Simeonskloster in Assuan - Deir Anba Hadra St. Simeon

Hier Fragen und Infos die das Reisen nach bzw. in Ägypten betreffen (keine Nennung von Veranstaltern / Anbietern)

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Simeonskloster in Assuan - Deir Anba Hadra St. Simeon

Beitragvon Isis » Di 22 Jan, 2019 19:31

Simeonskloster in Assuan ... Deir Anba Hadra St. Simeon Monastery

wenn ihr das kloster erkunden wollt setzt ihr am besten mit einem boot über oder ihr verbindet es gleich
mit einer felukenfahrt durch die katarakte.

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ihr habt die möglichkeit mit einem kamel den wadi entlang zu reiten oder ihr lauf selbst
was auch machbar ist, denn man braucht ca. 20 bis 30 min wenn man gemütlich geht.
wir haben nun schon beide varianten getestet, da wir bei unserem ersten aufenthalt vor
ein paar jahren nicht wussten wir lange der weg ist haben wir uns damals kamele gemietet.
war auch ein spaß den kamelritt zu erleben :)

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wenn ihr am bootsanleger ankommt werden euch die kamele schon angeboten.

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wie ihr sehen könnt kann man den „schotter weg“ aber auch gut gehen, nur am anfang ist
es etwas schwerer, da man durch den feinen wüstensand wandern muß.
verlaufen könnt ihr euch auch nicht, denn die klosteranlage sieht man schon vom
bootsanleger aus.

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der weg führt einen erstmal an dem „neuen“ kloster vorbei für dessen besuch wir
keine zeit hatten aber sicherlich bei einem unserer nächsten aufenthalte.
ein großer reisebuss vor der klosteranlage zeigte uns dann auch das hier
doch einiges los ist.

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die neue klosteranlage - Anba Hedra ( Hadra ) Monastery Aswan

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ein paar schritte weiter und wir haben unser ziel erreicht das
Simeonskloster - Kloster des Heiligen Simeon ( Deir Anba Samaan )
Monastery of St. Simeon Aswan

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die klosteranlage betritt man heute über den ostturm der anlage.
das kloster verfügt aber über zwei solcher (wehr) türme die beide eine einstige
höhe von 10m hatten. der ostturm war / ist der zugang zur unteren terrasse und der westturm
zur oberen terrasse. verbunden sind die beiden ebenen mit einer treppe neben der basilika.
das ganze ist von einer über 6 meter hohen ringmauer umgeben / geschützt . die mauer
wurde im unteren teil aus bruchsteinen und im oberen teil aus ungebrannten
nilschlammziegeln errichtet.

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die klosteranlage hat eine gesamtfläche von etwa 8500 m² und ist auf zwei unterschiedlich
hohen ebenen errichtet, da sich die erbauer die natürlichen gegebenheiten der felsformation
zunutze machten. auf der oberen terrasse haben sie das dreistöckige hauptgebäude
( arab. Kasr ) errichtet, zu dem wir aber später näher kommen.

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hier auf der unteren terrasse (bild von oben zur besseren übersicht)
sehen wir die unterkünfte für pilger von denen wohl 100 gleichzeitig platz gefunden
haben sollen. den klosterbetrieb haben zu hochzeiten wohl bis zu 300 mönche
aufrecht gehalten.

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über den genauen zeitpunkt der gründung des klosters gibt es unterschiedliche theorien.
nach arabischen und auch koptischen quellen soll das kloster dem
bischof Anba Hatre bzw. Hadra von assuan, (damals syene ) der im 4. Jh. n. Chr.
lebte zugeschrieben werden. die klostergemeinschaft des Anba Hadra war ursprünglich auf
der insel elephantine angesiedelt und man geht davon aus, dass diese gemeinschaft
im 7 / 8 jahrhundert hierher umgesiedelt ist und das kloster auf der grotte des
heiligen anba hadra errichtete.

