„In eurem Urlaub solltet ihr der Mittelpunkt sein.“

Hier Fragen und Infos die das Reisen nach bzw. in Ägypten betreffen (keine Nennung von Veranstaltern / Anbietern)

Moderatoren: Uli, Isis

roger

„In eurem Urlaub solltet ihr der Mittelpunkt sein.“

Beitragvon roger » So 22 Jan, 2006 17:01

Riff-Villa Samak am südlichen Stadtrand von Marsa Alam, direkt an Meer.
14 Tage das pure Leben fern aller Sorgen, umhegt und gepflegt und doch mitten drin im richtigen und ursprünglichen Ägypten.
Dieser Bericht ist den Betreibern und dem Team der Riff-Villa Samak gewidmet, die nicht nur einen Slogan für Ihr Haus gefunden haben, sondern diesen auch leben.
„In eurem Urlaub solltet ihr der Mittelpunkt sein.“
Montag, der 02.01.2006:
Mann ist das Früh 3.30 Uhr aufstehen und ab geht es zum Flughafen. Es ist schw… kalt, aber die Aussicht auf Ägypten läst es uns ertragen.
In Marsa Alam dann ein warmer und herzlicher Empfang. Warm durch das Wetter und herzlich durch Anja die am Flughafen auf uns wartete. Durch Ihre erfrischende Art, uns die Philosophie der Riff-Villa nahe zu bringen, wurden wir schon auf der Fahrt zur Villa auf das zu erwartende vorbereitet. Und wir wurden nicht enttäuscht. Knapp eine Stunde Fahrt im Beduinentaxi (ich liebe es wenn das kleinste Fahrzeug am Flughafen unseres ist) dann Begrüßung in der Villa und schon war man mitten drin. Nach 2-3 Stunden bei netter Unterhaltung Tee, Bier, Kaffee und Magdas köstlichen Kuchen erstmals die Frage „ Wo ist eigentlich unser Zimmer?“ Zum Koffer auspacken kamen wir trotzdem noch nicht, zu schön war es mit den Anderen auf der Terrasse zu sitzen und das Abendessen lies auch nicht mehr lange auf sich warten.
Was soll ich sagen? Es wurde spät an diesen Abend.
Am nächsten Morgen kam die gefürchtete Frage: Was wollt Ihr tun? Müssen wir uns jetzt entscheiden? Aber nein! Sagt uns zu was Ihr Lust habt und wir organisieren das.
Super heute machen wir einen faulen Tag. Die ganze Zeit am kleinen aber feinen hauseigenen Strand und Mittags rief es von oben „Essen ist fertig“. Uns dämmerte schon: Aufpassen sonst wirst du hier kugelrund. Abends dann wieder mit allen Anderen auf der Terrasse: Was Du tauchst nicht? (Ein Taucher der nicht taucht, taucht nichts`.) Das werden wir ändern.
Am Mittwoch ging es zu einer nahe gelegenen Tauchbasis. Eine schöne Bucht mit Nord- und Südriff und einen großen Hotel.
Mein erster Tauchgang! Ich habe Probleme mit dem Druckausgleich, dachte erst es geht gar nicht aber die Geduld und Hilfe von Ralf, dem Gaid der Villa, brachte mich dann doch auf 5,9m „wou… irre…“ jetzt war ich INFIZIRT!
Das probieren wir gleich noch mal. Am Donnerstag ging ich mit Christina, Betreiberin der Riff-Villa und Tauchlehrerin, noch mal ans` Hausriff. Wieder Kampf mit dem Druckausgleich aber als es dann klappte war es einfach SUPER! Cristina kümmerte sich um alles, Tarieren, Richtung, Luft und Zeit und ich konnte schauen und staunen. Danke noch mal Cristina, für dieses schöne Erlebnis.
Jeden Tag unseres 14 tägigen Aufenthaltes in der Riff-Villa zu beschreiben währe Wahnsinn, es gibt hier kein festgelegtes Programm. Habt Ihr Lust auf Wüste? Mann organisiert eine Wüstentour. Habt Ihr Lust auf Tauchen? Bitte wo? Mit Pick-Up oder Kleinbus, mit Zodiac oder Tagesboot, zum Elphinstone, Shaab Samadai, an die Marsa Moräna, Ton Do Ba Bay oder nach Marsa Mukrap mit ihren traumhaften Sandstand. Und das sind lange noch nicht alle Möglichkeiten.
