Ägyptische Sammlung der Universität Heidelberg

Für denn Fall daß Euch was auf dem Herzen liegt was oben nicht rein passt ...

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Ägyptische Sammlung der Universität Heidelberg

Beitragvon Isis » Mi 16 Jul, 2014 18:16

[align=center] Die Sammlung des
Ägyptologischen Instituts der Universität Heidelberg




Im Rahmen unseres diesjährigen Forumstreffens konnten wir am 22.06.2014
die Sammlung besuchen.


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Sie ist Umgezogen und befindet sich nun im Gebäude direkt neben dem alten Standort.
Da der Umzug noch nicht ganz abgeschlossen ist, gibt es keine regulären Öffnungszeiten.
Aus diesem Grunde war es nötig vorab einen Termin für eine Führung auszumachen.
(Kontaktdaten siehe Bild)
Vorweg vielleicht gleich mal gesagt
… die neuen Ausstellungsräume sind suuuper geworden kein Vergleich zum alten Standort.


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Kurz zur Geschichte der Sammlung:
Die Sammlung des Ägyptologischen Instituts der Universität Heidelberg, als Lehrsammlung
konzipiert, wurde 1910 von Hermann Ranke so angelegt, daß sie in einem möglichst weiten
Rahmen das Leben der Ägypter und ihre religiösen Vorstellungen widerspiegelt.
Objekte des täglichen Lebens vom Paläolithikum bis in koptische Zeit, Grabinventar,
Reliefs aus allen Epochen, Privatplastik, Götterbildnisse, Särge aus verschiedenen Zeiten,
Mumienporträts und – masken seien hier genannt.
Durch Ankäufe und Zuweisungen, vor allem aus deutschen Grabungen, wurde die Sammlung beträchtlich erweitert.
(weiter zu lesen hier → http://www.uni-heidelberg.de/fakultaete ... Start.html


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Gezeigt wird ein Querschnitt durch die ägyptische Geschichte
von der Altsteinzeit (ca 100.000 v. Chr.) bis hin
zur arabischen Zeit ( 7 - 8. Jh.)
Da die Ausstellung chronologisch aufgebaut ist
wird mit Funden aus der Steinzeit begonnen
und der Besucher von Raum zu Raum
durch die lange Historie des Landes am Nil geführt.


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Die Heidelberger Sammlung umfaßt ca. 6000 Originale und gehört somit
zu den drei größten und bedeutendsten Institutssammlungen der deutschen Ägyptologie.
Es folgen ein paar „High-Lights“ um Euch einen Eindruck und Besuchsanreiz zu geben :


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LINKS: „Tintenfass“. 2 Näpfe, von einer Kartusche umgeben. Reste roter Farbe im Napf
mit Rosette am Boden. Seitlich auf der Verschnürung der Kartusche Reste einer In-
schrift : "... gebe Leben täglich (?) ...".
Inv.Nr.: 2825. Grüne Fayence. L: 8,8, B: 3,8 cm. 1980 aus Sammlung Matouk erworben.
Spätzeit.
Feucht, 1986, S. 151 - 152, Nr. 347.

RECHTS: Ein Steinbohrer zur Herstellung / Aushöhlung von Steinvasen und Gefäßen etc. (?)


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LINKS : Diverse Grabkegel („Cones“). Es handelt sich bei diesen Objekten
um spitz zulaufende Kegel mit meist runder, selten rechteckiger
Schauseite. MR bis 26. Dynastie, vor allem in Theben, in 1 bis 4 Reihen
an der oberen Fassade des Grabes eingelassen. Sie geben Titel und
Namen des Grabherrn, später auch Bildnisse des die Sonne anbetenden
Verstorbenen.
Feucht, 1986, S. 103.

UND : Ein „Reliefblock aus dem Grab des Generalissimus Amen-em-inet“. Grabherr kniend, mit
zum Gebet erhobenen Händen. Wohl Teil eines Türsturzes, auf dem der Grabherr die vor
ihm befindlich zu denkenden Königskartuschen verehrt. So üblich ab der Amarnazeit, an die auch
der Stil der Darstellung anknüpft (Kinn, Bauch). Die Inschrift gibt einen Hymnus
an den König, dessen nicht erhaltene Namenskartuschen Amen-em-inet verehrt.
Inv.Nr.: 559. H: 45, B: 56 cm. Kalkstein. Geringe Reste roter Bemalung. 1914 in Cairo erworben,
Geschenk von Prof. Goldschmidt. Späte 18. Dynastie (Tutanchamun - Haremhab ?).
Mit einiger Sicherheit aus einem Grab in Saqqara.
Feucht, 1986, S. 73, Nr. 188.

