Moin,
da es immer wieder hochkommt, dieses Thema, und viele mitteilen, sie mögen vor allem in Hurghada gar nicht raus aus ihrem Hotel und mal entlang der Straße oder downtown bummeln, weil dann sofort die Shopbesitzer (die mit Papyrus und Parfüm sind die schlimmsten) einen shanghaien wollen:
Wer vor Ort (Frage z. B. an Simsim, den ich nicht kenne, der hier aber wohl zu Recht sehr geschätzt wird!) könnte mal zumindest versuchen, eine Art Mentalitätsschulung bei den Shopinhabern anzuleiern? Und zwar in dem Sinne:
Europäer gehen shoppen, indem sie sich Schaufenster und Ware im Laden erstmal angucken.
Wenn sie Beratung brauchen, erwarten sie jemanden zum Ansprechen in der Nähe, vorher nicht!
Aggressive Anmache vor dem Laden schreckt potentielle Kunden nur ab, also null Umsatz, weil sie angewidert weitergehen oder gar nicht erst kommen.
Umkehrschluss: Wer erstmal in Ruhe gucken kann, der kauft vermutlich auch etwas, fühlt sich zumindest in dem Laden wohl und sagt das anderen im Hotel.
Ich hatte vor 3 Jahren einmal in der Nähe vom Peanuts in Hurghada ein langes Gespräch mit einem Schmuckverkäufer, der genau so handelte. Er sagte mir, fast alle seiner Kollegen seinen dumm (Zitat) wegen ihrer aggressiven Anmache, er dagegen habe gemerkt, dass Leute, die 5 Minuten lang still sein Schaufenster begucken, reinkommen und auch guten Umsatz machen.
Ich kann verstehen, dass man auffallen will, wenn man einer von 10 Parfümläden auf 100 m Basarstrecke ist. Es ist auch Fakt, dass diese Menge an Shops mit gleichartigen Waren nicht gebraucht wird.
Aber wenn man einem von diesen 10 beibringen kann, was europäische Touristen erwarten, werden die anderen 9 schnell merken: Der Nachbar verkauft mehr - Wie macht er das? - Aha, er springt nicht gleich jeden an! - Das mache ich ab heute auch so.
Wenn das mal jemand in die Hand nimmt und damit auch nur ein wenig Erfolg hat, werden auch immer mehr Touristen aus ihren Anlagen auf die Straße kommen, einfach bummeln, hier und dort gucken, sich wohlfühlen, kaufen.
Gruß
Jo
Aufdringliche Shopbesitzer
- bint_hathor
- Weltenbummler
- Beiträge: 1782
- Registriert: Mo 01 Mär, 2004 15:31
- Wohnort: bei Trier
Hallo, Jo,
ja, da haben die meisten Ägypter (Marokkaner, etc.) echt noch was zu lernen! Letztendlich tun sie sich damit ja selbst einen Gefallen.
Aber es gibt durchaus welche, die sich auf unsere Gepflogenheiten bereits eingestellt haben. Das schönste Erlebnis hatten wir in Makadi Bay, wo wir gegen Ende unseres Urlaubs abends bummeln gingen - was wir kaufen wollten, hatten wir schon längst beisammen (für mehr hätten wir erst noch einen neuen Koffer gebraucht), wir guckten die Schaufenster also nur aus purer Neugierde, aber nicht aus Kauflust an. Aus einem Shop kam dann auch ein Verkäufer raus - wir gleich in Abwehrhaltung, wir bräuchten nichts, er lachte und sagte, er wollte doch gar nichts verkaufen. Wir guckten etwas verwirrt aus der Wäsche, und er beruhigte uns gleich, dass er uns ganz bestimmt nichts aufdrängen wollte. Damit war das Thema dann auch gleich erledigt und er fing an von seiner Familie, von seinem Wohnort zu erzählen und seine halbe Lebensgeschichte. Dann fragte er, ob wir das Wetter in Ägypten warm fänden (es war März und ca. 24 Grad), wir bejahten. Er zog darauf seine Hosenbeine hoch - und zum Vorschein kamen lange Unterhosen! Wir grinsten uns eins. Schließlich landeten wir beim Witzeerzählen - wir konnten bald nicht mehr vor lauter Lachen. Ich weiß nicht, wie lange wir vor seiner Ladentür gequatscht haben, jedenfalls fanden wir den so gut, dass wir uns vorgenommen hatten, am letzten Abend nochmal vorbeizukommen und vielleicht doch noch was zu kaufen. Blöderweise hatten wir dann doch keine Zeit mehr dafür - echt schade!