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später wurde das kloster nach dem heiligen Simon ( Simeon ) aus dem 10. jahrhundert
in Deir Anba Samaan umbenannt. unter diesem namen ist das kloster auch heute noch bekannt.
warum man das neu errichtete kloster (an dem wir ja gerade erst vorbei gekommen sind)
nach dem „alten“ heiligen benannt hat, hat mich erst mal irritiert.
im 10. Jh. n. Chr. sind laut inschriften im kloster umfangreiche renovierungs-
und erneuerungsarbeiten durchgeführt worden.
im jahre 1173 wurde das kloster das eigentlich eher einer festung gleicht von
Sultan Salah ad Din Saladin ( Saladin ) zerstört.
nach einigen gescheiterten versuchen das kloster wieder aufzubauen und
weiteren angriffen von beduinen wurde es im 13. Jh. n. Chr. endgültig aufgegeben.
die erbauer der „kloster festung“ hatten nicht bedacht, dass die anlage über keine
eigene wasserversorgung verfügt und somit auf den freien zugang zum nil
angewiesen war. diesen umstand hatten sich die angreifer zu nutzen gemacht, so dass
man davon ausgeht, dass das ein wichtiger grund zur aufgabe des klosters war.

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im alten und mittleren reich wurden an der felsformation schon steinbrucharbeiten
vorgenommen, was sich die ersten einsiedler hier sicher auch zu nutze machten und
diese grotten „zweckentfremdeten“ und sie zu ihren behausungen umfunktionierten.

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diese grotte wird dem heiligen anba hadra zugeschrieben obwohl keine eindeutigen
archäologischen beweise dafür zu finden sind. die tatsache tut dem ganzen aber keinen
abbruch, denn sie wird heute noch von gläubigen besucht um ihre wünsche und sorgen
hier zu hinterlassen.

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die wichtigkeit dieser einsiedlerbehausung zeigt sich aber auch daran, dass die grotte nordwestlich in
die basilika integriert wurde. die fresken der einst 36 heiligen stammen wohl aus
dem 6. oder 7. jahrhundert und wurden in späterer zeit absichtlich unkenntlich gemacht.
die heiligendarstellungen an der decke sind auch fast nicht mehr zu erkennen was der
mystik des ortes aber keinen abbruch tut.

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nun treten wir in die dreischiffige basilika des klosters.
als erstes mal ein bild von oben wegen der besseren übersicht des ganzen.
das mittelschiff der basilika war einst von zwei kuppeln bedeckt wie eine schöne
3D rekonstruktion des DAI zeigt. https://publications.dainst.org/journals/efb/1983/6197
die ganze dachkonstruktion wurde einst von 8 pfeilern getragen von denen heute nur noch
die basen zu sehen sind.

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hier vom mittelschiff aus kann man gut in die apsis schauen. da wir gutes licht hatten konnten
wir auch die freskenreste der christusdarstellung gut erkennen. er wird thronend zwischen
zwei engeln dargestellt. die anderen heiligendarstellungen konnten wir leider nicht zuordnen.

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nun führt uns der weg ins baptisterium und hinter die apsis.

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hier im baptisterium sind noch die reste des taufbecken
das aus dem 9. Jhr. stammen soll zu sehen.

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die kirche wurde laut einer inschrift im seitenschiff wohl im jahr 962 n. Chr. einer
gründlichen renovierung unterzogen. so bekam die basilika einen neuen anbau den ostbau
dazu. auch wurde der putz erneuert und sie bekam neue wandmalereien dazu.
die nächste große renovierung stand wohl im jahre 1104/1105 an wie weitere inschriften
in der kirche belegen.
es wurde bei den forschungsarbeiten auch festgestellt das im gewölbe der kirche grabstelen
von dem nahegelegenen friedhof aus dem jahre 990/991 verbaut wurden. auch sollen im
steinfußboden grabstelen aus dem 7. bis 9. jahrhundert wiederverwendet worden sein.
die (wieder) verwendung als spolien wurde auch an anderen stellen im kloster nachgewiesen
unter anderem wurde eine grabstele als türschwelle verbaut.

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diesen treppenaufgang von denen es im kloster einst zwei stück zur oberen terrasse gegeben
haben soll werden wir nun erklimmen um unseren rundgang weiter zu führen.

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oben angekommen richten wir unsere aufmerksamkeit erst einmal der südseite
des außenbezirkes der klosteranlage.

