Zu der Sache mit den drei beschädigten Sachen für 60 € schrieb Bes:
Bei 115 LE hätte ich gelacht und wäre gegangen.
Nö.
ICH hätte erst gelacht und dann einen meiner märchenhaften und auch in Ägypten durchaus bekannten Wutanfälle erlitten. Möglicherweise hätte ich den Verkäufer sogar gefragt, ob er nicht wisse, daß der Koran solcherlei verböte. Hab ich schon mal gemacht und mir damit einen einerseits arg lästigen und andererseits hoffnungslos überteuerten Händler vom Halse geschafft.
Der Tip mit den Bazaren in Kairo ist Gold wert. Was du irgendwo in Ägypten für 50 LE und mehr bezahlst, kostet dort höchstens die Hälfte! Zudem sind die meisten Sachen in den Souvenirshops in schlechter bis wirklich hoffnungslos mieser Qualität.
Das hat damit zu tun, daß die Figuren aus dem schwarzen Material im Asphaltdruckverfahren hergestellt werden und die Formen dafür "ausgelatscht" sind. Zunächst einmal werden durchaus ambitioniert Formen für Replikate hergestellt und damit werden erstklassige Stücke zu happigen Preisen für Kenner in limitierter Auflage hergestellt. Für gewöhnlich leiden die Formen bei diesem Prozess und als "2.Wahl" werden sie dann an die tausenden kleinerer Familienfabriken verscherbelt, die daraus dann auch qualitativ deutlich schlechtere Figuren herstellen und verhökern. Mitunter sind die Formen so schlecht,, daß sie von Hand nachgearbeitet werden müssen und dann findet man schludrig und brutal falsch hingeschmierte Hieroglyphen.
Manchmal war mir das direkt peinlich.
Dann trat ein glücksstrahlender Touri an mich heran und forderte mich auf, die auf seinem Mitbringsel angebrachten "Hieroglyphen" zu entziffern. Mit Standardtexten habe ich überhaupt keine Probleme und um höflich zu sein und den Urlaubsgenuß nicht zu schmälern, schmückte ich das, was ich überhaupt noch erkennen konnte, märchenhaft aus .....
Exakte und gut gemachte Replikate (die erhalten dann sogar offizielle Zertifikate vom Staat und werden durch Inspektoren der Regierung überwacht!) sind nicht mehr bezahlbar. Ich war bei einem Juwelier in Gizeh, der sich auf das replizieren von Goldschmuckstücken aus dem Grabschatz des Tut-Ankh-Amun spezialisert hatte. Die Schönheit und Exaktheit der Stücke war wirklich überwältigend. Die Preise leider auch.
Fazit: Es gibt keine Einzelstücke. Grundsätzlich ist immer alles mehr oder weniger Massenware. Stürzt euch in den Khan-El-Khallili und schaut euch sehr viel an. Die Händler dort sind leider ein wenig aufdringlich, mit einem bißchen bestimmter Höflichkeit aber ziehen sie sich lächelnd zurück. Wenn ihr euch für einen bestimmten Bereich von Artikeln entschieden habt, kennt ihr auch Preise und qualitative Ausführung. Der Rest ist einfach: erspäht ihr ein besonders schön ausgeführtes Stück zu einem akzeptablen Preis: zuschlagen!
Merke: die berühmten schwarzen Götterfiguren dürfen bei einer Höhe von ca. 20 Zentimetern und guter bis sehr guter (naja. Vergleichsweise halt) Ausführung nicht über 50 LE kosten! Alles andere ist Nepp oder soll dazu dienen, die Verhandlung möglichst zäh zu gestalten. Ich habe selbst einen traumhaft schönen Anubis und eine recht akzeptable Sachmet im heimischen Schrank. Beide habe ich mit umgerechnet 20 DM damals bezahlt und Touris getroffen, die das dreifache berappt hatten!
Mutige verlassen nach ihrer Erkundungstour im Khan-El-Khallili diesen Bazar und tigern Richtung Alt-Kairo (oder Richtung Bab-El-Futur ist ebenfalls sehr erfolgversprechend!) durch die Bazare für Kairener selbst. Da findet ihr genau die gleichen Stücke, aber gleich nochmal 10 - 20 Prozent günstiger bei erheblich (!) freundlicheren und zugewandteren Händlern. Gerade jetzt im Ramadan ist für solche Zwecke goldene Saison! Millionen auswärtiger Muslime halten sich jetzt in Kairo auf und zeigen Interesse an solchen Stücken. Diese Interessenten halten sich aber höchstens kurzfristig zum Amüsieren im Khan-El-Khallili auf und würden dort nie kaufen. Also packen tausende kleiner Straßenhändler in den umliegenden "Einwohner-" Bazaren ihre Souvenirbestände auf die Tische und bieten sie zu moderaten Preisen an. So findet man Anubis neben Socken, Isis neben Kochpötten und Horus bei Hausschuhen. So als ägyptischer Gott muß man halt mal fünfe gerade sein lassen, wenn man unter Leute geht
Gruß
Nebtaui