Die Aufdringlichen schüttelt man schnell ab, es gibt ja meistens genügend andere, bei denen das Einkaufen weniger stressig ist. Und bei solchen Originalen wie oben beschrieben macht die Sache dann noch richtig Spaß!
Nichtsdestotrotz - ich finde das Handeln schon reizvoll - man muss es halt können; als ich nach dem Urlaub daheim in den Supermarkt ging, fand ich das jedenfalls total öde, langweilig, unpersönlich...
Viele Grüße,
bint_hathor
ja, da haben die meisten Ägypter (Marokkaner, etc.) echt noch was zu lernen! Letztendlich tun sie sich damit ja selbst einen Gefallen.
Aber es gibt durchaus welche, die sich auf unsere Gepflogenheiten bereits eingestellt haben. Das schönste Erlebnis hatten wir in Makadi Bay, wo wir gegen Ende unseres Urlaubs abends bummeln gingen - was wir kaufen wollten, hatten wir schon längst beisammen (für mehr hätten wir erst noch einen neuen Koffer gebraucht), wir guckten die Schaufenster also nur aus purer Neugierde, aber nicht aus Kauflust an. Aus einem Shop kam dann auch ein Verkäufer raus - wir gleich in Abwehrhaltung, wir bräuchten nichts, er lachte und sagte, er wollte doch gar nichts verkaufen. Wir guckten etwas verwirrt aus der Wäsche, und er beruhigte uns gleich, dass er uns ganz bestimmt nichts aufdrängen wollte. Damit war das Thema dann auch gleich erledigt und er fing an von seiner Familie, von seinem Wohnort zu erzählen und seine halbe Lebensgeschichte. Dann fragte er, ob wir das Wetter in Ägypten warm fänden (es war März und ca. 24 Grad), wir bejahten. Er zog darauf seine Hosenbeine hoch - und zum Vorschein kamen lange Unterhosen! Wir grinsten uns eins. Schließlich landeten wir beim Witzeerzählen - wir konnten bald nicht mehr vor lauter Lachen. Ich weiß nicht, wie lange wir vor seiner Ladentür gequatscht haben, jedenfalls fanden wir den so gut, dass wir uns vorgenommen hatten, am letzten Abend nochmal vorbeizukommen und vielleicht doch noch was zu kaufen. Blöderweise hatten wir dann doch keine Zeit mehr dafür - echt schade!
Die Aufdringlichen schüttelt man schnell ab, es gibt ja meistens genügend andere, bei denen das Einkaufen weniger stressig ist. Und bei solchen Originalen wie oben beschrieben macht die Sache dann noch richtig Spaß!
Nichtsdestotrotz - ich finde das Handeln schon reizvoll - man muss es halt können; als ich nach dem Urlaub daheim in den Supermarkt ging, fand ich das jedenfalls total öde, langweilig, unpersönlich...
Viele Grüße,
bint_hathor
-
- Reisewilliger
- Beiträge: 2
- Registriert: Di 14 Sep, 2004 00:23
- Wohnort: freienbach-schweiz
schade!

ja leider ist es in sharm el sheik auch so,wie du ja in meinem bericht gelesen hast!nur in tunesien ist es noch viel schlimmer!dagegen in dubai ist es super!problemlos in den laden gehen gucken,tee trinken,gespräche führen,und niemand stresst dich oder ist sauer wenn du nichts kaufts!da ich und meine frau sehr gerne shoppen,fand ich es in ägypten schon schlimm das es so wahr!sicher bin ich nicht nach ägypten gegangen zum zum shoppen, aber ehrlich das ist ein negativer einfluss das ich wieder nach ägypten gehen werde so schnell!was ich sehr schade finde denn sonst ist es ein super land!aber wenn ich abends nur die läden beim vorbei springen an sehen kann,und das ein stress ist muss ich sagen, muss ich es nicht mehr haben!ich hoffe schwer das sich da etwas ändern wird!


Jau Jo,
gute Idee.
Ich hatte auch schon mal in Hurghada so eine Begegnung. Wir gingen diese schreckliche Grand Mall am Grand Resort entlang und natürlich wurden wir von allen Seiten angelabert und wir hatten da eigentlich so gar keine Lust zu, wir wollten halt nur Bummeln.
Ich muss ziemlich genervt geguckt haben, denn einer der Händler rief mir hinterher, warum ich denn so grimmig gucken würde. Naja, da dachte ich mir, klär ihn mal auf, er hat ja nett gefragt.
Da hab ich ihm ganz ruhig genau das erklärt, was Du oben in Deinem Beitrag geschrieben hast. Deutsche wollen erst mal in Ruhe gucken und das aufdringliche Verhalten vergrault sie nur.
Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass der Händler total erstaunt war darüber, so als hätte er noch nie davon gehört. Er hörte mir echt interessiert zu und ich dachte so bei mir: Wissen die das etwa nicht? Wie kommen die nur auf die Idee, dass dieses Generve uns zum Kaufen animieren könnte?
Ja, ich glaube, ein wenig Aufklärung kommt nicht schlecht.
Ich glaube, wenn ich öfter mal in Ruhe gelassen würde, würde ich vermutlich viel mehr Kitsch mit nach Hause schleppen
Gruß
Uli
gute Idee.
Ich hatte auch schon mal in Hurghada so eine Begegnung. Wir gingen diese schreckliche Grand Mall am Grand Resort entlang und natürlich wurden wir von allen Seiten angelabert und wir hatten da eigentlich so gar keine Lust zu, wir wollten halt nur Bummeln.
Ich muss ziemlich genervt geguckt haben, denn einer der Händler rief mir hinterher, warum ich denn so grimmig gucken würde. Naja, da dachte ich mir, klär ihn mal auf, er hat ja nett gefragt.
Da hab ich ihm ganz ruhig genau das erklärt, was Du oben in Deinem Beitrag geschrieben hast. Deutsche wollen erst mal in Ruhe gucken und das aufdringliche Verhalten vergrault sie nur.
Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass der Händler total erstaunt war darüber, so als hätte er noch nie davon gehört. Er hörte mir echt interessiert zu und ich dachte so bei mir: Wissen die das etwa nicht? Wie kommen die nur auf die Idee, dass dieses Generve uns zum Kaufen animieren könnte?
Ja, ich glaube, ein wenig Aufklärung kommt nicht schlecht.
Ich glaube, wenn ich öfter mal in Ruhe gelassen würde, würde ich vermutlich viel mehr Kitsch mit nach Hause schleppen

Gruß
Uli
- bint_hathor
- Weltenbummler
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Hallo, Uli,
Also, dass die Mehrheit der Händler in Ägypten (Marokko, Tunesien etc.) die europäischen Kaufgewohnheiten nicht kennt, kann ich eigentlich nicht glauben - einzelne vielleicht. Warum sollten sie sonst die Leute mit "Hallo, nur gucken", "Gucken kostet nichts" und ähnlichen Sprüchen in ihren Laden locken? Irgendwas müssen sie sich dabei doch denken - oder ist das nur auswendig gelernt? Der schärfste Spruch, der mir je entgegenhallte, war im Basar in Luxor "Schöner Kitsch für Karneval!" Oder wissen die Händler da wirklich nicht, was sie einem zurufen?? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen - man muss doch blöd sein, etwas zu reden, das man nicht versteht...
Aber so lange sie mit ihren Methoden noch genügend Käufer gewinnen können - wozu sollten sie sich ändern??
Viele Grüße,
bint_hathor
Also, dass die Mehrheit der Händler in Ägypten (Marokko, Tunesien etc.) die europäischen Kaufgewohnheiten nicht kennt, kann ich eigentlich nicht glauben - einzelne vielleicht. Warum sollten sie sonst die Leute mit "Hallo, nur gucken", "Gucken kostet nichts" und ähnlichen Sprüchen in ihren Laden locken? Irgendwas müssen sie sich dabei doch denken - oder ist das nur auswendig gelernt? Der schärfste Spruch, der mir je entgegenhallte, war im Basar in Luxor "Schöner Kitsch für Karneval!" Oder wissen die Händler da wirklich nicht, was sie einem zurufen?? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen - man muss doch blöd sein, etwas zu reden, das man nicht versteht...


Aber so lange sie mit ihren Methoden noch genügend Käufer gewinnen können - wozu sollten sie sich ändern??
Viele Grüße,
bint_hathor
der beste spruch den ich je gehört habe war in diesem urlaub... da meinte einer zu mir
KANN ICH DIR HELFEN DEIN GELD AUSZUGEBEN?
so ein spruch hat schon fast ein preis verdient! ich musste mich vorlachen fast am boden rollen!!!
aber noch was zum thema. ich hab auch schon mal versucht einem zu erklären, das man die leute in ruhe schauen lassen soll... denn wenn sie so aufdringlich seien gehen die kunden gleich wieder weg. doch er meinte nur, das könne er nicht, er müsse so machen wie die anderen, nur dann sei er ein guter verkäufer, usw.
ich bin auch der meinung ein wenig aufklärung wäre nicht schlecht für unsere shopbesitzer... so müsste ich mich zumindest nicht mehr jedesmal so aufregen wenn ich durch die strassen von sekalla laufe und ne ganze horde verkäufer hinter mir her sind... "la shurkran" hilft da manchmal auch nicht mehr, denn dann wirst du sie erst recht nicht mehr los!
ich hab diesen urlaub damit angefangen, als ich ganz guter laune war und die verkäufer mich mal wieder total genervt haben, mir einfach den ersten zu schnappen und ohne ihn gross blubbern zu lassen, hab ich angefangen mit :
- Hey my friend, come and look in my shop... good price... looky looky...