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laut unserem plan (emma brunner traut) mit dem wir vor ort unterwegs waren handelt es sich hier
in der südecke um den arbeitsbereich mit großen magazinen, stallungen, wascheinrichtungen so wie dem
latrinenbereich die durch ein ausgeklügeltes wassersystem miteinander verbunden waren.
es wurden hier schon einige wissenschaftliche grabungen im gebiet der klosteranlage durchgeführt.
Georges Maspero führte hier 1882-1883 ausgrabungen durch und lies von Jacques de Morgan einen
plan der anlage anfertigen. bei der grabung 1893 von J. de Morgan wurde auch eine
Sandsteinplatte mit einer stiftungsinschrift in der klosterkirche gefunden.
Jean Clédat arbeitete hier 1903 im auftrag vom Comité de l’Art Arabe wo er wandmalereien im kloster
dokumentierte. er hat bei der arbeit auch gleich zahlreiche koptische graffiti mit aufgezeichnet.
auch fand er bei der freilegung im östlichen apsis mehrere grabsteine die er dann 1908 publizierte.
Ugo Monneret de Villard arbeitete hier 1924 – 1926 und 1927 Monneret de Villard im auftrag der
Generaldirektion der Antikenverwaltung. im zuge dieser arbeiten wurden mehr als 140 koptische
grabstelen aus sandstein gefunden die in das 7. bis 10. Jahrhundert n. Chr. datiert wurden.
die funde wurden nach den grabungen erst einmal im ägyptischen museum in Kairo aufbewahrt
bis sie zu einem späteren zeitpunkt ins koptische museum weitergegeben wurden,
wo sie sich heute noch befinden sollen.


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hier handelt es sich vermutlich um ein becken das zur wasserkläranlage des klosters gehörte.

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auf unserem streifzug haben wir nun auch den zweiten zugang zur ersten ebene direkt
in die basilika gefunden.

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auch haben wir viele treppenaufgänge und korridore entdeckt die uns zeigen wie verzweigt einst
die ganze anlage hier gewesen sein muß.

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nun erkunden wir die wirtschaftsgebäude mit der bäckerrei und ihren verschieden großen
backöfen, so wie die gegenüberliegende entsalzungsanlage.

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danach führt uns unser weg in das große einst dreistöckige hauptgebäude das auf arabisch Kasr
genannt wird.

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beim betreten des erdgeschosses kommt man gleich in den zellengang der mönche der
auch Dormitorium genannt wird. von diesem korridor aus gelangt man links und rechts in die
klosterzellen die die schlafräume der mönche waren.
die mauern am ende des gewölbekorridors bilden gleichzeitig einen teil der nördlichsten
umfassungsmauer. (zweites bild mit den drei fenstern)

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die mönchszellen sind mit zwei bis sechs steinbetten ausgestattet gewesen.
wenn ich mir das so ansehe … unter bequemer nachtruhe stelle ich mir was anderes vor.

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das letzte „zimmer“ rechts des korridors ist über und über voll mit koptischen und arabischen graffiti.
seit 2012 werden hier auf dem gelände grabungen unter der leitung des Deutschen Archäologischen Institut
der Abteilung Kairo (DAIK) durchgeführt. wer mehr über die ganzen inschriften usw. wissen will
sollte sich unbedingt die grabungsberichte dazu durchlesen. das ganze hier auszuarbeiten würde
meinen bericht dann sicherlich sprengen. :)
Ich zitiere mal:

DEIR ANBAH ADRA, ÄGYPTEN
Koptische und arabische Inschriften sowie archäologisch-bauforscherische Untersu­chungen im Simeonskloster bei Assuan

https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/63443

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weiter führt uns unser weg in den küchenbereich des klosters.
wie ihr sehen könnt ist auch hier ein weitverzweigtes ausgeklügeltes wassersystem zu erkennen.

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von da gelangt man in das sogenannte refektorium was nichts anderes ist als der speisesaal der mönche.
hier befinden sich sieben solcher lehmziegelringe die den mönchen als basis für sitze dienten. die ringe oder besser gesagt sitzplätze der mönche wurden aus backsteinen gefertigt,
wie auch der ganze fußboden des speisesaales. der saal war einst von zwei kuppeln bedeckt
die von vier säulen getragen wurden.

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nun verlassen wir das hauptgebäude wieder richtung wirtschaftsräume.
hier haben wir noch einmal einen blick auf die bäckerrei nun eben von der außenseite. (zweites bild)
was auch noch zu erwähnen wäre, dass das simeons kloster / deir anba hadra
seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

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auf unserem rückweg haben wir mal wieder festgestellt das wir noch einmal zurück
kommen müssen, da wir doch einiges auf die todo-liste packen mussten.
wie z.b. diese löcher hier auf dem weg erkunden oder das aga khan mausoleum das ja leider
geschlossen ist aber man doch mal hin wandern könnte und das neue kloster des alten heiligen
besichtigen. ihr seht man kann durchaus mehrere touren hier her machen.

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