Hallo rrb,
danke für deine ausführlichen Antworten auf meine Fragen. Auch wenn deine Antworten einiges klarer werden ließen, möchte ich doch noch auf eine handvoll Punkte eingehen.
Dann gibt es noch den Spezialfall der dicken Bücher, früher alle schwarz-weiß, jetzt werden Sie auch durchgehend farbig. Da kommt es auf ein paar Seiten mehr oder weniger nicht an.
Auf die „paar Seiten mehr oder weniger“, komme ich weiter unten noch einmal zu sprechen!
Nehmen wir die im Beitrag genannten Deltastädte. Da frag ich mich: Gehen dort Touristen hin?
Keine Ahnung – ich hab zumindest keine gesehen

. Das mag aber vielleicht auch darauf zurückzuführen sein, dass schlicht und ergreifend entsprechende Einträge in den einschlägigen Reiseführern fehlen, welche Touristen an solch entrückte Örtlichkeiten
führen könnten. Da beißt sich die Schlange dann selber in den Schwanz.
Ich weiß, dass selbst nicht einmal die Autorenfeder vollkommen uninteressante Städtchen in glanzvolle Metropolen verwandeln kann - aber sie kann zumindest dazu benutzt werden, selbige aus dem touristischen Dornröschen-Schlaf zu kitzeln.
Gehe ich recht in meiner Vermutung, dass dir als Ägypten-Kenner solch touristische Örtlichkeiten wie z.B. Hurghada eher abhold sind? Aber dennoch finden sich entsprechende Einträge in deinem Reiseführer. Also warum dann nicht auch – wenn es auf ein paar Seiten mehr oder weniger nicht ankommt – einige kurze, stichwortartige Einträge (mit den allernötigsten Informationen für einen „irregeleiteten“ Reisenden) zu Städten wie z.B. Damanhur, Mansoura, Tanta, Nag Hammadi etc.pp.? Ich weiß, dass dies einen Mehraufwand bedeutet, aber vielleicht auch einen Zugewinn?
Gibt es etwas Interessantes anzuschauen? Das ist eine Frage der Abwägung.
Allzu restriktives Abwägen könnte jedoch schnell auch in eine Form der „Bevormundung“ ausarten. Etwaige Wahlmöglichkeiten werden einem durch Nicht-Nennung einfach vorenthalten. Und eine Nicht-Nennung im Reiseführer mag bei vielen Leuten tatsächlich gleichbedeutend mit einer Nicht-Existenz sein. Sprich: Für den Ort xy werden keine Hotels genannt, somit wird es dort auch keinerlei Übernachtungsmöglichkeiten geben. Wird das irgendwie verständlich, worauf ich hinaus will?
Stichwort „Übernachtungsmöglichkeiten“: Orte, wo ich nix Interessantes finde, kriegen keinen Text und damit auch keine Übernachtungsadresse.
Und das finde ich kritikwürdig - s.o.
Für Mansoura, Damanhur, el-Mahalla el-Kubra, Tanta (während der Mulid ist eh alles ausgebucht) gibt’s also auch keine Hotels.
Bedauerlich.
Wo’s was zu sehen gibt, stelle ich gewöhnlich auch Hotels vor (Ismailiya, Suez, Beni Suef, Qena). Es sei denn, die vorhandenen Hotels sind unter aller Sau (Edfu)
Eine Erwähnung mit entsprechendem Warnhinweis würde hingegen das tolle (!

) el-Medina-Hotel in Edfu aus den Untiefen der Nicht-Existenz herausholen – ob sich das lohnt oder nicht, mag jeder selbst entscheiden. Eine Erfahrung ist es allemal

(Dann war’s vermutlich nicht dein Reiseführer, der mir da eine Nacht bescherte?)
Jedenfalls geht mein Bestreben nicht in Richtung eines vollständigen Hotelkatalogs.
Versteh’ ich vollkommen – zumindest im Hinblick auf die typisch touristischen Destinationen mit einem Hotel neben dem anderen. Aber es erschließt sich mir nicht, warum man nicht einfach auch entsprechende Hinweise für die weniger-touristischen Örtlichkeiten bringen kann. Ich fände es wirklich schöner, wenn mir die federführende Autorenhand hier einfach etwas weniger vorenthalten würde – die Auswahl treff’ ich dann alleine.
Generell gilt für die Bücher des Müller-Verlags: Es sind Autorenbücher mit persönlicher Note. Ich bin Historiker (nicht Ägyptologe) und Sozialwissenschaftler, das sind Felder, die mich interessieren. Ich arbeite ab und an auch als Lehrer (und früher auch als Reiseleiter) und versuche, auch komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich und unterhaltsam darzustellen. Ich reise weitgehend mit Bus, Bahn oder Taxi. Ich versuche, soweit das im Genre und in den Grenzen des Copyrights vertretbar ist und die Beschreibungen noch immer passen, auch Kollegen aus früheren Zeiten zu Wort kommen zu lassen, von Herodot über Ibn Battuta bis Ge9rg Schweinfurth.
Was ich persönlich sehr schätze.
DuMont zum Beispiel hat seine Reiseführer, wie ich neidvoll anerkennen muss, in den letzten Jahren konsequent weiter entwickelt.
Muss ich wohl mal überprüfen
Und ich lerne bei jedem neuen Artikel von Roland Unger auf Wikivoyage dazu.
Welchen Reiseführer benutzt er?
Und auch ich fühle mich nicht an einem toten Punkt, sondern finde immer noch Neues.
Genau, und da sollte man ansetzen

Wo siehst Du den Rückschritt beim Rough Guide (noch immer dem Lonely Planet haushoch überlegen)?
Ich habe eine Version des Rough Guide aus dem Jahre 2003, die sich nach gründlichem Reiseführerstudium gegen sowohl deinen Reiseführer als auch den Know How durchgesetzt hat und seitdem mein jährlicher Begleiter wurde. Jetzt wollte ich diese Version gegen die verlagsfrische aus dem Jahr 2010 austauschen und musste erschrocken feststellen, dass ganze 200 Seiten fehlen! Und da sind wirklich all’ diejenigen Angaben rausgeflogen, die mich damals dazu bewogen haben, diesem Reiseführer vor allen anderen Mitkonkurrenten den Vorzug zu geben. Keine Ahnung worauf diese Misere zurückzuführen ist – ich finde es aber wirklich bedauerlich. Die verlagsfrische Version ging postwendend in den Online-Buchhandel zurück und meine 2003er Version reiste wieder mit nach Ägypten.
Was ist den Deiner Meinung nach in Mansoura, Damanhur, Tanta, Mahalla el-Kubra und Nag Hammadi für Touristen interessant?
Für Touristen in den Städten selber? Keine Ahnung – mir dienen sie meist nur als Nachtlager und Ausgangspunkt für meine Unternehmungen in die nähere Umgebung. Mein Interesse an Städten ist eher begrenzt, mein Interesse an Stätten hingegen nicht
Um das am Ende meines langen Sermons nochmal auf den Punkt zu bringen: Ich würde mir einfach einen Reiseführer wünschen, der mir persönlich noch die „Qual der Wahl“ überlässt und mir nicht selbige schon abgenommen hat.
Damit wir uns nicht falsch verstehen – der von mir angeprangerte Mangel, ist keinesfalls eine Kritik an deinem Reiseführer, sondern soll vielmehr dazu dienen, ihn noch besser zu machen. Schließlich hab ich ein nicht unerhebliches Eigeninteresse daran – mein Rough Guide ist einfach nicht mehr up-to-date!
Gruß!