Warum ist Osiris grün?

Hier könnt ihr Einsteigerfragen zu Ägyptologie, Tempeln, Götter usw. stellen, aber auch zur gegenwärtigen Kultur, dem Land und seinen Menschen Stellung beziehen

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Uli
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Warum ist Osiris grün?

Beitragvon Uli » Fr 25 Mär, 2005 22:15

Nein, nicht unser Forums-Osiris :wink:

Eben haben sie in dieser Nil-Sendung in der ARD gesagt, dass Osiris als Zeichen für die Fruchtbarkeit, die er über das Land bringt, grün im Gesicht ist.
Stimmt das?
War er nicht grün im Gesicht, weil er tot ist?
Hört sich blöd an, aber so haben wir es mal gehört.

Gruß
Uli

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Fr 25 Mär, 2005 23:31

Die grüne Gesichtsfarbe hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass Osiris tot ist. Er ist auch ein Fruchtbarkeitsgott, der die Vegetation wachsen und gedeien lässt.
Amun ist ja oft blau dargestellt, das bedeutet ja auch nicht, dass er erstickt oder ertrunken ist. :roll:
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Beitragvon Uli » Fr 25 Mär, 2005 23:51

und warum ist Amun blau?

Gruß
Uli

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Beitragvon Osiris » Sa 26 Mär, 2005 00:04

hi,

weil mich das jetzt auch interessiert hat hab ich mal ein wenig gegoogled ...

witzigerweise fand sich auf mehreren seiten exakt der gleiche text, was
mal wieder beweist, dass im www doch fast überall geklaut wird ;)

hier die stelle:
Die Farbe Blau gilt als Farbe des Himmels oder des Wassers. Das Blau des Wassers, als Farbe der Tiefe, verkörpert das weibliche Prinzip. Das Himmelsblau war früher mit dem Männlichen verbunden. Es ist die Farbe aller Himmelsgötter und symbolisiert das Ferne, das Göttliche, das "Geistige" (z. B. bei dem Maler Wassily Kandinsky). Diese Vorstellung fand sich bereits bei den Ägyptern, spätere Kulturen übernahmen sie. Der ägyptische Gott Amun wurde mit blauer Hautfarbe dargestellt


obs stimmt weiss ich allerdings nicht und freue mich auch über aufklärung !

mfg
osiris

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Antonia
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Beitragvon Antonia » Sa 26 Mär, 2005 01:24

salama Daniel Jackson,

warum ist Amun blau!!!!!!!! :wink:

Kannst Du mir das etwas näher erläutern!
Wende mich an Dich da du ja so wie ich festgestellt habe
ein sehr guter Ägypten-Spezialist bis! :wink:

Wünsche dir ein schönes Osterfest und viele viele viele bunte Eier :wink:

Ich werde an meinem Terminplan arbeiten für meine Reise im Juni/Juli,
bin wieder mal am abändern der Tage der Reiseroute, sonst muss ich am Ende noch länger in meinem geliebten Egypt bleiben. Traurig darüber wäre ich nicht. Aber man hat mir das Enddatum meiner Reise gesetzt
und ich denke 6 Wochen reichen für´s erste mal. Plane auch wieder für
September und November. Vielleicht laufen wir uns mal über den Weg.
Meine Beschreibung: nicht wie das Bild anzeigt, sondern kurze schwarze Haare, ja die Figur geht grad so noch, ab und an fühl ich mich wie na ja
wie achtzig :wink:

Ach ja, und dann hab ich mein spezielles an mir, ein Egypt Pin.

liebe Grüsse Antonia

Daniel Jackson
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Beitragvon Daniel Jackson » Sa 26 Mär, 2005 08:41

Warum Amun blau ist weiß ich selbst nicht. So gut bin ich dann noch nicht, muss noch viel lernen. Die Erklärung von Osiris könnte schon in die Richtung gehen, ich glaube aber, dass da was konkreteres hintersteht. Schließlich gibt es auch andere Götter die "göttlich", aber nicht blau sind...
Wäre eine Frage fürs grüne Forum.

edit: 6 Wochen Ägypten? Oh Mann, da kann ich nur von träumen... Jetzt scheiterts mal nicht am Geld, aber ich hab einfach nicht die Zeit. :? Ich fürchte, dass ich bis nächsten Winter keine Chance haben werde rüberzufliegen. Und im Winter über Weihnachten wird Lastminute schwierig sein. :roll: Für mich sieht es ganz schlecht aus.
Hab ich schon erwähnt, dass ich vor Neid bald platze :?:
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Beitragvon naunakhte » Sa 26 Mär, 2005 11:41

An dieser Stelle muß man etwas zur Farbensymbolik im Alten Ägypten sagen.
Farben hatten bestimmte Aussagekräfte. Sie zeigten also eine bestimmte Aussage im Bild/Plastik dar. Die traf auf gemalte Farben zu, aber auch auf die Auswahl bei der Farbe von Stein.
Die Farben waren bedingt untereinander austauschbar. Dies war zum Beispiel der Fall bei den Farben Blau, grün und Schwarz. Die im erweiterten Sinne eine ähnliche Aussage haben. Zudem ist zu beachten, dass diese Farben bei Alterungsprozessen gerade untereinander ihre Farbe "wechseln". So ist es oft schwierig ehemaliges Grün, Blau oder Schwarz auseinanderzuhalten, oder in manchem Licht auch nur richtig zuzuordnen.