RECHTS : „Grabkegel des Basa“. Hellgrün getünchte Schauseite.
Inschrift li. = "Der Osiris, Priester, Gottesvater, der die Geheimnisse der Achet schaut, der Bürgermeister Basa, gerechtfertigt.",
re. = "Der Osiris, Priester von Koptos, jmj jzt hzk [Priestertitel], der Königsbekannte Basa, gerechtfertigt."
Inv.Nr.: 2416. Ton. L: 19,5, Dm: 9,2 cm. Grab des Basa, Theben, TT 389, 26. Dynastie.
Feucht, 1986, S. 103, Nr. 232.


Weiter geht es im Obergeschoss :


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Kurze Info am Rande …
das Museum ist leider NOCH nicht Behindertengerecht,
wie ich aber erfahren habe ist ein Aufzug schon in
Planung / Ausführung.


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„Schreiberfigur des Wesirs Ii-meru“. 13. Dynastie, Regierungszeit des Königs Chaj-Nefer-Ra
Sobekhotep IV (Beckerath, 1999, 96). Inv.Nr.: 274. H: 46 B: 30 cm. Granodiorit. 1912
in Ägypten aus einer Privatsammlung erworben. Vermutlich aus der Cachette von Karnak stammend.
Feucht, 1986, S. 64-65, Nr. 180.


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„Räucherarm“. Inv.Nr.: 2419. L: 60,5 cm. Bronze mit Holz stabilisiert. 1914 in der ersten
Pfeilerhalle des Amun-Tempels von el-Hibeh (Scheschonq I) gefunden. Grabung der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften -> Fundteilung. Ca. 22.-25. Dynastie.
Feucht, 1986, S. 116, Nr. 261


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An der Wand rechts präsentieren sich dem Besucher Reliefs aus den Totentempeln
der Könige Sahure und Niuserre, sowie aus der berühmten
Weltenkammer des Sonnenheiligtums des Niuserre in Abusir, 5. Dynastie.


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"Sarg der Hetep-Amun, Herrin des Hauses, Tochter des Mapu, des Priesters des Month, Herr
von Theben, ihre Mutter ist Nares". Inv.Nr.: 1015. L: 137 B: 46,5 cm. Sykomore, Akazie.
Nagel und flacher Keil, mit Leinen und Stuck überzogen. 25. Dynastie, um 700-675 v.Chr.
Feucht, 1986, S. 121-123, Nr. 277.

Der Sarg ist mit klassischen Symbolen der Sonnenbahn / Sonnenlaufes
dekoriert. Die links und rechts dargestellten Paviane sind wohl
als Begleitgötter des Sonnengottes zu sehen,
da sie ihn des Morgens mit ihrem Gebet begrüßen.


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"Sarg des Tai-ef-nacht, Sohn des Pa-di-Bastet". Ende Saitenzeit / Frühptolemäisch. Wohl aus Mittel-
oder Nordägypten (Deko und Form). Inv.Nr.: 918. H: 185, B: 51 cm. Sykomorenholz.
Feucht, 1986, S. 125 - 127, Nr. 279.


Weiter geht es in den nächsten Raum ...


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LINKS: Diverse Modeln zur Herstellung von Amuletten, Votiv-Figürchen, Götterfiguren, Schmuck
und Einlagen aus Fayence, Glas, Bronze, Kupfer und Edelmetall. Feucht, 1986, S. 161.

RECHTS, Spätezeit Vitrine oben :Diverse Kartonagen,
Mumienauflagen und Figuren, des Ptah-Sokar-Osiris.

2.v.l.: „Mumienmaske“. Inv.Nr.: 2938. H: 47, B: 23 cm. Kartonage mit Stuck überzogen,
bemalt. Vermutlich aus dem Fajjum, um 180 v.Chr. Geschenk Dr. Levai, 1985.
Feucht, 1986, S. 127 - 128, 136 - 138.

RECHTS, unten : „Bildhauerlehrstücke“. Aus dem Kairener Kunsthandel, 1912 erworben.
Feucht, 1986, S. 174 - 177, Nr. 485 - 493.