- where are you from my friend? what's your name?
ach, die typen haben sich schlapp gelacht... und wir hatten unseren spass! aber das komische, am nächsten tag kamen die schon wieder an!
ägypter sind halt schon schwer von begriff!!!
lg
jasmine
KANN ICH DIR HELFEN DEIN GELD AUSZUGEBEN?
so ein spruch hat schon fast ein preis verdient! ich musste mich vorlachen fast am boden rollen!!!
aber noch was zum thema. ich hab auch schon mal versucht einem zu erklären, das man die leute in ruhe schauen lassen soll... denn wenn sie so aufdringlich seien gehen die kunden gleich wieder weg. doch er meinte nur, das könne er nicht, er müsse so machen wie die anderen, nur dann sei er ein guter verkäufer, usw.
ich bin auch der meinung ein wenig aufklärung wäre nicht schlecht für unsere shopbesitzer... so müsste ich mich zumindest nicht mehr jedesmal so aufregen wenn ich durch die strassen von sekalla laufe und ne ganze horde verkäufer hinter mir her sind... "la shurkran" hilft da manchmal auch nicht mehr, denn dann wirst du sie erst recht nicht mehr los!
ich hab diesen urlaub damit angefangen, als ich ganz guter laune war und die verkäufer mich mal wieder total genervt haben, mir einfach den ersten zu schnappen und ohne ihn gross blubbern zu lassen, hab ich angefangen mit :
- Hey my friend, come and look in my shop... good price... looky looky...
- where are you from my friend? what's your name?
ach, die typen haben sich schlapp gelacht... und wir hatten unseren spass! aber das komische, am nächsten tag kamen die schon wieder an!
ägypter sind halt schon schwer von begriff!!!

lg
jasmine
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- Kurzurlauber
- Beiträge: 57
- Registriert: Di 24 Feb, 2004 11:21
- Wohnort: Raisdorf b. Kiel
- Kontaktdaten:
Hallo,
nach drei Ägyptenurlauben (Hurghada) kann ich sagen, dass mir die ägyptischen Shopbesitzer tausend mal lieber sind, als die tunesischen z.B.!
Natürlich man wird angesprochen, natürlich geht das nach einer gewissen Zeit etwas auf die Neven, aber ich habs halt in Ägypten noch NIE erlebt, dass man betascht wurde und, dass ein nettes 'nein' nicht akzepiert wurde oder man beschimpft wurde, wenn man letztendlich doch nichts gekauft hat - in Tunesien sah das GANZ anders aus!
Vielleicht hatte ich bis jetzt ja auch immer Glück, in Ägypten nicht an die 'Bösen' zu geraten - ich kann halt nur von meinen Erfahrungen sprechen.
Insofern, gelassen bleiben, sich nicht nervös machen lassen, evtl. auf meist nette Gespräche eingehen, handeln oder halt ein paar mal 'nein, danke' sagen...
Gruß, mika
nach drei Ägyptenurlauben (Hurghada) kann ich sagen, dass mir die ägyptischen Shopbesitzer tausend mal lieber sind, als die tunesischen z.B.!
Natürlich man wird angesprochen, natürlich geht das nach einer gewissen Zeit etwas auf die Neven, aber ich habs halt in Ägypten noch NIE erlebt, dass man betascht wurde und, dass ein nettes 'nein' nicht akzepiert wurde oder man beschimpft wurde, wenn man letztendlich doch nichts gekauft hat - in Tunesien sah das GANZ anders aus!
Vielleicht hatte ich bis jetzt ja auch immer Glück, in Ägypten nicht an die 'Bösen' zu geraten - ich kann halt nur von meinen Erfahrungen sprechen.
Insofern, gelassen bleiben, sich nicht nervös machen lassen, evtl. auf meist nette Gespräche eingehen, handeln oder halt ein paar mal 'nein, danke' sagen...
Gruß, mika
- nebtaui
- Kreuzfahrer
- Beiträge: 183
- Registriert: Do 26 Aug, 2004 11:36
- Wohnort: Münsterland
- Kontaktdaten:
"Aufdringlich" .... ? Ansichtssache!
Salam!