Bis auf die zwei Mal Schnuppertauchen kann ich die Tauchplätze nur nach den begeisterten Diskussionen unserer Mitbewohner beurteilen. Abends beim Decobier, wenn die Rede von wunderschönen intakten Riffen, Haien, Barakudas, Schildkröten und einmal auch von 8 Delphinen war, brauchte ich nur die leuchtenden Augen der Erzähler zu sehen um zu wissen „das ist kein Taucherlatein“. Über das Schnorcheln kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. EIN TRAUM !!! Man merkt sofort, hier wird im Jahr so viel getaucht und geschnorchelt wie in Hurghada an einem Tag. Vielfältig, artenreich und bunt, voller Leben, einfach wunderschön.
Kennt Ihr die Ladenstraßen in ägyptischen Städten? Ja! Kennt Ihr auch die Ladenstraßen in ägyptischen Städten in denen es keine Souvenirshops, aufdringliche Verkäufer und um Kulis bettelnde Kinder gibt? Nein! Dann fahrt ganz schnell nach Marsa Alam. Na gut 2, 3 Souvenirshops gibt es da auch schon, aber ansonsten habt Ihr dort noch das Flair was das Land so liebenswert macht. Wo eine Einladung zum Tee einfach Gastfreundschaft heißt und nicht –kaufe bei mir ein-. Wo man nach Deinen Namen fragt weil man höflich ist und nicht weil man Dich dann besser beschwatzen kann. Wo Du hinter jeder Antwort auf Deine Frage ein „Inshalla (so Gott will)“ zu hören bekommst.
Auch die schönste Zeit geht einmal vorüber, aber unser Urlaub sollte noch mit einem ganz besonderen Erlebnis gekrönt werden. Am vorletzten Tag ging es nach Süden zum 260km entfernten Kamelmarkt in El Shallatin.
Auf geht’s, in den tiefsten Süden Ägyptens.
6.00 Uhr sollte es losgehen „Inshalla“ 5.50 Uhr stand unser Auto vor der Villa. Wer nicht fertig war, das waren wir. Sag noch mal einer die Ägypter nehmen es mit der Zeit nicht so genau. Zwanzig nach ging es dann los. Unser ägyptischer Fahrer, Anja unsere „Lange Blonde“ die sonst in der Villa auch für die Kinderbetreuung zuständig ist, meine Frau und ich. Sonnenaufgang, endloses Meer auf der einen Seite, auf der Anderen die endlose Wüste.
Leider waren bei unseren Besuch nur zirka 300 Kamele auf dem Markt. 3 0 0 !!! Mann war das ein Gewusel und nun stelle man sich vor an manchen Tagen sind es an die 2000. Ich glaube dann wird es eng. Wir spazierten mitten durch die Herden und hatten auch gleich einen sachkundigen Führer. Der hiesige Tierarzt der Quarantänestadion lies es sich nicht nehmen die einzigen Touristen auf seinem Heute doch „ach so ruhigen Kamelmarkt“ herum zu führen ihnen alles zu zeigen und zu erklären. Ich bekam zwar nur die Hälfte mit, sein Englisch ist bestimmt nicht das was an deutschen Schulen gelehrt wird, mein Englisch ist aber auf jeden Fall noch schlechter, aber interessant war es trotzdem. Die Kamelherde geht nach Kairo zum Schlachter. Das dort sind Reitkamele und schaut dort, die sind knapp ein Jahr alt. Wir stellten fest die bis Einjährigen sind „Knutschkamele“ …Hääää?... Na Kamele bei welchen, wenn sie stehen, das Maul auf Knutschhöhe ist. Meine Mädels diskutierten welches Kamel sie kaufen würden (für den Preis 200-300 Euro bekommst du in Deutschland ja gerade mal einen Hund) und ich studierte, in Vorbereitung dessen, die Verkaufsgeflogenheiten. Auweia, da geht es richtig heftig zur Sache. Zwei stehen sich gegenüber, jeder 3-4 Leute im Rücken und dann ein Getobe und Geschrei, ich dachte gleich bricht ein Stammeskrieg aus. „Aber nein“ erklärte mir unser Doktor „das ist völlig friedlich“. Nach mehr oder weniger Zeit reichte man sich die Hände, ein Dritter nahm Diese in die Seinen und der Handel war besiegelt. Das mit dem Kamel kaufen habe ich den Mädels ausgeredet.