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LINKS: „Kindermumie“. Leinenstreifen in Kassettentechnik gewickelt, Portrait auf
Leinen mit Temperafarben. Das Bildnis des dargestellten Knaben wirkt älter als die Mumie
(wohl 3 - 4 Jahre, Parlasca, 1966). Inv.Nr.: 1021. L: 83, B: 24, D: 13 cm. Abusir el-Melek, wohl 1. Jh. n.Chr.
Feucht, 1986, S. 129, Nr. 286.

RECHTS: „Sarg des Djed-hor, Sohn des Peti und der Ta-men“. Mumie gut erhalten und
mit dreiteiliger Kartonage bedeckt. Inv.Nr.: 1014-1016. H: 194, B: 45 cm. Sykomorenholz.
27. Dynastie - Ptolemäisch. Vermutlich aus Achmin (Gestalt und Deko). Aus der Sammlung
G. von Max über Zeughaus Mannheim nach Heidelberg.
Feucht, 1986, S. 123 - 124, Nr. 278.


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LINKS: „Kindersarg“. Leinen, Stuck, bemalt. Brettchen mit aufgemalten Füßen eines Ba-Vogels
auf der Brust (Vogel war wohl einst als Plastik aufgesetzt). An den Seiten verschiedene Dämonen.
Die Fußplatte zeigt aufgemalt Sohlen von Sandalen, eine Demotische Inschrift innen nennt den Besitzer
("Paope, Sohn des Semtu, geboren von Tamut, einer Frau aus Hibis [Oase el-Charga].
Er verjünge sich vor Osiris, dem Herrn von Hibis").
Inv.Nr.: 17. H: 91, B: 31 cm. Leinen, Stuck, bemalt. 1912 in Cairo erworben.
Wohl aus der Oase el-Charga (?), 1. Jh. n.Chr.
Feucht, 1986, S. 128, Nr. 285.

RECHTS: Tonsarg mit sorgfältiger Weißbemalung am Rand
Inv. Nr. 557 aus Qarara (Badische Grabungen)
L: 182 cm
Die Mumie trug ein Holzkreuz um den Hals und war in Stoffe und Palmrippen gewickelt.
Der Deckel - ebenfalls aus Ton - ist bei der Grabung zerbrochen und wurde in
Ägypten belassen.
Von der Mumie waren nur noch Knochenreste übrig. Die heute in Göttingen für weite Untersuchungen untergebracht sind.
Geplant ist, dass das Skelett wieder in seinen Sarg in die Ausstellung kommt.


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Der „Pfauensarg". Vollständig bemalt, mit einer Matte bedeckt,
in ein Leinentuch gewickelt, mit roten und schwarzen Bändern verschnürt,
in einer flachen Sandgrube, auf dem Friedhof in Qarara gefunden.
Der Pfau gilt als frühchristliches Symbol für das Paradies,
in der sakralen Koptischen Kunst finden wir ihn häufig auf Textilien.
Bemerkenswert ist das Kopfende, als spitz zugehendes Dach gestaltet.
Auf dem selben Friedhof fanden sich Mumien mit einer ähnlich gestalteten
„Überdachung“ des Kopfes, in der Regel gefertigt aus Palmenrippen,
manchmal aus Holz. Die Form des Sarges läßt vermuten, das der Körper wie in einer Kirche ruhen sollte.
Inv.Nr.: 500. L: 190 B: 62 & 37 cm. Holz. 7.-8. Jh. n.Chr.
Feucht, 1986, S. 211-212, Nr. 634.


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Das war nun auch schon meine Beschreibung über die
Sammlung des Ägyptologischen Instituts der Universität Heidelberg
Ich hoffe das ich euch etwas neugierig gemacht habe und ihr nun auch
mal dort vorbei schauen werdet.
Vielleicht auch hier noch mal DANKE an
unsere Museumsführerin Ildikó Maaßen
Nicht zu vergessen natürlich auch all denen die mitgewirkt haben,
dass die Ausstellungstücke nun im „neuen“ Licht erscheinen.
Ich kann sicher nicht einmal erahnen wie viel Mühe
und Herzblut in diese Ausstellung geflossen sind.



--- DANKE ---



Ein extra Dank auch an "amunrakarnak" der mir mit den Angaben aus dem Katalog
von Erika Feucht : Vom Nil zum Neckar – Kunstschätze Ägyptens aus Pharaonischer und Koptischer Zeit an der Universität Heidelberg (Berlin : Springer Verlag, 1986)
bei diesem Bericht ausgeholfen hat. [/align]

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Fr 18 Jul, 2014 08:43

Hallo Isis, danke für den schönen Bericht! :D
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
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