Natürlich werden diese Shopbesitzer von uns kühlen, meist völlig unterkühlten Europäern als "aufdringlich" empfunden. Überspitzt ausgedrückt, brauchen "wir" erstmal das eine oder andere Gallönchen Sprit in der Blutbahn, um auch nur annähernd flüssig auf Mitmenschen zugehen zu können.
Nicht so Ägypten.
Die Gesellschaft ist wahrhaft hochkommunikativ ... obschon ich überhaupt kein Wörtchen Arabisch beherrsche (noch nicht!), kam ich abends schon durchaus mit Fusseln an den Lippen heim ins Hotel. Man mache sich die typisch und völlig zu recht so hochtypisch ägyptische Musse und setze sich einfach mal für eine Stunde mit einer Shisha an den Straßenrand. Was tun sich da für Geschichten auf! Beginnend mit der Entdeckung, dass sich selbst die Gestik teilweise völlig von unserer unterscheidet, begreift man für gewöhnlich ganz schnell, daß Kommunikation einen sehr viel höheren Stellenwert als bei uns einnimmt. Hier bei uns schleicht man möglichst schweigend in irgendein Kaufhaus, kramt sich sein Zeugs selbst aus dem Regal, ordnet es der Kassiererin mundgerecht auf dem Band an und verschwindet nach dem Bezahlen meist unauffällig wieder nach Hause. DAS ist in Ägypten wahrlich unmöglich.
Was wir häufig als "aggressiv" empfinden (und manchmal wird es das auch sehr wohl, ab und zu sogar in Verbindung mit regelrechter Kriminalität!), ist kaum etwas anderes als der Umgang der Ägypter untereinander und soll keine Abnerverei darstellen sondern eher die Aufnahme einer kommunikativen Situation.
Höchst genußvoll habe ich das in Assuan erlebt; einen Kondensstreifen interessierter Touristen hinter mich herziehend, ließen wir uns gezielt in die Arme eines "solchen" Bazaris fallen. Es entspann sich eine ganze Straßenszene; einige Leute aus angrenzenden Ständen gesellten sich hinzu, Passanten blieben lachend stehend und wir quatschten, handelten, lachten, tranken Tee und versicherten uns gegenseitig ewiger Freundschaft. Obschon wir gute zwei Stunden dort zugebracht hatten, wurde in diesem Stand nur für ein Volumen von 50 LE eingekauft, was für einen Bazari angesichts dieser Touristenmenge geschäftsmäßig eine herbe Enttäuschung war. Dennoch drosch er mir zum Abschied seine Pranke auf den Rücken, wischte sich noch Lachtränen ab und rang mir das Versprechen ab, eines Tages nach Assuan und zu ihm zurückzukommen. Nur zu gern habe ich es ihm versprochen!
Wenige hundert Meter weiter interessierte ich mich in einem Laden gezielt für Kohlen für meine Shisha und denn doch ein wenig verunsichert registrierte ich, daß der Bazari hinter mir abschloss. Er begann das Plaudern, formulierte, daß ich doch ganz bestimmt US-Amerikaner sei und registrierte sehr aufmerksam nicht nur meine Antwort "Nein!", sondern auch die Art, wie ich sie vorbrachte. Theatralisch schaute ich schnell in die Runde und bedeutete ihm, er solle mir näher kommen. Als mein Mund fast sein Ohr berührte zischte ich, daß alle Amerikaner Verbrecher seien und ich als Deutscher stolz auf unsere Freundschaft zu dem großartigen ägyptischen Volk sei und siehe, er schmolz dahin. Nebenbei bemerkt, sehe ich es wirklich so.
Beruhigt dachte ich daran, daß wir diese Nacht noch bei Assuan liegen würden und musste nicht fürchten, bei meiner hoffnungslos verspäteten Rückkehr einen leeren Schiffsliegeplatz vorzufinden und so schwadronierten wir zwei, bis der Mond seine besondere und zauberhafte Sichel über dem Nil zeigte. Ein Gläschen Tee nach dem nächsten wurde geleert und wieder verschwand für mich ein weißes Fleckchen auf der ägyptischen Menschenkarte. Wir schieden wirklich als Freunde voneinander. Er löschte die Lichter und ging die Gasse links herunter und ich rechts. Einander zuwinkend.
Was ich damit sagen will?
Ägypten ist kommunikative Leidenschaft. Allzu aufdringliche und schreierische Bazaris wimmele ich zunächst mit einem halblaut dahingenuschelten: "La schukran." ab, was übersetzt ein höfliches "Nein, danke." darstellt. Setzt mein Kontrahent nach, ziehe ich die Stirn in Zornesfalten und zische jetzt ein "La!" und wenn auch das nicht hilft, dann werde ich eben laut. Mir ist aus solchem noch niemals eine gefährliche Situation erwachsen, im Gegenteil. Oft genug habe ich festgestellt, daß ich in meinem Gegenüber Respekt erzeugt habe.
