Daniel Jackson hat geschrieben:Man muss doch echt mal fragen, ob der werte Herr noch alle Tassen im Schrank hat. Gleiches gilt für die Polizei. Unabhängig vom Alter der Kinder (wie kann man die festnehmen?!?) entdecke ich da eine gewisse Unlogik: Man kann einen Koran in den Müll stecken - wer dann aber den Müll vernichtet, der beleidigt die Religion. Entschuldigung, aber das ist so ziemlich das Beknackteste, was mir in letzter Zeit untergekommen ist.
Das sehe ich GENAUSO.
Das Land geht momentan durch eine schwere Zeit und wird sich (vermutlich unter Schmerzen) völlig neu selbst wiederfinden müssen.
Meine Vorhaltungen gegen diesen Imam wären vermutlich noch viel persönlicher und schärfer, denn er weiß ganz genau, was er getan hat -- das ist ihm zu unterstellen.
Die Karten mischen sich augenblicklich neu; während Mubarak diente der Islam als so ziemlich einzige, infrastrukturelle und kulturelle Infrastruktur, die Ägypten "vor Ort" überhaupt hatte. Bis kurz vor Mord wurden sehr viele Vergehen nie der Polizei, sondern dem Imam gemeldet und in der Moschee verhandelt und entschieden - der Justiz hat kaum jemand getraut.
Mubarak hat sein Volk ziemlich alleingelassen, Islam war Adminstration und politische Opposition, längst nicht nur Religion.
Aus diesem Grunde verfügte auch die Bruderschaft außer dem Militär als ziemlich einzige Organisation Ägyptens überhaupt über Vertrauen und Infrastruktur und Möglichkeit, ein Land zu verwalten und zu lenken.
Heute laufen die Dinge offenbar aus dem Ruder. Das Zeitfenster, aus dem Islam eine Religion zu machen und für alles andere einen Staat aufzubauen, beginnt sich bereits zu schließen. Volk wie Imams und Ulema im Allgemeinen werden momentan zum Spielball unterschiedlichster Interessen; Extremismus ist eine sehr unheilige Pflanze, die bisher mit Ausnahme vergleichsweise eng eingezirkelter Regionen Ägyptens kaum Fuß fassen konnte.
Dutzende einschlägige Gespräche mit "dem Mann von der Straße" und andererseits Unternehmern quer durch die letzten Jahre zeigen mir, dass die religiöse Auffassung in Ägypten eine der schlagendsten Stärken des Landes zu vergessen beginnt: Toleranz.
Die Verschärfung an dieser "Front" scheint mir Symptom wachsender Unsicherheit und ansteigender Einflussnahme von außen zu sein - inhärent ist eine engstirnige, radikale Auffassung des Islam dem Land nicht.
Die Menschen müssen Grund bekommen, ihrem neuen Staat zu vertrauen. Deshalb sind Erfolge in der Versorgung und in der Herstellung von Stabilität, dem Erreichen von Investitionen und der Erneuerung, Neuorientierung der inländischen Produktion (über-)lebensnotwendig.
Sobald den Leuten heute klar ist, dass sie morgen Brot erhalten und nächste Woche vielleicht ein Stückchen Kuchen dazu, wenn sie eine Zukunft sehen und planen können, dann reguliert sich auch der Glaube - und solche "Aktionen" wie diese wird es nicht mehr geben.
Davon bin ich ziemlich überzeugt.