Auf der anderen Seite des Marktes wartete ein weiteres Erlebnis wenn auch nicht für zartbeseitete Gemüter. Die Verladung der Kamele auf LKW. Na gut, man sieht ja nicht wie es den Rindern in Deutschland geht wenn sie zum Schlachten verladen werden. Aber wie dort 12 Mann mit Stricken und Rohrstöcken das arme Vieh auf den Truck zogen, schoben und dann fast übereinander stapelten. Es tat einen doch eine Gänzehaut überziehen.
Na gut, dann laß uns schauen was aus den armen Kamelen wird. Lecker Essen!
Zuvor ging es über den leider recht leeren Basar. Keine Kamele – keine Händler. Es gibt alles was ein Ägypter brauchen kann und sicher auch einiges was er nicht brauchen kann. Natürlich versucht man auch hier an einem Touristen zu verdienen, aber warum soll ich nicht das Doppelte bezahlen wenn ich in Deutschland das Fünffache dafür hinlegen muss?
Zum Mittagessen sind wir dann in das beste Haus am Platze. Unten halb Teestube, halb Stehimbiss. Hinten die Treppe hoch und dann …Wou… das hätte ich nicht gedacht. Wunderschön rustikal und gemütlich und blitzsauber. Anja und unser Fahrer konnten gut Englisch, Unser Fahrer und der Wirt gut Arabisch und nach kurzer Zeit stand unser ganzer Tisch voll der verschiedensten ägyptischen Leckereien. Ich hab mir die Namen nicht gemerkt. Es gab das obligatorische Fladenbrot, Reis und Bohnen, Kartoffeln mit verschiedenen Gemüse, etwas grünlich –öliges sah aus wie Moppelkotze und schmeckte super lecker, vorher ein Süppchen und dann Kamel vom Grill. Es heißt, „du sollst bei deinem Gastgeber immer was auf den Teller lassen sonst währst du nicht Satt“ und man packt Dir noch mal auf. Das Problem hatten wir nicht. So leid es uns tat, es war so lecker, aber einfach nicht zu schaffen. Nach dem Essen? Natürlich türkischen Kaffee. Wir unsere Gläser und Flaschen geschnappt und ab in die arabische Ecke. Auf flachen Polstern rumlümmeln, rauchen und Kaffee schlürfen. Plötzlich wechselte die Musik von Modern auf Volksweise und unser Wirt und ein Gast (Lybier o.ä.) begannen zu ihrer und unserer Unterhaltung einen Schwerttanz. Man denkt man kennt so was, das gibt es bei Pauschal jeden Abend. Irrtum, das hier war echt, die Leute hatten ihren Spaß daran und waren Stolz auf ihre alte Tradition. Wir ließen uns auch nicht lange bitten mitzumachen. So teilten wir ihre Lebensfreude und unterstrichen den Spaßfaktor mit unseren ungewollt grotesken Bewegungen.
Irgendwann stellte ich die Frage „Wann müssen wir denn wieder los? Gut. Das war eine blöde Frage. Die Antwort „Wann Ihr wollt!?“ Na gut. Wie wäre es mit Nachtisch und noch einen Kaffee? – Kam auch prompt. Kuchen…, ich liebe ägyptischen Kuchen.
Nach fast 3 Stunden hieß es dann Abschiednehmen Bis bald, Ma salama, Inshalla.
Abschiednehmen war auch unser Problem am nächsten Tag, es war schon ein bisschen schwer, aber wir kommen bestimmt bald wieder.