Einem höflichen Bazari dagegen, und wenn er noch dreimal nachsetzt, begegne ich grundsätzlich niemals scharf! Er tut seinen Job, er hat zuhause eine Familie und soooo leicht liegt auch für einen im Tourismus arbeitenden Ägypter das Geld nicht mehr auf der Straße.
Zudem dürfen wir nicht vergessen, daß viele Touristen die Geduld ihrer Gastgeber oftmals gefährlichen Proben unterziehen.
Selbst gutwilligste Ägypter geraden scharf an die Grenze ihrer inneren Ruhe, wenn sie (wie ich selbst gesehen habe!) schwer Besoffene und Halbnackte zur Zeit ihres Ramadan durch ihre Hauptstadt wanken sehen. Der gläubige Muslim muß zur Ansicht geraten, daß all diese Leute wahrhafte Qafare sind, Ungläubige, wertlos, da sie noch nicht einmal die einfachsten Regeln Ägyptens befolgen wollen.
Ich persönlich habe mit Bazaris folgende Erfahrungen gemacht:
- trifft man sie in stark touristisch geprägtem Umfeld, sind sie oft sehr lästig und nachhaltig. Man versuche es mit meinem "La shukran"-Trick. Durch das Beherrschen dieser beiden Vokabeln zieht man sich wenigstens das Käppchen "ICH kenne Ägypten und MICH führst DU nicht an!" über.
- trifft man sie in ihren eigenen Straßen, Gassen, Städten und Bazaren, gibt es diese Nachhaltigkeit gar nicht. Dort sind die Bazaris durch die Bank (!) muslimisch höflich; sie verleihen ihrem Bedauern lächelnd Ausdruck und wünschen dir einen guten Weg. Dort ist durchwegs auch das Spiel "ICH nenne dir einen Fantasiepreis, sieh zu, mir ein Bröckchen meines ultimativen Gewinns abzuquasseln." realistischer angesetzt; für einen Artikel, der einen normalen Handelspreis von vielleicht 5 LE hat, würde man dort niemals 100 LE verlangen.
In Kairo fiel ich einmal einem echten Schlitzohr in die Hände. Im "Eingeborenen-" Bazar fand ich einen Baumwollumhang, der mir mit 20 LE um vielleicht 5 LE überteuert schien. Ich fing mein übliches Lamento an, als er lächelte, mir eine Hand auf die Schulter legte und leise in seinem unnachahmlichen ägyptisch-englisch-deutsch sagte, daß ich zwar durchaus recht hätte, aber doch wohl am ägyptischen Bildungssystem interessiert sein müsste. Ich stutzte. Naja, sagte er, er habe zwei Schulkinder zuhause und eben diese 5 LE seien für ihre Schulbrote gedacht. Natürlich stimmte das nicht. Aber ich habe mich so amüsiert, daß ich ihm zu den überflüssigen 5 LE auch noch zwei Kulis für sein "ägyptisches Bildungssystem" in die Hand drückte. Als wir uns voneinander trennten, grinsten wir beide breit.
... Seht den Bazaris (wo's geht!) ihre Dreistigkeiten ein wenig nach ... swingt einfach ein wenig mit!
Michael
Natürlich werden diese Shopbesitzer von uns kühlen, meist völlig unterkühlten Europäern als "aufdringlich" empfunden. Überspitzt ausgedrückt, brauchen "wir" erstmal das eine oder andere Gallönchen Sprit in der Blutbahn, um auch nur annähernd flüssig auf Mitmenschen zugehen zu können.
Nicht so Ägypten.
Die Gesellschaft ist wahrhaft hochkommunikativ ... obschon ich überhaupt kein Wörtchen Arabisch beherrsche (noch nicht!), kam ich abends schon durchaus mit Fusseln an den Lippen heim ins Hotel. Man mache sich die typisch und völlig zu recht so hochtypisch ägyptische Musse und setze sich einfach mal für eine Stunde mit einer Shisha an den Straßenrand. Was tun sich da für Geschichten auf! Beginnend mit der Entdeckung, dass sich selbst die Gestik teilweise völlig von unserer unterscheidet, begreift man für gewöhnlich ganz schnell, daß Kommunikation einen sehr viel höheren Stellenwert als bei uns einnimmt. Hier bei uns schleicht man möglichst schweigend in irgendein Kaufhaus, kramt sich sein Zeugs selbst aus dem Regal, ordnet es der Kassiererin mundgerecht auf dem Band an und verschwindet nach dem Bezahlen meist unauffällig wieder nach Hause. DAS ist in Ägypten wahrlich unmöglich.