- Schwarz steht für die Erde, das schwarze, fruchtbare Land.

- Grün steht für alles Vegetabile, alles was wächst und gedeiht. Es passt somit gut zu schwarz, denn gerade aus dieser schwarzen Erde geht es hervor.

- Blau ist der Himmel und das Wasser, beides benötigt man zum Wachstum. Blau ist die Farbe des Lapislazuli. Der öfter mit Einsprenkelungen zu finden ist. So wird die Farbe Blau mit Lapislazuli und dem Himmel mit seinen Sternen verbunden, da die Einsprenkelungen hier die Rolle der Sterne übernehmen (hierfür kann Ersatzweise dann wieder Schwarz verwendet werden [der tiefschwarze Nachthimmel]). Da Blau auch für Wasser steht, wird es auch mit dem Urozean, Nun, identifiziert.

In Bezug auf Osiris spiegeln diese Farben seine Rolle als Fruchtbarkeitsgott dar. Grün, als Farbe für das sich immer wieder regenerierende Wachstum steht dann für seine Wiederbelebung.

Amun ist in seinem Ursprung ein Gott der Fruchtbarkeit, später zählt er zu den Schöpfergöttern. Diese Götter entspringen dem Urozean und lassen die "Welt" entstehen.



soweit mein Versuch es zu erklären

nauna

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Beitragvon Uli » Sa 26 Mär, 2005 15:52

naunakhte hat geschrieben:In Bezug auf Osiris spiegeln diese Farben seine Rolle als Fruchtbarkeitsgott dar. Grün, als Farbe für das sich immer wieder regenerierende Wachstum steht dann für seine Wiederbelebung.

Also war das doch nicht so weit hergeholt, dass Osiris grün ist weil er tot war. Da fehlte halt nur der Zusatz "...und wieder auferstanden ist". :lol: Hat bestimmt mal ein Reiseführer so erzählt.

Amun ist in seinem Ursprung ein Gott der Fruchtbarkeit, später zählt er zu den Schöpfergöttern. Diese Götter entspringen dem Urozean und lassen die "Welt" entstehen.

Dann ist Amun blau, weil er dem Urozean entspringt?
Gibt es demnach noch mehr blaue Götter? (Die sind mir nie so richtig aufgefallen, muss ich meine Fotos mal durchgucken, ob da blaue Götter drauf sind...)

Gruß
Uli

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Beitragvon naunakhte » Sa 26 Mär, 2005 17:09

Hallo Uli,

ich möchte mal ein längeres Zitat aus Elisabeth Staehelin: Von der Farbigkeit Ägyptens (Leipzig 2000), S. 35 - 37 hier einstellen.

