mitbekommt. Freitags ist die Lage sehr angespannt. Wie ich aus verschiedenen Quellen persönlich höre, geht der Alltag seinen gewohnten Gang. Über Ausflüge zu den Pyramiden etc. konnte ich aber leider nichts in Erfahrung bringen. Schwer einzuschätzen. Bekannt ist, dass Giza eine Hochburg der Moslembrüder ist. In Kerdessa (auf dem Weg nach Sakkara) kam es vor kurzem zu einem schlimmen Überfall auf eine Polizeistation mit übel zugerichteten Toten.
Für Kairo denke ich, dass man als erfahrener Ägyptenreisender hinfahren kann. Nur Nachts ist es nicht angebracht, draußen unterwegs zu sein. Ob allerdings Ausflüge möglich sind, lässt sich nur tagesaktuell beurteilen. Für Menschen ohne Ägyptenerfahrung bzw. ohne Arabischkenntnisse denke ich: vorsichtshalber besser nicht hinfahren. Die Lage ist nicht entspannt, das sollte man ernst nehmen. Freunde von mir dort gehen nicht aus dem Haus, ohne vorher die Nachrichten gecheckt zu haben. Das größte Problem bei Kairo ist sicherlich die Entwicklung der Lage (in Kairo startet ja alles ). Diese kann sehr schnell umschlagen und dann dazu führen, dass die Urlaubswoche quasi im Hotel verbracht werden muss. Insgesamt macht es derzeit deshalb wohl eher weniger Sinn, eine Reise nach Kairo zu planen. Es wäre einfach zu schade für die verschenkten und frustrierenden Urlaubstage.
Delta und Alexandria:
Die Lage ist unruhig und unübersichtlich, immer wieder kommt es zu Problemen und Gewalt. Ich würde derzeit abraten, besonders für alle Unerfahrenen. Vielleicht hat jemand bessere Infos zu Alex, ich bin dort nicht gut vernetzt.
Nordküste und Oasen:
Über Probleme ist mir nichts bekannt. Aber der Infofluss ist schlecht. Vermutlich ist es recht problemlos, weil weit ab vom Schuss. In die Oasen würde ich mich derzeit wagen - nach Bauchgefühl.
Fazit:
Abgesehen vom Roten Meer (und mit Einschränkung Luxor) ist es derzeit meiner Meinung nach nicht sehr ratsam, einen Ägyptenurlaub zu planen. Die Oasen mag ich nicht abschließend beurteilen. Finger weg auf jeden Fall von Mittelägypten, Nordsinai und Delta. Kairo macht derzeit einfach wenig Sinn, weil unvorhersehbar.
Nochmal angemerkt: Alles meine persönliche Einschätzung, die nicht die des Auswärtigen Amtes ersetzen soll oder kann. Und natürlich ohne Gewähr. Jede/r muss selbst recherchieren und eine eigene Meinung bilden.
Grundsätzlich bleibt vorwegzustellen, dass sich die Lage seit der gewaltsamen Auflösung der SitIns der Moslembrüder, der Verhängung des Ausnahmezustandes mit nächtlicher Ausgangssperre stabilisiert bzw. beruhigt hat. Größere (also über rund 10.000) Demonstrationen hat es seit zwei Wochen nicht mehr gegeben, Demos sind meist mit hunderten oder einigen Tausend Teilnehmern. Das liegt sicher auch daran, dass die Regierung zu drastischen Mitteln greift, um die Lage mit eiserner Faust in den Griff zu bekommen. Die Tatsache , dass die nächtliche Ausgangssperre inzwischen erst um 23 Uhr (statt anfangs 19 Uhr) beginnt zeigt, dass man die Lage besser im Griff zu haben glaubt.
Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es trotz einiger Hetzerei gegen Ausländer bislang keine Aktionen gegen Touristen gab (es sind aber auch de facto kaum welche da). Auch im Land lebende Ausländer scheinen derzeit keine besonderen Probleme zu haben, wenn man die Berufsgruppe der Journalisten ausklammert.
Ebenfalls muss vorweggestellt werden, dass die Lage sich nach wie vor blitzschnell ändern kann, je nach politischen Ereignissen. Die Entwicklung der letzten zwei Wochen deutet aber klar daraufhin, dass die Moslembrüder derzeit nicht in der Lage sind, größere Proteste auf die Beine zu stellen. Allerdings stehen in den nächsten Monaten ja einige wichtige Termine an: Verfassungsausarbeitung, Verfassungsreferendum, Parlamentswahl, Präsidentenwahl, Prozess gegen Mubarak, Prozess gegen die führenden Köpfe der Moslembrüder und gegen Mursi selbst. Da ist schwer vorhersehbar, wie sich die Lage entwickelt.