Sicher beantwortet dieser Bericht kaum Fragen. Er soll ja auch nur Interesse an einem etwas anderen Urlaub wecken. Wenn Ihr noch etwas wissen wollt, mailt einfach albatros-montagen@gmx.de es gibt noch viel zu berichten. Schaut auch mal bei www.riff-villa.ch
Birgit & Roger Januar 2006


edit by isis
Vielen Dank für deinen Bericht. Ich habe Deinen Bericht gleich mal in die ---> Rubrik Reise und Hotelberichte kopiert. Januar 2006

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Uli
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Beitragvon Uli » So 22 Jan, 2006 22:48

Ein schöner Bericht.

Gruß
Uli

Miriam

Beitragvon Miriam » Mo 23 Jan, 2006 19:40

Knapp eine Stunde Fahrt im Beduinentaxi (ich liebe es wenn das kleinste Fahrzeug am Flughafen unseres ist)
Natürlich versucht man auch hier an einem Touristen zu verdienen, aber warum soll ich nicht das Doppelte bezahlen wenn ich in Deutschland das Fünffache dafür hinlegen muss?
nach kurzer Zeit stand unser ganzer Tisch voll der verschiedensten ägyptischen Leckereien. Ich hab mir die Namen nicht gemerkt. usw.

Hallo Roger,

super Bericht. Es tut so gut, mal wieder solche Sätze zu lesen und zu wissen, dass es auch noch solche Touris gibt. Die meisten (mal fast alle aus diesem Forum ausgenommen;-)) wollen so einen Urlaub ja gar nicht. Ich könnte immer heulen, wenn die Touris im Urlaub mit den Minibusfahrern um den Gegenwert von 12 Cent streiten und schon krank werden wenn sie ägyptisches Essen nur sehen.

Danke

Miriam

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Mo 23 Jan, 2006 20:59

Danke für den bericht, auch wenn mich der Textblock zugegebenermaßen etwas "erschlägt". :wink:

Ich zitiere Miriam:
Ich könnte immer heulen, wenn die Touris im Urlaub mit den Minibusfahrern um den Gegenwert von 12 Cent streiten und schon krank werden wenn sie ägyptisches Essen nur sehen.


Ich möchte die Preisdiskussion nicht neu anheizen, sie ist an anderer Stelle hier im Forum zu genüge ausgebreitet worden und für alle nachlesbar.
Deinen Gedankengang verstehe ich aber nicht ganz. Die Leute, die um jedes LE feilschen, sind meiner Erfahrung nach nicht die, die sich nicht an ägyptisches Essen trauen. Da ich mich aus bereits dargelegten Gründen zur ersten Gruppe zähle, möchte ich doch um eine etwas spezifischere Betrachtungsweise werben. :roll:
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com

Miriam

Beitragvon Miriam » Mi 25 Jan, 2006 17:34

Hab mich da wohl etwas ungenau ausgedrückt ;-)

Ich meinte nicht die Touristen, die auf "ägyptische" Art unterwegs sind und für die selbe Leistung nicht mehr bezahlen wollen. Da hat das Handeln (Streiten ist ja wieder was anderes) ja auch was mit Respekt zu tun ;-).

Ich meinte die Touris, die auf ihren gewohnten Komfort nicht verzichten möchten, sich einen Minibus als Taxi chartern und dann beim Handeln das Streiten um das letzte Pfund beginnen. Die Touris, die mit ihrem Reiseleiter einen DinA4 Papyrus zum Gegenwert eines ägyptischen Monatslohnes kaufen und dann dem Busfahrer nach dem Ausflug ein Pfund Trinkgeld geben. Also Menschen, für die alles ägyptische (egal ob das Essen oder der Mensch der ihre Sprache nicht kann) minderwertig, weil fremd ist.

lg Miriam