Was wir häufig als "aggressiv" empfinden (und manchmal wird es das auch sehr wohl, ab und zu sogar in Verbindung mit regelrechter Kriminalität!), ist kaum etwas anderes als der Umgang der Ägypter untereinander und soll keine Abnerverei darstellen sondern eher die Aufnahme einer kommunikativen Situation.
Höchst genußvoll habe ich das in Assuan erlebt; einen Kondensstreifen interessierter Touristen hinter mich herziehend, ließen wir uns gezielt in die Arme eines "solchen" Bazaris fallen. Es entspann sich eine ganze Straßenszene; einige Leute aus angrenzenden Ständen gesellten sich hinzu, Passanten blieben lachend stehend und wir quatschten, handelten, lachten, tranken Tee und versicherten uns gegenseitig ewiger Freundschaft. Obschon wir gute zwei Stunden dort zugebracht hatten, wurde in diesem Stand nur für ein Volumen von 50 LE eingekauft, was für einen Bazari angesichts dieser Touristenmenge geschäftsmäßig eine herbe Enttäuschung war. Dennoch drosch er mir zum Abschied seine Pranke auf den Rücken, wischte sich noch Lachtränen ab und rang mir das Versprechen ab, eines Tages nach Assuan und zu ihm zurückzukommen. Nur zu gern habe ich es ihm versprochen!
Wenige hundert Meter weiter interessierte ich mich in einem Laden gezielt für Kohlen für meine Shisha und denn doch ein wenig verunsichert registrierte ich, daß der Bazari hinter mir abschloss. Er begann das Plaudern, formulierte, daß ich doch ganz bestimmt US-Amerikaner sei und registrierte sehr aufmerksam nicht nur meine Antwort "Nein!", sondern auch die Art, wie ich sie vorbrachte. Theatralisch schaute ich schnell in die Runde und bedeutete ihm, er solle mir näher kommen. Als mein Mund fast sein Ohr berührte zischte ich, daß alle Amerikaner Verbrecher seien und ich als Deutscher stolz auf unsere Freundschaft zu dem großartigen ägyptischen Volk sei und siehe, er schmolz dahin. Nebenbei bemerkt, sehe ich es wirklich so.
Beruhigt dachte ich daran, daß wir diese Nacht noch bei Assuan liegen würden und musste nicht fürchten, bei meiner hoffnungslos verspäteten Rückkehr einen leeren Schiffsliegeplatz vorzufinden und so schwadronierten wir zwei, bis der Mond seine besondere und zauberhafte Sichel über dem Nil zeigte. Ein Gläschen Tee nach dem nächsten wurde geleert und wieder verschwand für mich ein weißes Fleckchen auf der ägyptischen Menschenkarte. Wir schieden wirklich als Freunde voneinander. Er löschte die Lichter und ging die Gasse links herunter und ich rechts. Einander zuwinkend.
Was ich damit sagen will?
Ägypten ist kommunikative Leidenschaft. Allzu aufdringliche und schreierische Bazaris wimmele ich zunächst mit einem halblaut dahingenuschelten: "La schukran." ab, was übersetzt ein höfliches "Nein, danke." darstellt. Setzt mein Kontrahent nach, ziehe ich die Stirn in Zornesfalten und zische jetzt ein "La!" und wenn auch das nicht hilft, dann werde ich eben laut. Mir ist aus solchem noch niemals eine gefährliche Situation erwachsen, im Gegenteil. Oft genug habe ich festgestellt, daß ich in meinem Gegenüber Respekt erzeugt habe.
Einem höflichen Bazari dagegen, und wenn er noch dreimal nachsetzt, begegne ich grundsätzlich niemals scharf! Er tut seinen Job, er hat zuhause eine Familie und soooo leicht liegt auch für einen im Tourismus arbeitenden Ägypter das Geld nicht mehr auf der Straße.
Zudem dürfen wir nicht vergessen, daß viele Touristen die Geduld ihrer Gastgeber oftmals gefährlichen Proben unterziehen.
Selbst gutwilligste Ägypter geraden scharf an die Grenze ihrer inneren Ruhe, wenn sie (wie ich selbst gesehen habe!) schwer Besoffene und Halbnackte zur Zeit ihres Ramadan durch ihre Hauptstadt wanken sehen. Der gläubige Muslim muß zur Ansicht geraten, daß all diese Leute wahrhafte Qafare sind, Ungläubige, wertlos, da sie noch nicht einmal die einfachsten Regeln Ägyptens befolgen wollen.