Über die Beschaffenheit und die Farbigkeit des Gottesleibes existieren textliche Aussagen, die eher in die Welt der Mythen gehören. Das Paradebeispiel, zu dem es mehrere vergleichbare Stellen gibt, ist die Beschreibung des greisen Sonnengottes am Anfang des „Buches von der Himmelskuh". Hier heißt es von Re, er sei alt geworden, seine Knochen seien silbern, sein Fleisch golden und seine Haare aus echtem Lapislazuli. Es kann sich dabei aber nicht nur um eine Alterserscheinung des Sonnengottes handeln, dagegen spricht eine Textpassage im Tempel von Kanais im Wädi Mia aus der Zeit Sethos' I. Aus dieser geht hervor, daß Re sagte, als er (bei der Schöpfung) zu reden anhob, das Gold sei das Fleisch der Götter, und die Haut des Sonnengottes bestünde aus reinem Gold. Auch im bereits erwähnten Papyrus Westcar, in der Erzählung von der Geburt der drei Kinder des Sonnengottes, wird Gold in Verbindung mit den Gliedern der Neugeborenen genannt und ihre Kopfbedeckung als echter Lapislazuli beschrieben, was den Götterhaaren aus dem blauen Halbedelstein in verschiedenen anderen Texten entspricht. Es handelt sich also beim unvergänglichen Gold und auch beim Lapislazuli um typisch göttliche und im besonderen um solare Substanzen mit ihren dazugehörigen leuchtenden Farben. Sie werden auch immer wieder sprachlich evoziert, wenn etwa in Hymnen vom Sonnengott gesagt wird: „der im Himmel aufgeht, seine Strahlen zu geben, die Erde zu erleuchten mit Gold" oder „du hast Himmel und Erde hellgemacht, deine Strahlen sind Lapislazuli". Da die Sonne mit ihrem täglichen Lauf das Wiedergeburtssymbol par excellence darstellt, kann es nicht verwundern, daß die Ägypter diese solaren Farben, vor allem das Gold, auch immer wieder an ihren Särgen und Mumienmasken verwendet haben, weil sie Gewähr für eine jenseitige Regeneration versprachen. Hier sei auf das Paradebeispiel aus dem königlichen Bereich verwiesen, die Maske des Tutanchamun, an der das Kopftuch allerdings aus Gold und Lapislazuli imitierendem Glas verfertigt ist. Ferner sei aber auch an das bereits im Mittleren Reich dem Sinuhe in seiner Lebensgeschichte von seinem König Sesostris I. in Aussicht gestellte Begräbnis erinnert, mit einem vergoldeten Sarg, dessen Kopfende mit Lapislazuli verziert ist.
Im Normalfall werden auch die Gottheiten mit der üblichen roten respektive gelben Hautfarbe abgebildet. Daneben gibt es aber auch noch symbolische Färbungen, die sich aus dem Wesen der entsprechenden Götter und Göttinnen erklären lassen, wobei diese bunten Inkarnate durchaus nicht immer zur Anwendung kommen müssen. So ergibt es sich, daß eine Gottheit nicht stets mit der gleichen Hautfarbe erscheinen muß.
Es können mitunter auch äußere Gründe für die Wahl eines Inkarnats einer göttlichen Gestalt eine Rolle spielen. Im Grab der Königin Tausret begegnen z.B. Isis und Nephthys in Parallelstaffelung, wobei Isis als die wichtigere Göttin mit gelber Hautfarbe vorn steht, die Nephthys daneben zur besseren Unterscheidung jedoch grünen Teint besitzt.
Manche Gottheiten können blaue Hautfarbe aufweisen, so z.B. Amun, dem man diese Färbung als Himmels- und Luftgott zuschreiben möchte. Sie kommt auch als Epitheton für diesen Gott vor, denn er kann direkt als der Lapislazulifarbene bezeichnet werden. Blau ist auch die sich über die ganze Szene beugende menschengestaltige Himmelsgöttin Nut auf der Rückseite der bereits erwähnten Stele der Taperet im Louvre. Wenn auf der Vorderseite des gleichen Stücks der strahlende falkenköpfige Sonnengott Re-Harachte einen blauen Leib besitzt, so hängt das sicher auch mit seiner himmlischen Wesenhaftigkeit zusammen.
Osiris, den bereits die Pyramidentexte im Spruch 366 (§ 628 a/b) als den „großen Grünen" und den „großen Schwarzen" bezeichnen, wird sowohl mit grüner als auch mit schwarzer Hautfarbe dargestellt, seltener mit dem roten männlichen Inkarnat. Die schwarze Farbe dürfte ihn einmal als Totenherrscher auszeichnen, aber auch auf seine Beziehung zur schwarzen fertilen Erde und zum Überschwemmungswasser hinweisen, die ihn letztlich zum Spender der Fruchtbarkeit machen; doch sie könnte, was sie mit der grünen Hautfarbe verbindet, wie diese auch einen Regenerationsaspekt haben. Das grüne Inkarnat muß man zweifellos in Analogie zum vegetabilen Zyklus des Werdens, Vergehens und sich wieder Erneuerns ebenso erklären.


Sicher recht interessant. Es zeigt aber auch wieviele Deutungsmöglichkeiten wir in Bezug auf die Farben haben. Wahrscheinlich können wir sie uns immer so zurechtbiegen wie wir es gerade brauchen :wink: .

Nein, es wird schon alles seine Richtigkeit haben. Und spannend finde ich es auch.

Gruß
nauna

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Beitragvon Uli » Sa 26 Mär, 2005 17:52

ist echt spannend.
Danke für die ausführliche Erklärung.
Jetzt werd ich demnächst mal genauer auf die Gesichtsfarben der Götter achten :-D

Gruß
Uli

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Beitragvon Uli » Sa 26 Mär, 2005 18:09

Der grüne Osiris:

Bild


Ein Foto mit einem blaugesichtigen Gott konnte ich leider nicht finden :(

Gruß
Uli

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Beitragvon naunakhte » Sa 26 Mär, 2005 18:19

Hallo Uli,

habe Dir einen blauen Gott (Amun :lol: ) aus dem Ach Menu in Karnak per e-mail zugeschickt.

Kann ja hier keine Bilder hochladen. Vielleicht kannst Du es für mich einfügen?

Gruß
nauna

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Beitragvon Uli » Sa 26 Mär, 2005 19:37

Hier ist er.
Amun, der mit der blauen Haut:
Bild

Danke an Nauna!!

Gruß
Uli