Jetzt zu den einzelnen Landesteilen:
Rotes Meer von Hurghada (El Gouna) bis runter in den Süden:
Mir sind keinerlei größere Probleme zu Ohren gekommen, die mich dazu bewegen, heute von einem Hurghada-Urlaub abzuraten. Aber das gilt für heute. Die Entwicklungen kann niemand absehen aber es ist wahrscheinlich, dass es ruhig bleibt. Ich sehe mitunter ein gewisses Risiko, dass sich Radikale auch ans Rote Meer aufmachen könnten, um mit einem Anschlag auf Touristen die neue Regierung zu schwächen. Wie groß das Risiko aber wirklich ist, kann wohl niemand genau einschätzen. Ich glaube aber, dass ein Hotelurlaub am Roten Meer vom Risiko durchaus überschaubar ist.
Rotes Meer am Sinai (Sharm, Dahab etc.):
Es gilt wohl ähnliches wie für das Rote Meer Hurghada. Aber aufgrund der großen räumlichen Nähe zum extrem heiklen Nordsinai sehe ich persönlich das Risiko dort als höher an. Fakten, die das belegen, kann ich aber nicht nennen. Es ist eine subjektive Einschätzung, die auf meinem Unbehagen vor der unübersichtlichen Lage auf dem Sinai beruht. Aus Kairo kam die Info, dass das Katharinenkloster zum ersten Mal seit den 1930er Jahren geschlossen ist. Wohl ein sehr eindrückliches Indiz zur Sicherheitslage dort.
Freunde von mir sind vor ein paar Tagen von Kairo nach Sharm mit dem öffentlichen Bus gefahren und hatten keine Probleme. Ich halte das aber für sehr problematisch angesichts der Überlandfahrt durch den zentralen Sinai, wo es zu einigen Problemen in den letzten Wochen und Monaten kam.
Nord-Sinai:
Täglich kommt es zu Angriffen auf Polizeicheckpoints, die Armee, öffentliche Einrichtungen und Minibusse, die Sicherheitskräfte auf Heimurlaubsfahrt transportieren. Von Bomben über Handgranaten, Maschinengewehre und Ähnliches ist alles dabei. Es kann derzeit nur ein Fazit geben: Umbedingt Finger weg! Wegen der unmittelbaren Nähre würde ich das auch für den zentralen Sinai dringend raten.
Luxor:
Aus Luxor höre ich, dass es seit der Auflösung der MB-SitIns ziemlich ruhig ist. Es gab kleinere Demos und eine größere Schießerei auf der Westbank in Gezira an der Tankstelle. Jetzt ist die Lage wohl wieder ruhig, wie mir von dort berichtet wird. Ich denke, man kann derzeit eine Reise nach Luxor wagen. Es ist sicherlich ein gewisses Risiko, weil niemand weiß, wie sich die Lage entwickelt. Ausflüge in das Umland (Esna, Qena etc.) sind aber nochmal was anderes, dazu gleich. Vielleicht können zu Luxor ja andere noch beitragen?
Aswan:
Aus Aswan habe ich kaum Infos, aber vermutlich ist die Lage in etwa mit Luxor zu vergleichen. Allerdings kam es gestern zu einem drive-by-Shooting auf einen Polizeiposten, bei dem ein Polizist und einer der Angreifer getötet wurden. Aufgrund der unklaren Informationslage möchte ich keine Aussage zu Aswan abgeben.
Mittelägypten:
Die Gegend von Mallawi / el-Minya vermeldet derzeit reihenweise Negativschlagzeilen. Es wurden zahlreiche Kirchen angegriffen, es kommt zu Schießereien etc. Die Devise kann derzeit nur lauten: Finger weg. Auch in Beni Suef kommt es immer wieder zu ähnlichen Problemen.
Aus Qena hörte ich hingegen, dass es dort vor kurzem sehr ruhig war und auch der Tempel in Dendera geöffnet. Ein Freund von mir hatte beim Besuch keine Probleme. Aber ist das eine Garantie? Sicher nicht. Die Lage ist aufgrund des schlechten Informationsflusses (wie aus ganz Mittelägypten) derzeit schwer einzuschätzen.
Rest von Mittelägypten und Fayoum? Schwer einzuschätzen, eher unübersichtlich und unruhig. Ich rate ab.
Oberägypten / Nilkreuzfahrten:
Ich höre keinerlei Infos von dort. Das kann heißen: alles ruhig. Oder eben nicht. Ich mag mich dazu nicht äußern und rate lieber zur Vorsicht. Ich würde derzeit dort nicht hinfahren. Was die Nilkreuzfahrt betrifft, fährt man eben durch diesen Bereich. Schwer, eine Einschätzung abzugeben.