Ich persönlich habe mit Bazaris folgende Erfahrungen gemacht:
- trifft man sie in stark touristisch geprägtem Umfeld, sind sie oft sehr lästig und nachhaltig. Man versuche es mit meinem "La shukran"-Trick. Durch das Beherrschen dieser beiden Vokabeln zieht man sich wenigstens das Käppchen "ICH kenne Ägypten und MICH führst DU nicht an!" über.
- trifft man sie in ihren eigenen Straßen, Gassen, Städten und Bazaren, gibt es diese Nachhaltigkeit gar nicht. Dort sind die Bazaris durch die Bank (!) muslimisch höflich; sie verleihen ihrem Bedauern lächelnd Ausdruck und wünschen dir einen guten Weg. Dort ist durchwegs auch das Spiel "ICH nenne dir einen Fantasiepreis, sieh zu, mir ein Bröckchen meines ultimativen Gewinns abzuquasseln." realistischer angesetzt; für einen Artikel, der einen normalen Handelspreis von vielleicht 5 LE hat, würde man dort niemals 100 LE verlangen.
In Kairo fiel ich einmal einem echten Schlitzohr in die Hände. Im "Eingeborenen-" Bazar fand ich einen Baumwollumhang, der mir mit 20 LE um vielleicht 5 LE überteuert schien. Ich fing mein übliches Lamento an, als er lächelte, mir eine Hand auf die Schulter legte und leise in seinem unnachahmlichen ägyptisch-englisch-deutsch sagte, daß ich zwar durchaus recht hätte, aber doch wohl am ägyptischen Bildungssystem interessiert sein müsste. Ich stutzte. Naja, sagte er, er habe zwei Schulkinder zuhause und eben diese 5 LE seien für ihre Schulbrote gedacht. Natürlich stimmte das nicht. Aber ich habe mich so amüsiert, daß ich ihm zu den überflüssigen 5 LE auch noch zwei Kulis für sein "ägyptisches Bildungssystem" in die Hand drückte. Als wir uns voneinander trennten, grinsten wir beide breit.
... Seht den Bazaris (wo's geht!) ihre Dreistigkeiten ein wenig nach ... swingt einfach ein wenig mit!

Michael
<<< Wer einmal von den Wassern des Niles getrunken, kann seinen Durst niemals mehr woanders stillen. >>>
Hallo Micheal,
da chateri momentan nicht hier ist, übernehme ich seinen Part, zwar nicht so geistreich und hintergründig, da kann ich ihm nicht das Wasser reichen, aber in meinen eigenen Worten: es ist einfach köstlich und erquickend, Deine posts zu lesen. Ich gebe Dir in allem Recht, habe selbst das gleiche praktiziert bei meinen mehr maligen Ägypthenbesuche und, obwohl ich Alleinreisend bin, keine Probleme mit den Händlern gehabt. Im Gegenteil,. ich weiss sie eben richtig "abzuwimmeln" sie in ein Palaver zu verwickeln und gehe auf ihren etweas "eigenen" Humor entsprechend ein.
Schon klappt die ganze Angelegenheit und wird nicht zum Stress hoch 3!
Ich will nicht sagen, dass ich gerade deshalb die Ägypther und ihr Land liebe, aber es gehört einfach alles mit dazu.
In diesem Sinne
ma salama, leider wieder aus dem kalten Nürnberg
Gisi
@ Isis: meine Reisebericht habe ich gepostet, stellt ihn einfach dahin, wo er hingehört!
da chateri momentan nicht hier ist, übernehme ich seinen Part, zwar nicht so geistreich und hintergründig, da kann ich ihm nicht das Wasser reichen, aber in meinen eigenen Worten: es ist einfach köstlich und erquickend, Deine posts zu lesen. Ich gebe Dir in allem Recht, habe selbst das gleiche praktiziert bei meinen mehr maligen Ägypthenbesuche und, obwohl ich Alleinreisend bin, keine Probleme mit den Händlern gehabt. Im Gegenteil,. ich weiss sie eben richtig "abzuwimmeln" sie in ein Palaver zu verwickeln und gehe auf ihren etweas "eigenen" Humor entsprechend ein.
Schon klappt die ganze Angelegenheit und wird nicht zum Stress hoch 3!
Ich will nicht sagen, dass ich gerade deshalb die Ägypther und ihr Land liebe, aber es gehört einfach alles mit dazu.
In diesem Sinne
ma salama, leider wieder aus dem kalten Nürnberg
Gisi
@ Isis: meine Reisebericht habe ich gepostet, stellt ihn einfach dahin, wo er hingehört!