Kairo:
Tagsüber ist die Lage ruhig. Nachts ist Ausgangssperre, es kommt zu einzelnen Angriffen auf die Sicherheitskräfte. Vorgestern bspw. eine Handgranate auf eine Polizeiwache in Giza, vor drei Tagen nachts eine Schüsse auf dem Midan Abdel Moneim Riad am Ägyptischen Museum, wie ich aus sicherer Quelle weiß. Darüber wurde gar nicht berichtet. Entsprechend ist davon auszugehen, dass man viele kleinere Zwischenfälle nicht mitbekommt. Freitags ist die Lage sehr angespannt. Wie ich aus verschiedenen Quellen persönlich höre, geht der Alltag seinen gewohnten Gang. Über Ausflüge zu den Pyramiden etc. konnte ich aber leider nichts in Erfahrung bringen. Schwer einzuschätzen. Bekannt ist, dass Giza eine Hochburg der Moslembrüder ist. In Kerdessa (auf dem Weg nach Sakkara) kam es vor kurzem zu einem schlimmen Überfall auf eine Polizeistation mit übel zugerichteten Toten.
Für Kairo denke ich, dass man als erfahrener Ägyptenreisender hinfahren kann. Nur Nachts ist es nicht angebracht, draußen unterwegs zu sein. Ob allerdings Ausflüge möglich sind, lässt sich nur tagesaktuell beurteilen. Für Menschen ohne Ägyptenerfahrung bzw. ohne Arabischkenntnisse denke ich: vorsichtshalber besser nicht hinfahren. Die Lage ist nicht entspannt, das sollte man ernst nehmen. Freunde von mir dort gehen nicht aus dem Haus, ohne vorher die Nachrichten gecheckt zu haben. Das größte Problem bei Kairo ist sicherlich die Entwicklung der Lage (in Kairo startet ja alles ). Diese kann sehr schnell umschlagen und dann dazu führen, dass die Urlaubswoche quasi im Hotel verbracht werden muss. Insgesamt macht es derzeit deshalb wohl eher weniger Sinn, eine Reise nach Kairo zu planen. Es wäre einfach zu schade für die verschenkten und frustrierenden Urlaubstage.
Delta und Alexandria:
Die Lage ist unruhig und unübersichtlich, immer wieder kommt es zu Problemen und Gewalt. Ich würde derzeit abraten, besonders für alle Unerfahrenen. Vielleicht hat jemand bessere Infos zu Alex, ich bin dort nicht gut vernetzt.
Nordküste und Oasen:
Über Probleme ist mir nichts bekannt. Aber der Infofluss ist schlecht. Vermutlich ist es recht problemlos, weil weit ab vom Schuss. In die Oasen würde ich mich derzeit wagen - nach Bauchgefühl.
Fazit:
Abgesehen vom Roten Meer (und mit Einschränkung Luxor) ist es derzeit meiner Meinung nach nicht sehr ratsam, einen Ägyptenurlaub zu planen. Die Oasen mag ich nicht abschließend beurteilen. Finger weg auf jeden Fall von Mittelägypten, Nordsinai und Delta. Kairo macht derzeit einfach wenig Sinn, weil unvorhersehbar.
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Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com
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Der dringende Hinweis an alle Ausländer, die Ausgangssperre in der Nacht einzuhalten. Ein Franzose wurde jetzt in Zamalek festgenommen, weil er die Ausgangssperre nicht eingehalten hat. In der Zelle der Polizeistation Qasr el-Nil wurde er dann von Mitgefangenen angegriffen und umbegracht.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... ating.aspx
Derweil haben zwei Kanadier einen Hungerstreik begonnen. Sie wurden vor einem Monat in Kairo festgenommen und haben bis heute nichts über die Gründe erfahren. Eine Anklage wurde bislang nicht erhoben.
http://www.dailynewsegypt.com/2013/09/1 ... er-strike/
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... ating.aspx
Derweil haben zwei Kanadier einen Hungerstreik begonnen. Sie wurden vor einem Monat in Kairo festgenommen und haben bis heute nichts über die Gründe erfahren. Eine Anklage wurde bislang nicht erhoben.
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Ich muss meine Lageeinschätzung zu Luxor korrigieren. Ich halte Luxor nach meinem einwöchigen Aufenthalt dort derzeit für völlig unproblematisch. Am Rest der Einschätzung von Anfang September hat sich für mich nichts geändert.
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Holländische Fluglinien haben ihren Verkehr nach Sharm el-Sheikh aus Sicherheitsgründen eingestellt, weil sie befürchten, Terroristen aus dem Nordsinai könnten im Landeanflug befindliche Maschinen mit Boden-Luft-Raketen angreifen. Vorausgegangen ist eine Verschärfung der Sicherheitshinweise der niederländischen Regierung.
http://atwonline.com/security/egypt-fli ... rity-alert
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Bitte bei Reiseplanungen beachten: Am 14./15. Januar findet das Verfassungsreferendum statt. Mit dem entsprechenden Trubel ist wohl zu rechnen.
http://english.ahram.org.eg/NewsContent ... nstit.aspx
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